Viel wird zurzeit darüber spekuliert, ob freizügige Fotos im Internet Bewerbern die Chance auf eine neue Stelle verbauen können. Wer sich ernsthafte Sorgen um seine Online-Reputation macht, den könnten die Ergebnisse einer Umfrage unter Personalern beruhigen. Insgesamt 41 Prozent von ihnen haben noch nie nach Bewerbern gegoogelt. Erst 39 Prozent der Personalabteilungen nutzen derzeit überhaupt aktiv soziale Medien.
Die Zahlen entstammen dem "Social Media Report HR 2010 " für Deutschland und Österreich. Durchgeführt hat die Befragung der Personal-Experte Thorsten zur Jacobsmühlen gemeinsam mit dem Personal-Software-Hersteller Stepstone, dem Personalernetzwerk HRM und dem Magazin "Personal Manager". 548 Personaler aus Deutschland haben teilgenommen.
Die Umfrage offenbart, dass vielerorts einige Unsicherheit darüber herrscht, wie denn mit den Informationen umzugehen ist, die das weltweite Datennetz über Stellenanwärter preisgibt. So haben zwar 59 Prozent aller Befragten schon Namen von Bewerbern in eine Suchmaschine eingegeben. Allerdings hat die große Mehrheit noch nie einen Bewerber aufgrund der Funde abgelehnt.
Viele Firmen haben zudem Bedenken, sich im Netz über potenzielle neue Mitarbeiter kundig zu machen. Am häufigsten geäußertes Argument sind ethische Vorbehalte. Einige fürchten auch, diese Recherche-Methode stehe womöglich nicht mit dem Arbeitsrecht in Einklang.
Kaum Online-Recherchen über IT-Fachleute
Am häufigsten müssen sich Anwärter auf Führungspositionen einer Überprüfung ihres Online-Rufs stellen. Für IT-Fachkräfte ist eine solche Überprüfung dagegen weit seltener üblich.
Die bestehende Belegschaft muss ohnehin kaum befürchten, dass im Internet verfügbare Schnappschüsse aus dem privaten Umfeld in der Personalabteilung auftauchen. Denn schon eingestellte Mitarbeiter überprüft fast kein Unternehmen, das an der Umfrage teilnahm. Zwei von drei Personalern gaben allerdings an, über soziale Netzwerke bereits neue Mitarbeiter gefunden zu haben. Im vergangenen Jahr landeten die Befragten darüber durchschnittlich zwei Treffer.
Klar scheint allerdings, dass die Bedeutung sozialer Netzwerke für die Personalarbeit zunehmen wird. 27 Prozent der befragten Personaler planen ihren Einsatz für die Zukunft. Ein gutes Viertel ist noch in der Entscheidungsphase darüber. Neun von zehn Personalern in Deutschland haben selbst ein Profil in einem sozialen Netzwerk, die meisten bei Xing. Mehr als die Hälfte gab an, dieses Jahr mehr Geld für die Personalsuche über Netzwerke auszugeben.
Die meisten Personaler nutzen Xing
Von denen, die die Nutzung derzeit erst planen, wollen 68 Prozent das Karriere-Netzwerk Xing einsetzen. Auch bei den Firmen, die schon heute soziale Netzwerke nutzen, liegt diese Seite an erster Stelle. Zweitbeliebtestes Netzwerk ist mit einigem Abstand Facebook. Viele arbeiten damit bereits, und von denen, die in den Startlöchern stehen, will es jeder Vierte nutzen.
Ein Zehntel der Firmen hat sich ausdrücklich gegen die Nutzung entschieden. Hauptsächlicher Grund für diese Haltung ist, dass die Befragten sich davon keinen Nutzen versprechen. Einigen fehlen auch Ressourcen oder die Zeit, sich damit zu befassen. Auch die Unternehmen, die derzeit noch keine sozialen Medien nutzen, dies aber für die Zukunft planen, wurden davon bislang vor allem durch Geld- und Zeitmangel abgehalten.
Firmen bei Social Media meist ohne Plan
Planvoll gehen die meisten Firmen das Projekt "Social Media" nicht an. Zwei Drittel der Nutzer gaben an, sie hätten einfach mal mit dem Einsatz begonnen. Immerhin 22 Prozent haben vorher gewisse Absprachen getroffen. Beratung von außen hat nur eine Minderheit herangezogen.
Richtlinien für den Umgang mit sozialen Netzwerken gibt es in den meisten Firmen nicht. Und nur wenige arbeiten derzeit an Regeln für MeinVZ, Xing oder LinkedIn. Auch was über das eigene Unternehmen im Netz an Informationen in Umlauf ist, wird vom Großteil der Firmen nicht regelmäßig verfolgt.
Gleichzeitig haben die Mitarbeiter fast in der Hälfte der befragten Firmen freie Hand, wenn sie sich vom Arbeitsplatz aus auf Netzwerk-Seiten bewegen möchten. Einige Firmen schränken die Nutzung allerdings zeitlich ein, andere sperren ausgewählte Netzwerke. Ein völliges Verbot gibt es nur in den wenigsten Unternehmen.