IT-Projektmarkt

Freiberufler retten Projekte

25.07.2012 von Hartmut Lüerßen
Ohne IT-Freelancer wären viele Projekte nicht mehr zu bewältigen. Sie haben sich als Wachstumsmotor im Projektgeschäft erwiesen, wie Hartmut Lüerßen von Lünendonk mit einer Studie belegt.
Hartmut Lüerßen ist Partner der Lünendonk GmbH in Kaufbeuren.
Foto: Lünendonk GmbH

Der IT-Projektmarkt in Deutschland wurde von der starken Konjunktur in Deutschland getragen, die auch im Jahr 2011 dem Trend im Euro-Raum trotzen konnte. Die Anbieter von Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung freiberuflicher IT-Experten konnten sogar überproportional im Vergleich zu den IT-Beratungs- und Systemintegrationsunternehmen profitieren.

Dabei fand das Wachstum auf überaus hohem Niveau statt - zweistellige Wachstumsraten hat es im IT-Beratungsmarkt lange nicht mehr gegeben. So konnten die von Lünendonk ermittelten 25 führenden IT-Unternehmen, die mindestens 60 Prozent ihres Umsatzes mit IT-Beratung und Systemintegration machen, im Jahr 2011 einen durchschnittlichen Zuwachs ihrer Inlandsumsätze von 11,2 Prozent verzeichnen. Die Top 10 im Marktsegment für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung freiberuflicher IT-Experten übertrafen dieses Wachstum mit einem durchschnittlichen Plus von 29,1 Prozent jedoch nochmals deutlich.

IT-Projektmarkt reagiert spätzyklisch

Im Vorjahr waren die Umsatzzuwächse bei den führenden IT-Beratungs- und Systemintegrationsunternehmen mit 6,5 Prozent trotz des höheren Wirtschaftswachstums von 3,5 Prozent deutlich weniger dynamisch gestiegen. Diese Entwicklung kennzeichnet den IT-Projektmarkt als relativ spätzyklisch. Die Top 10 hatten ihre Umsätze im Jahr 2010 um durchschnittlich 26,3 Prozent steigern können und damit früher vom anziehenden Projektgeschäft profitiert.

Die IT-Freelancer haben sich in den vergangenen zwei Jahren als Wachstumsmotor im Projektgeschäft gezeigt. Das überproportionale Umsatzwachstum der Vermittlungsanbieter zeigt dies deutlich. Ohne die IT-Freelancer wäre eine Vielzahl der IT-Projekte im deutschen Markt nicht zu bewältigen.

IT-Freelancer sind Motor im Projektgeschäft

Dabei profitierten sowohl Anwenderunternehmen als auch IT-Anbieter durch die Vermittlung von freiberuflichen IT-Experten. Mehr als ein Drittel der Umsätze erzielen die Anbieter von Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung freiberuflicher IT-Experten mit IT-Unternehmen, die die IT-Freiberufler beispielsweise einsetzen, wenn bei Projekten die eigenen festangestellten IT-Berater mit den geforderten Kompetenzen in Projekten gebunden sind und daher nicht zur Verfügung stehen.

Angesichts der insgesamt hohen Auslastung traf diese Konstellation im Jahr 2011 verstärkt ein. Darüber hinaus bietet die Zusammenarbeit mit freiberuflichen IT-Experten auch für die IT-Beratungs- und Systemintegrationsunternehmen mehr unternehmerische Flexibilität.

War es über viele Jahre hinweg so, dass die Fachbereiche und die IT-Abteilung die IT-Freiberufler direkt beauftragt haben, sind größere Anwenderunternehmen dazu übergegangen, die Suche und die Beauftragung nur noch über Unternehmen wie Hays, Reutax, 1st Solution Consulting oder Experis (ehemals Elan IT) vorzunehmen oder im Rahmen von Projekten über Anbieter von IT-Beratung und IT-Services wie T-Systems oder IBM.

Matching von Profilen für Projekte bindet Ressourcen

Neben mehr Transparenz in den Honorarstrukturen und Kosteneinsparungen, die durch eine zentrale Auftragsvergabe zu erzielen sind, spielen hier auch Governance-Themen eine Rolle. Darüber hinaus binden die Suche und das Matching von Profilen mit den Projektanforderungen interne Ressourcen in den Auftraggeberunternehmen.

Inzwischen gehen nicht wenige große Unternehmen noch einen Schritt weiter und übertragen die Steuerung von sogenannten nicht strategischen Dienstleistern an einen externen Third-Party-Manager (TPM), auch Managed Service Provider (MSP) genannt. Third Party Management gehört bei vielen der führenden Anbieter zum Leistungsspektrum. Hauptkunden sind Großunternehmen und Konzerne, die teilweise mit hunderten von IT-Freelancern und IT-Dienstleistungs-Unternehmen zusammenarbeiten.

Third Party Management konsolidiert Anbietermarkt

Tendenziell spricht vieles dafür, dass die Dienstleistung Third Party Management zu einer Konsolidierung am Anbietermarkt führt, weil kleinere Anbieter von Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung freiberuflicher IT-Experten in solchen Konstellationen nur noch als Sub-Lieferant tätig werden können. Zumindest in der vom Fachkräftemangel geprägten Wachstumsphase der Jahre 2010 und 2011 hat sich diese Konsolidierung im Anbietermarkt noch nicht spürbar ausgewirkt. Denn aktuell geht es in vielen Fällen darum, die gesuchte Kompetenz überhaupt am Markt zu finden.

Hartmut Lüerßen ist Partner der Lünendonk GmbH in Kaufbeuren.