Der Erfolg einer neuen Führungskraft im Unternehmen hängt davon ab, wie sie die ersten 100 Tage im Job meistert. Unterlaufen dem oder der "Neuen" in dieser Zeit grobe Fehler bei Entscheidungen, ist eine Trennung vom Arbeitgeber unvermeidlich.
Neue Manager: Viele halten nur 90 Tage aus
Tatsächlich verlassen 39 Prozent der neuen Führungskräfte ihr Unternehmen schon nach 90 Tagen wieder, weil der Start völlig missglückt ist. Das ist ein Ergebnis der Studie "Onboard and upwards: How an executive's first 90 days make or break the ones that follow", für die die Personalberatung Harvey Nash britische Konzerne untersuchte. Der Grund: Die neuen Manager und leitenden Angestellte bekommen zu wenig Starthilfe. Sie werden von ihren Vorgesetzten nach dem Motto "Schwimmen oder untergehen" allein gelassen.
73 Prozent der Befragten wollen deshalb ihren neuen Arbeitgeber innerhalb der nächsten drei Jahre wieder verlassen, 37 Prozent davon noch vor Ablauf eines Jahres. "Die Art und Weise wie die neue Führungskraft eingeführt wird und die Qualität der Arbeit in den ersten 90 Tagen sind aber entscheidend für den langfristigen Erfolg und die Produktivität der Arbeit", weiß Lucy McGee, Direktorin für Leadership Services bei Harvey Nash.
Firmen organisieren Dienstantritt schlecht
Nur 24 Prozent der neu eingestellten Führungskräfte teilten mit, dass ihre Einführung problemlos verlief. Ein Fünftel gab an, dass sie sich wegen unvollständiger und nicht korrekter Informationen über ihre Rolle beim neuen Arbeitgeber nicht richtig in das Unternehmen eingebunden fühlen.
Zugleich sind die Führungskräfte der Ansicht, dass sie 50 Prozent produktiver sein könnten, wenn der Arbeitgeber ihren Start besser organisiert hätte. Nicht zuletzt greift ein missglückter Einstieg einer neuen Führungskraft auch auf deren gesamtes Team über und zieht dessen Produktivität in den Keller.
Dadurch potenzieren sich für Unternehmen die Kosten, die durch einen schlecht organisierten Dienstantritt oder auch eine falsche Stellenbesetzung entstehen. Nur 49 Prozent der Befragten gaben an, dass sie auch schwierige Themen mit ihrem direkten Vorgesetzten oder dem CEO erörtern können.
KPIs für die eigene Leistung fehlen
Ein weiterer Grund für die Unzufriedenheit der neu eingestellten Manager liegt laut Studie darin, dass sie kaum Möglichkeiten haben, die eigene Leistung und den eigenen Beitrag zu messen. 46 Prozent gaben an, dass die dazu nötigen Leistungskennzahlen (Key Performance Indicator = KPI) in den ersten vier Wochen nach Dienstantritt noch nicht genehmigt waren. Und knapp ein Drittel der neuen Mitarbeiter vollendet die ersten 90 Tage im neuen Job mit nicht abgestimmten Zielvorgaben, und das obwohl sie regelmäßig mit ihren direkten Vorgesetzten reden.
Ein Problem liegt für die Studienautoren auch darin, die Betriebe beim Anheuern von Führungskräften den nötigen Ernst und die Genauigkeit vermissen lassen. Oft stellt der künftige Arbeitgeber sich und der neuen Führungskraft ihre Rolle während des Recruiting-Prozesses nicht korrekt dar.
Arbeitgeber täuschen Bewerber für Führungspositionen
Ein Viertel der neu eingestellten Manager sind der Ansicht, dass ihr Arbeitgeber in dieser Hinsicht im Bewerbungsverfahren nicht die Wahrheit gesagt hat. Ein Drittel teilte mit, dass die tatsächlichen Aufgaben nicht mit den in den persönlichen Gesprächen beschriebenen übereinstimmen.
Bei dieser Gruppe war auch die Bereitschaft besonders hoch, die neue Firma schon nach 90 Tagen wieder zu verlassen. Lediglich etwas mehr als ein Fünftel finden, dass der neue Arbeitgeber die Erwartungen erfüllt.
Recruiting nur lästige Pflicht
41 Prozent der künftigen Manager mussten im Auswahlverfahren lediglich ein bis zwei Interview-Runden und möglicherweise noch ein zusätzliches informelles Gespräch absolvieren. Das ist ein weiteres Indiz dafür, dass für Firmen die Einstellung von Managern oder leitenden Angestellten eine lästige Pflicht ist.
Die Personalberatung befragte für die Studie im Juli und August 2012 mehr als 280 leitende Angestellte und HR-Manager aus Unternehmen und Niederlassungen multinationaler Konzerne in Großbritannien. Einen Teil der Studie führte Illuma Research im Auftrag von Harvey Nash durch.