Manager müssen vor allem eines können - schnell Entscheidungen treffen. Und das auch noch unter Druck, oft täglich. Wissenschaftler am Forschungszentrum Jülich haben untersucht, ob sich die Gehirne von Führungskräften und normalen Mitarbeitern unterscheiden. Ihre Hypothese: Im Kopf müssten unterschiedliche Strukturen zu finden sein. Wie ihr nun im Wissenschaftsjournal PLOS ONE erschienener Artikel beweist: Manager-Gehirne sind einfach anders.
Entscheidungsträger verlassen sich, so das Ergebnis der wissenschaftlichen Studie, auf eine quasi automatisierte Entscheidungsstrategie. Stehen wichtige Aufgaben an, hören Manager auf Kernaussagen, während Nicht-Manager die Situation genau analysieren, das Für-und-Wider abwägen und dann möglichst analytisch versuchen, eine Entscheidung zu treffen. Das ist nicht nur langsam und ineffizient, ein solcher Entscheidungsprozess stößt auch oft an Grenzen, wenn nicht genug Informationen vorhanden sind. In einem automatisierten System können Entscheidungen schneller getroffen werden.
Automatisierte Entscheidungsprozesse
Hat eine Führungskraft nicht ausreichend Informationen zur Verfügung, muss er sich auf eine andere Strategie verlassen. Er muss sich auf Näherungswerte verlassen, denn an einer Entscheidung kommt er meist nicht vorbei. Das heißt nicht, dass Manager nicht auch Situationen neu analysieren können. Im Tagesgeschäft jedoch sind eben automatisierte Entscheidungen schneller.
Um herauszufinden, ob ihre Hypothese stimmt, steckten Wissenschaftler Manager und Nicht-Manager in den Kernspintomographen. Sie zeigten ihnen Wortpaare, aus denen die Probanden jeweils ein Wort wählen sollten, das ihnen besser gefiel. Das simuliert Entscheidungsprozesse im wahren Leben, zumindest im kleinen Bereich. Ihre Ergebnisse stützen ihre Annahme.
Im MRT konnten die Wissenschaftler sehen, welche Gehirnareale im Entscheidungsprozess aktiv waren. Bei Managern zeigte vor allem der sogenannte Nucleus caudatus Aktivität (ein Kerngebiet im Endhirn). Nach neuen Erkenntnissen ist er zum Teil dafür verantwortlich, dass ankommende Reize und Informationen kategorisiert werden und die Reaktionen fast schon automatisiert ablaufen.
Informationen schnell kategorisieren
Wer Informationen schnell kategorisiert, trifft schneller Entscheidungen. Er verlässt sich auf Regeln. Bei Managern ist der Nucleus caudatus aktiver, das war auf den Bildern im Kernspin erkennbar: Dadurch entscheiden sie sich schneller. Dies trat bei den Managern aber nur dann zu Tage, wenn sie sich mit von ihnen bevorzugten Kategorien beschäftigten.
"Die Führungskräfte trafen nicht notwendigerweise schneller Entscheidungen", heißt es in der Studie. Aber sie waren dann schneller, wenn es um vertraute Kategorien ging. Das weist daraufhin, dass Entscheidungsträger sich auf andere Strukturen verlassen.
Normale Menschen wägen stärker ab
Im Gehirn der normalen Angestellten liefen andere Prozesse ab: Bei ihnen waren mehrere Bereiche aktiv. Das weist laut Studie daraufhin, dass Nicht-Manager für derartige Entscheidungen länger brauchen. Bei ihnen sind Areale aktive, die in früheren Studien mit einem Abwägen des Für und Wider in Verbindung gebracht wurden. Der Entscheidungsprozess läuft in Schritten ab, schließlich können sie sich nicht auf Regeln und vertraute Kategorien verlassen. Die Gehirnaktivität von Managern und Nicht-Managern unterscheiden sich also.
Ob dies angeboren oder antrainiert ist, ein Mensch also als Entscheidungsträger geboren wurde oder nicht, konnte die Studie nicht beantworten. Und die Wissenschaftler weisen auch daraufhin, dass sich die Studie nur mit dem Äquivalent von kleinen, alltäglichen Entscheidungen beschäftigte. Aber damit sich Manager auf große und komplexe Aufgaben konzentrieren können, wo sie durchaus analysieren und abwägen müssen, ist es vorteilhaft, kleinere Entscheidungen ohne große Gedanken treffen zu können. "Manager könnten also auch besonders gut darin sein zu priorisieren", heißt es in der Studie. Wer seine Ressourcen gut aufteilt, arbeitet effizienter.