Die ersten 100 Tage sind die schwersten. Die Politik gewährt dem neuen Amtsinhaber oder der neuen Amtsinhaberin in der Regel diese zeitliche Frist, um sich in das neue Amt einzuarbeiten und erste Erfolge vorzuweisen. Danach kommt es zu einer ersten Bewertung der Leistung.
Paradoxe Situation
Vor dieser Herausforderung stehen aber nicht nur neue Amtsinhaber in der Politik, sondern auch CIOs. Doch wie lässt sich ein perfekter Start in einem neuen Job als CIO hinlegen? Nun, zunächst steht ein neu berufener CIO, ob männlich oder weiblich, vor der paradoxen Situation, dass das Management hohe Erwartungen an ihn hat. Als eierlegende Wollmilchsau soll er oder sie neuen Schwung in die Unternehmens-IT bringen und beispielsweise mithilfe neuer Technologien IT-gestützte Geschäfts-Prozesse kostengünstiger gestalten. Gegenüber den Mitarbeitern und Kollegen muss sich der Neue hingegen erst einmal bewähren, denn die Erwartungen an Kompetenz und Leistung sind hoch.
Da lohnt es sich, wenn man für die ersten 100 Tage bereits ein klares Konzept hat, welche Schritte als erstes anzugehen sind. Es gilt, den Anfangsschwung zu nutzen, eigene Vorstellungen sowie Wünsche der Entscheider in einen konkreten Plan zu überführen und dafür möglichst rasch die Zustimmung alle Führungskräfte zu erhalten.
Der perfekte 100-Tage-Plan
Beispielhaft zeigen die Analysten diese Vorgehensweise am Beispiel von Maurice Chénier, der CIO bei einem kanadischen Ministerium war. Dieser wusste - gerade neu im Amt - dass er den jeweiligen Verantwortlichen bald einen konkreten IT-Plan vorlegen musste, um endlose Planungs- und Abstimmungsrunden zu vermeiden. Der pfiffge CIO beschloss deshalb, bereits in seinen ersten beiden Arbeitswochen viele Briefing-Gespräche zu führen.
Das Ziel dieser Meetings war für den CIO, die wichtigsten Themen beziehungsweise Themenfelder festzulegen, um daraus einen 100-Tage-Plan zu entwickeln und auszuarbeiten sowie eine konkrete Agenda festzulegen. Ein wichtiger Punkt war, dass Chénier bereits den aktuellen Stand der IT kannte und wusste, wo er sie hinbringen wollte als er seine neue Position antrat. Über diese Annahmen musste mit den Verantwortlichen Übereinstimmung erzielt werden. Schließlich hatte auch die Geschäftsleitung bestimmte Vorstellungen, was sich in der IT verbessern sollte. Diese mussten im Plan konkret als Punkte definiert werden, die es abzuarbeiten galt.
Schritt für Schritt abhaken
Wichtig für Chénier war, für seine Pläne zunächst die Zustimmung des Ministers einzuholen. Schließlich erarbeitete er für die Mitarbeiter funktionale Rollen und Verantwortlichkeiten, etwa für das Asset Mangement, Strategie und Planung, Internet und Intranet, und entwickelte daraus die Organisations-Struktur der IT-Abteilung. Schließlich formulierte er Personalanforderungen legte das Budget fest und ließ sich beides genehmigen. Hinzu kamen noch die Erstellung eines IT-Governance-Modells sowie formale IT-Benchmarks. War eine Aufgabe erledigt, wurde sie auf einer To-Do-Liste entsprechend abgehakt.
Das Wichtigste an den ersten hundert Tagen jedoch war, dass der CIO seine Pläne mit den verantwortlichen Entscheidern im Ministerium in eine langfristige strategische Planung überführte und daraus einen 1.000-Tage-Plan machte.
Die einzelnen Schritte und Maßnahmen beschreiben die Markt-Analysten von Forrester Research in dem Papier "A new CIO’s 100-Day Plan. Setting the Stage for CIO Success“.