Die Insolvenz der Signa Holding des österreichischen Milliardärs René Benko hinterlässt Spuren im deutschen Einzelhandel. Am Donnerstag hat der zum Unternehmensgeflecht gehörende Sportartikelhändler SportScheck angekündigt, Insolvenz zu beantragen. Die Beschäftigten der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof müssen seit Mittwochabend mit dem Verkauf ihres Unternehmens rechnen. Zuvor war bekannt geworden, dass die Schweizer Tochter der insolventen Signa-Gruppe, die Signa Retail Selection AG, bei Gericht eine Nachlassstundung beantragen will. Die Geschäfte sollen geordnet abgewickelt werden, wie die Firma in Zürich mitteilte. Ihr ist auch die deutsche Galeria mit Hauptsitz in Essen unterstellt.
Aus Sicht von Handelsexperten hat die Warenhauskette nur geringe Überlebenschancen. "Die Aussichten sind düster. Unter betriebswirtschaftlichen Aspekten macht das keinen Sinn", sagte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein der Deutschen Presse-Agentur, zur Frage der Erfolgsaussichten im Falle eines Verkaufs. Der Chef der Handelsberatung BBE, Johannes Berentzen, erwartet eine schwierige Investorensuche. "Zur Niedrigzinszeit wäre ein Eintritt in den deutschen Markt vielleicht für internationale Investoren oder sogar Handelsgruppen interessant gewesen. In der heutigen Markt- und Zinslage gibt es kaum Chancen, einen Käufer zu finden."
Signa - ein komplexes Firmengeflecht
Die in Turbulenzen geratene Signa Holding GmbH des Immobilien- und Handelsunternehmers Benko hatte am Mittwoch ein Insolvenzverfahren angekündigt. Die Holding beantragte nach eigenen Angaben beim Handelsgericht Wien die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung. Signa besteht aus einem komplexen Firmengeflecht mit Hunderten Einzelfirmen.
SportScheck teilte am Donnerstag mit, nach dem Insolvenzantrag der Holding zahlungsunfähig zu sein. Das Unternehmen mit bundesweit 34 Filialen und rund 350 Millionen Euro Jahresumsatz teilte mit, Insolvenzantrag stellen zu wollen. Die im Herbst angekündigte Übernahme von SportScheck durch den britischen Modehändler Frasers Group werde jetzt zwar "erst einmal nicht vollzogen werden; Frasers hält jedoch weiter an seinen Übernahmeplänen fest", teilte das Unternehmen mit.
Alle Filialen, der Kundenservice und der Online-Shop arbeiteten ganz normal weiter. Geschäftsführer Matthias Rucker sagte, die Insolvenz sei bitter, aber auch eine Chance, das Unternehmen mit seinen Vertragspartnern und Gläubigern nachhaltig zu stärken.
Die Zukunft vom Kaufhaus
Der Handelsverband Deutschland (HDE) sieht die Entwicklungen rund um die Signa-Insolvenz und mögliche Auswirkungen auf Galeria mit Sorge. "Kauf- und Warenhäuser sind vielerorts zentrale Anlaufpunkte in den Innenstädten. Viele Kundinnen und Kunden kommen ihretwegen in die Stadtzentren. Davon profitieren in der Folge auch die benachbarten Geschäfte und Unternehmen anderer Branchen", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Das Format Kauf- und Warenhaus habe in der Handelslandschaft nach wie vor seinen Platz.
Der Deutsche Städtetag forderte nach der Signa-Insolvenz eine Einbindung möglicher betroffener Städte. "Sollte die Insolvenz der Signa Holding Auswirkungen auf Standorte von Galeria Karstadt Kaufhof haben, müssen die betroffenen Städte aktiv in die Gespräche zwischen Gläubigern und Eigentümern, Anteilseignern und Insolvenzverwaltern einbezogen werden", sagte der Hauptgeschäftsführer des Städtetages, Helmut Dedy, den Zeitungen der Funke-Gruppe. Darüber hinaus forderte Dedy für Städte Möglichkeiten, sich bei Pleiten betroffene Gebäude zu sichern. "Perspektivisch sollte das Insolvenzrecht so geändert werden, dass die Städte potenziell Zugriff auf zentrale Immobilien bei Insolvenzen bekommen." (dpa/rs)