Die magische Zahl 2.0 gilt auch im Rechenzentrum: Für jeden Dollar IT-Leistung muss man einen weiteren für den Stromverbrauch hinlegen. Diese Faustregel zitiert jedenfalls Michael Bullock vom Bostoner Consulter Transitional Data Services (TDS), der sich auf Rechenzentren spezialisiert hat. Auf unserer US-Schwesterpublikation cio.com berichtet Bullock von den verständlichen Bemühungen vieler CIOs um die Eins vor dem Komma - und darüber, auf welche Tipps zum Energie-Sparen sie nicht hereinfallen sollten.
Bullock bezieht sich auf das Kürzel PUE (Power Usage Effectiveness), das den Bedarf für Rechenzentrumsbetrieb und Support wie Energieverteilung, Kühlung und Befeuchtung umreißt - und die damit verbundenen Kosten. Laut Bullock variiert der PUE-Wert zwischen 3.0 - eindeutig zu teuer - und 1.3. Das schaffen allerdings nur die Wenigsten.
Bullock beobachtet, dass manche Anbieter im Zuge der Green-IT-Diskussion sozusagen "alten Wein in grünen Schläuchen" verkaufen. Er rät IT-Entscheidern generell, sehr genau nachzufragen. Insbesondere bei folgenden Glaubenssätzen:
1. Die PUE ist eine Konstante. Glaubt man Bullock, können viele CIOs den Strombedarf ihres Rechenzentrums nicht genau beziffern. Weil die Data Centers jeden Tag im Jahr rund um die Uhr arbeiten, entsteht der falsche Eindruck, die PUE sei immer gleich hoch.
Das stimmt nicht, so Berater Bullock. Wer also Angebote über Effizienzsteigerungen einholen will, muss aus mehreren Messungen den Durchschnittswert berechnen. Und wem ein Dienstleister mit der Aussage "Ich bringe ihre PUE auf 1.3" gegenübersitzt, muss nachfragen, zu welchen Zeiten das denn realistisch sein soll.
2. Bei Design und Bau eines Rechenzentrums muss die PUE auf den höchsten zu erwarteten Bedarf optimiert werden. Dieser Punkt schließt an den ersten an. Ein Data Center und sein Strombedarf entwickeln sich ebenso wie andere Komponenten in der IT auch. Das heißt, dass die Planung eines Zentrums eine gewisse Flexibilität berücksichtigen muss - und das kann eben auch heißen, zu große Rohre einzubauen.
3. Alternative Energien verbessern die PUE. Diese Aussage ist schlicht falsch. PUE bezieht sich auf Energieeffizienz - wo diese Energie herkommt, hat damit nichts zu tun.
Bei Virtualisierung sieht nicht jeder grün
4. Man kann die PUE bestehender Anlagen nicht verbessern. Das stimmt nicht. Alles, was Hitze vermeidet und Kühlung bringt, optimiert die Energieeffizienz. In Deutschland rät zum Beispiel die Technische Uni Berlin zu einfachen Maßnahmen wie dem Verschatten von Fensterfronten in Server-Räumen.
5. Neue Server und Virtualisierung tun der PUE gut. Das stimmt nur bedingt, so Bullock. Gabriele Welt, CIO bei Sanofi Aventis Deutschland, kann davon ein Lied singen. Sie hat rund ein Drittel ihrer Windows-Server virtualisiert. Fazit: Je leistungsfähiger ein Server , desto mehr Abwärme erzeugt er. "Vor ein paar Jahren hatten wir ein Platzproblem, jetzt haben wir ein Kühlungsproblem", stellt sie fest. "Wer virtualisieren will, muss sich dieser Konsequenzen bewusst sein".
Nichtsdestoweniger wirft Consultant Michael Bullock auch in die Waagschale, dass Virtualisierung zu Recht als "grüne" Technologie etabliert ist und CIOs gut daran tun, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Michael Bullock, CEO des Beraters Transitional Data Services, führt seine Gedanken auf cio.com unter dem Titel "5 myths of data center power usage optimization" aus.