Jeder zweite Mitarbeiter in Deutschland findet, dass sein Chef zu lange zögert, bis eine Entscheidung getroffen wird (52 Prozent). Das geht aus einer aktuellen Studie der internationalen Unternehmensberatung Hay Group hervor. Die Studie umfasst Informationen von 351 Firmen in 66 Ländern weltweit.
Deutsche Unternehmen liegen im Ländervergleich 17 Prozentpunkte hinter Spitzenreiter Israel. Dort halten 65 Prozent der Befragten ihr Unternehmen für entscheidungsfreudig. Auch Österreich (63 Prozent), China (60 Prozent) und Indien (58 Prozent) erzielen vergleichsweise hohe Werte.
Nach Mexiko, Japan und den USA erreicht Deutschland gemeinsam mit Kanada Platz acht. In beiden Ländern halten 48 Prozent der Befragten Unternehmenslenker für entscheidungsfreudig. Knapp dahinter platzieren sich Frankreich, Italien, Russland, Ägypten und Südafrika mit 47 Prozent. Dann folgen Großbritannien (45 Prozent) und Brasilien (44 Prozent).
IT-Entscheider kritisieren lange Entscheidungswege
Lange Entscheidungswege beklagen auch IT-Entscheider in einer von Vanson Bourne durchgeführten Befragung. 88 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass strategische Beschlüsse nicht so schnell getroffen werden, wie es die geschäftliche Entwicklung erfordern würde.
Neben der Entscheidungsfreude hat die Hay Group auch nach der Anpassungsfähigkeit von Unternehmen gefragt. Knapp zwei von drei Mitarbeitern in Deutschland halten ihren Arbeitgeber für fähig, sich schnell auf neue Marktbedingungen einstellen zu können. Beim Thema Anpassungsfähigkeit dominieren Indien, Irland (beide 73 Prozent) und Portugal (76 Prozent).
Vorstände entscheiden zu viel selbst
Nach Meinung der Studienautoren besteht ein enger Zusammenhang zwischen Entscheidungsfreude und Anpassungsfähigkeit. Wie Unternehmen an die Entscheidungsfindung herangehen, wirke sich auf die Geschwindigkeit aus, mit der Beschlüsse getroffen werden. Dies wiederum beeinflusse die Fähigkeit des Unternehmens, auf sich verändernde lokale Marktbedingungen zu reagieren. Letztlich würde davon das Überleben der Firma abhängen, heißt es.
Gebremst wird die Entscheidungsfreude besonders bei großen Unternehmen häufig dadurch, dass viel zu viele offene Themen zentral beim Vorstand landen, nachdem sie vorher schon in mehreren Gremien behandelt wurden. Die Hay Group empfiehlt, Angestellte stärker einzubeziehen.
Entscheidungen an Mitarbeiter abgeben
"Manager können ihre Mitarbeiter dabei unterstützen und sie motivieren, schnellere Entscheidungen zu treffen. Dazu müssen sie die Entscheidungskompetenzen der Mitarbeiter genau beschreiben und im ganzen Unternehmen klare Verantwortungsbereiche abstecken", rät Bibi Hahn aus der Geschäftsleitung der Hay Group. So könnten die Befugnisse auf die passenden Ebenen und gegebenenfalls in die Regionen delegiert werden.