Aktuell fordern IT-Freiberufler ein durchschnittliches Stundenhonorar von 74 Euro, rechnet eine Auswertung der IT-Projektbörse Gulp vor. Damit liegt der Durchschnittssatz so hoch, wie er es seit Beginn der Auswertungen vor 14 Jahren noch nie getan hat. Bei den vergangenen beiden Analysen sechs und zwölf Monate zuvor lag die durchschnittliche Forderung der Freelancer noch bei 73 Euro. Die Daten stammen aus den Angaben von mehr als 80.000 bei Gulp eingetragenen IT- und Engineering-Selbstständigen.
Mehr als 5000 von ihnen haben darüber hinaus Auskunft gegeben, welche Stundensätze sie - unabhängig von ihrer Forderung - tatsächlich erzielen. Diese Auswertung zeigt, dass aktuell gute Chancen bestehen, die angesetzten Stundensätze auch tatsächlich durchzusetzen. Denn auch bei den gezahlten Stundensätzen liegt das durchschnittliche Honorar bei 74 Euro. Im Jahr 2011 waren es noch 72 Euro, in den vier Jahren zuvor 70 Euro.
Aktuell fordert fast die Hälfte der IT- und Engineering-Selbstständigen im deutschsprachigen Raum Honorare von 60 bis 80 Euro (47,3 Prozent) und pendelt sich damit in der Nähe der durchschnittlichen Forderung von 74 Euro ein. Der Anteil der Freiberufler, die Honorare von unter 70 Euro fordern, hat in den letzten fünf Jahren um fast elf Prozentpunkte abgenommen und liegt aktuell bei 37,7 Prozent. Knapp neun Prozent der Freiberufler fordern Honorare zwischen 90 und 99 Euro, 10,5 Prozent verlangen Stundensätze ab 100 Euro.
Die Stundensätze nach Position
Unterschieden nach Positionen fordern Projektleiter mit durchschnittlich 82 Euro den höchsten Stundensatz. An zweiter Stelle stehen Berater mit einem Honorarwunsch von 78 Euro pro Stunde. Dann folgen Trainer (73 Euro), Software-Entwickler (69 Euro), Qualitätssicherungs-Experten und Engineering-Freelancer (jeweils 67 Euro). Die Schlusslichter bilden Hardware-Entwickler (62 Euro) und Administratoren (60 Euro). Damit haben die Administratoren erstmals in der Gulp-Auswertung die 60-Euro-Hürde genommen. Insgesamt haben im Vergleich zur letzten Auswertung vor sechs Monaten Freelancer von sechs der acht Positionen ihre Honorarforderungen angehoben. Lediglich bei Qualitätssicherungs-Experten und Hardware-Entwicklern stagnierten die Stundensätze.
In den letzten fünf Jahren haben IT- und Engineering-Freiberufler aller Altersgruppen ihre Stundensatzforderungen erhöht. Am stärksten fiel die Erhöhung bei den 45- bis 49-Jährigen aus, die aktuell 77 Euro fordern. Fünf Jahre zuvor waren es 71 Euro. Die niedrigsten Stundensätze fordern die Jüngsten. Freelancer zwischen 25 und 29 Jahren verlangen durchschnittlich 60 Euro, bei den 30- bis 34-Jährigen sind es 68 Euro. Doch auch diese Altersgruppen haben ihre Honorarwünsche in den vergangenen fünf Jahren um vier beziehungsweise drei Euro gesteigert.
Keine Trendwende beim Alter der Freelancer
Aktuell sind 45,4 Prozent der bei Gulp eingetragenen Selbstständigen jünger als 45 Jahre. Im Vergleich zur Auswertung im Jahr 2007 ist der Anteil um fast 20 Prozentpunkte zurückgegangen. Allerdings ist er im Vergleich mit der Auswertung vom Februar 2012 um 0,6 Prozentpunkte angestiegen. Stefan Symanek, Marketing-Leiter von Gulp, kommentiert diese Entwicklung so: "Es wird in absehbarer Zeit keine absolute Trendwende geben, alleine aus demografischen Gründen. Aber eine Stabilisierung und damit keine weitere Abnahme des Anteils der Jüngeren wäre durchaus eine gute Neuigkeit."
Auf der Gulp-Internetseite veröffentlicht die IT-Projektbörse Kommentare zur aktuellen Stundensatzauswertung. Mehrere Kommentatoren kritisieren, dass in der Auswertung von einem Allzeithoch gesprochen wird. "Berücksichtigt man die Inflation der letzten 14 Jahre ist die Stundensatzsteigerung von 60 auf 74 Euro eigentlich nicht erwähnenswert. Die Differenz müsste höher ausfallen!", heißt es etwa in einem Kommentar.
Gulp, Projektbörse und Personalagentur für IT und Engineering, wertet halbjährlich die Stundensatzforderungen aus, die die in den Gulp Kandidatenpool eingetragenen Freiberufler in ihrem Skill-Profil angeben. Der Gulp Kandidatenpool umfasst mehr als 80.000 Profile von IT-Experten - davon 11.500 mit Schwerpunkt Engineering - und soll damit über 90 Prozent des freien Marktes in Deutschland abdecken (Berechnung basierend auf Mikrozensus 2010, Stat. Bundesamt, Wiesbaden).