In den USA bleibt Apple mit dem Preis für das kleinere Modell des iPhone X gerade noch mal so unter der 1000er-Grenze – das ist aber der Netto-Preis in US-Dollar, an der Kasse sind dann meist noch Sales-Taxes fällig, die sich von Staat zu Staat unterscheiden. In New York sind das etwa 4 Prozent und deren 8,25 in Kalifornien, nur in Alaska, Oregon, New Hampshire und Montana ist diese Steuer gleich null.
Einerlei, auch mit einem Bruttopreis von 999 US-Dollar wäre das iPhone X ein sehr hochpreisiges Gerät, für das man besser auch gleich noch eine Versicherung gegen Glasbruch oder andere Schäden abschließt. Mit zunehmenden Produktionskapazitäten werden die Preise für das iPhone X vermutlich schon vor dem Erscheinen der nächsten Generation sinken, künftige Iterationen könnten auch deshalb günstiger werden, weil das neue 5,8-Zoll-iPhone nicht die einzige Größe bleiben muss – die Nachfrage nach dem iPhone SE mit 4 Zoll ist ja immer noch vorhanden.
Dann also warten? Nein! Denn wer das iPhone X noch vor Weihnachten haben möchte, sollte jetzt seine Finanzen checken und sich den 27. Oktober vormerken, an dem man die "Zukunft des Smartphones" (Apple-PR-Sprech) bestellen kann.
Grund 1: Das iPhone X wird ein Must-Have
Der hohe Preis wird nur die wenigsten potentiellen Käufer abschrecken. Es ist nun einmal so, dass Apple nicht haarklein kalkuliert, was Entwicklung, Produktion, Vermarktung und Distribution kosten und dann eine vernünftige Marge aufschlägt, sondern den Preis verlangt, den die Leute zu zahlen bereit sind. Und das sind in diesem Herbst eben 1.149 respektive 1.319 Euro. Das iPhone X wird viele Käufer finden und daher sehr schnell ausverkauft sein, wie bei jedem völlig neuen Produkt muss Apple die Produktion erst optimieren.
Bei den hohen Ansprüchen, die Käufer zurecht an das neuen iPhone X stellen, darf es auch nur minimalen Ausschuss geben. Dieser Herausforderung ist Apple beim iPhone immer wieder gerecht geworden, jedoch um den Preis von anfänglichen Lieferschwierigkeiten. Wer also den Termin 27. Oktober (Auslieferung ab 3. November) verpasst, wird danach mit Lieferzeiten von vier bis sechs Wochen oder gar länger rechnen müssen. Weihnachten ist dann vorbei.
Grund 2: Hochpreisig, aber auch hochwertig
Mal abgesehen von dem nicht zwingenden Argument "Wenn es alle kaufen, muss ich es auch haben", gibt es jede Menge weitere Gründe, zum iPhone X zu greifen. iPhone 8 und iPhone 8 Plus sind zwar auch sehr vielversprechende Geräte und gewiss eine Überlegung wert, die Generation 7 steht den neuesten kaum nach und ist jetzt etwas günstiger zu haben.
Warum also die zwei bis dreihundert Euro mehr in die Hand nehmen? Weil sie kaum eine Rolle spielen. Ein iPhone ist einerseits so hochwertig, dass man es drei, vier oder gar fünf Jahre lang nutzen kann, über 60 Monate verteilt ergäbe sich also ein Aufpreis von vier bis fünf Euro pro Monat, das fällt kaum ins Gewicht. Andererseits werden Gebrauchtgeräte auch in einem Jahr noch zu guten Preisen an den Zweitbesitzer gehen können, ein iPhone X, für das man heute 200 Euro mehr ausgibt, sollte in einem Jahr auch zumindest diese 200 Euro mehr beim Weiterverkauf einbringen. Man muss das X eben pfleglich behandeln, das gilt aber auch für 8, 8 Plus und selbst für die Geräte der Konkurrenz.
Grund 3: OLED, jetzt aber richtig
Kommen wir zu den technischen Gründen. Welche Vorteile ein OLED bringt, haben wir bereits mehrfach erwähnt: Höhere Helligkeit und Energieeffizienz, beeindruckende Farben und Kontraste, dünne Bauweise. Die Pixel des Bildschirms leuchten von selbst und auch nur dann, wenn sie gebraucht werden.
Der Lieferant des OLED-Screens ist ein alter Bekannter: Samsung. So ist es wenig verwunderlich, dass OLED-Smartphones auf der Android-Plattform längst etabliert sind und die gleichen bekannten Vorteile einbringen. Nur scheint aber Apple, das mit OLED bereits bei der Apple Watch Erfahrungen gesammelt hat, das richtige Gesamtpaket aus Kamera, Bildschirm und Software zu schnüren.
Gewiss ist der OLED-Bildschirm des Galaxy Note 8 nicht schlechter, wie auch, er stammt ja aus der gleichen Fabrik. Nur Apple hat die völlige Kontrolle über Hardwarekomponenten, Betriebssystem und Software, das wird sich auch an den Fotos und Videos zeigen, die wir mit dem iPhone X aufnehmen und darauf betrachten. Der OLED-Bildschirm ist sicher das wichtigste Argument für das iPhone X statt eines iPhone 8 (Plus), das wie gesagt auch sehr vielversprechend ist.
Nach Einführung des Retina-Display auf dem Mac hat es etliche Jahre gedauert, bis (fast) alle Macs mit hochauflösenden Bildschirmen ausgestattet waren, bei iPhone und iPad wird es vermutlich etwas schneller gehen, bis gilt: OLED für alle. Will man schon jetzt einen OLED-Bildschirm auf dem iPhone haben, muss man zum X greifen. Danach wird man kein anderes Display mehr anschauen wollen.
Grund 4: Augmented Reality
Ja, natürlich, für Augmented-Reality-Anwendungen braucht es eine Kamera, einen Bildschirm, eine Software und eine stabile Internetverbindung. Insofern ist das iPhone X nicht das Gerät, auf das alle gewartet haben, damit endlich einmal das Hype-Thema AR greifbar wird. Nur ist das iPhone X eben das Gerät, das AR auf ein neues Niveau hebt.
Zunächst aber ist es dessen Software, die jedoch auch auf den 7ern, den 8ern und noch etlichen älteren Geräten laufen wird: iOS 11. Im Juni hatte Apple Entwicklern mit dem ARKit Werkzeuge an die Hand gegeben, die ersten Ergebnisse wird man ab der nächsten Woche auf seinem iOS-Gerät ausprobieren können. Warum aber Entwickler iOS mit seinem ARKit bevorzugt programmieren, liegt auf der Hand: Mit einem Schlag kann man mehrere hundert Millionen Geräte ansprechen.
Wenn AR in den nächsten Monaten und Jahren bedeutenden Aufschwung erfährt, liegt das zwar nicht am iPhone X alleine, sondern mehr an der Plattform iOS. Aber das iPhone X ist das beste verfügbare Gerät für Augmented Reality. Das liegt nicht nur am starken Prozessor – den hat das iPhone 8 (Plus) auch – sondern auch an anderen Komponenten. Hervorzuheben wäre die Dualkamera auf der Rückseite. Diese hat Apple auf dem X nun vertikal montiert und nicht horizontal wie bisher.
De facto stehen die beiden Objektive bei den meisten AR-Anwendungen für die Rückkamera aber nebeneinander – weil die meisten Spiele oder Informationsanwendungen den Landschaftsmodus bevorzugen werden. Außerdem stehen Tele- und Weitwinkelobjektiv nun etwas weiter auseinander als die (in dem Fall vertikal positionierten) Objektive des iPhone 8 Plus – denn der Blitz ist zwischen den beiden Linsen angebracht. Das bedeutet, dass die größere Parallaxe eine bessere Tiefeninformation erreicht – essenziell für alle AR-Apps.
Grund 5: Die True-Depth-Kamera und ihre Möglichkeiten
Tiefeninformation ist der wesentliche Punkt für das weitere Alleinstellungsmerkmal des iPhone X. Denn auch die Frontkamera kann den Raum in drei Dimensionen erfassen und das mit nur einem Objektiv für sichtbares Licht. Doch stecken in der kleinen Leiste, die das Vollbildgefühl des Bildschirms nur ein kleines Bisschen trübt, noch weitere Sensoren. Zum Beispiel der Punktprojektor.
Oder der Flood Illuminator, der Infrarotlicht aussendet, was wiederum die Infrarotkamera erkennt. Diese Technik dient vor allem als Sensorsystem für die Erkennung von Gesichtern, Apple nennt das FaceID. Gewiss, auch das ist nicht neu, aber Apple ist seiner Sache so sicher, dass es Abschied von der Touch ID nimmt.
Zum Vergleich: Samsung verbaut in seine Galaxies sowohl Gesichtserkennung als auch Fingerabdruck- und Irisscanner. Warum ein derartiger Overkill? Weil die Kunden die Wahl haben sollen oder weil nichts so richtig funktioniert? Apple behauptet, Face ID wäre nur in einem von einer Million Fällen von einem zufälligen Gesicht auszuhebeln, bei Fingerabdrücken geschähe das einmal bei 50.000 Kuppen.
Experten bestätigen, dass Face ID gewiss auch mit der Kunst von Maskenbildnern zu überlisten ist, der Aufwand dafür ist aber beträchtlich. So fällt es der Bequemlichkeit leicht, um über Bedenken zu obsiegen. Einfach das iPhone X in die Hand nehmen und drauf schauen, schon ist es entsperrt. An der Kasse genügt ebenso ein gerne auch schräger Blick, schon ist die Identität für die Bezahlung via Apple Pay bestätigt.
Die von der Sensorik gewonnene Tiefeninformation bringt einen weiteren Vorteil: Auch mit der Frontkamera gelingen nun Portrait-Fotos mit Bokeh-Effekt respektive dem neuen Portraitlicht. Das kann in der Qualität kein anderes Smartphone, nicht einmal die von Apple. Für Portrait-Fotos benötigt man die rückwärtigen Kameras der Plus-Modelle von iPhone 7 und 8. Klar, so kann man auch Selfies schießen, hat dabei aber keine unmittelbare Kontrolle über das Bild.
Fazit
Die aufgeführten Gründe werden nicht jeden überzeugen, doch erklären sie, warum das iPhone X zum Erfolg wird. In der zweiten Januar-Hälfte erst wird Apple die Bilanz für das Weihnachtsgeschäft vorlegen und dabei keine genauen Zahlen für die einzelnen Modelle nennen. Spannend wird aber der Umsatz pro iPhone, aus dem man schon im letzten Jahr einen Trend zum Plus-Modell herauslesen konnte. Wir rechnen damit, dass dieser Wert für Apples erstes Quartal des Geschäftsjahres 2017/18 nochmals steigen wird. (Macwelt)