Die Teildisziplinen von BPM sind Geschäftsprozessmodellierung, -automatisierung, -monitoring und -optimierung. Diese Einzelbereiche werden bereits seit einigen Jahren mit IT-Werkzeugen unterstützt, neu hinzugekommen ist jedoch der Anspruch, alle Bereiche mit einer einzigen Software-Suite bedienen zu können. Anbieter wie Webmethods, Tibco, Inubit und SAP XI erfüllen schon jetzt die Anforderungen dieses ganzheitlichen Ansatzes.
Wie aktuell und zielführend dieser Ansatz ist, konnte bei einer Fachveranstaltung von Qualysoft in der Wiener Urania gezeigt werden. Dabei präsentierten OMV und Raiffeisen Capital Management ihre Umsetzungen dieser Konzepte.
In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Prozess-Management sowie der Donauuniversität Krems (Prozess-Management) wurde verdeutlicht, dass neben der Zusammenführung der Teildisziplinen zum holistischen Ansatz die Bereiche BPM und EAI aktuell einige bedeutende Erweiterungen erfahren. Herausragend dabei sind Geschäftsregelsysteme (Business Rules Engines), Geschäftsprozessmonitoring (Business Activity Monitoring) und die Standardisierungsaktivitäten im Umfeld von Service-orientierten Architekturen (SOA) zu nennen.
BAM - Business Activity Monitoring
Der ganzheitliche Ansatz ermöglicht darüber hinaus auch das Entstehen neuer Bereiche. Business Activity Monitoring (BAM) vereint die Ansätze von Prozessmonitoring mit jenen von Business Intelligence. Vereinfacht dargestellt werden dabei beim automatisierten Ablauf von Geschäftsprozessen Daten extrahiert, zu KPI (Key Performance Indicator) aggregiert und mittels Berichtswerkzeugen den Prozessverantwortlichen gezeigt. Webmethods verfügt in diesem Bereich über eine Lösung, bei der das KPI-Monitoring um Methoden aus dem Artificial Intelligence-Bereich erweitert wird, um Trends und Prognosen der Prozess-KPI zu ermitteln. Im Konkreten wird es dadurch möglich, frühzeitig Probleme im aktuellen Prozessablauf zu erkennen und über Benachrichtigungsmechanismen rechtzeitig ein Eingreifen zu ermöglichen. So ist der Wechsel von reaktiver Problembehebung auf eine proaktive Warnung gegeben.
Business Rules
Eine der Grundanforderungen von Unternehmensfachbereichen an die IT ist die Flexibilität und Geschwindigkeit der Umsetzung neuer Spezifikationen. EAI und BPM Lösungen ermöglichen durch den Einsatz grafischer Prozessdarstellungen bereits eine vereinfachte und beschleunigte Kommunikation.
Zunehmend steigt jedoch auch der Bedarf, dass die Geschäftsregeln (zum Beispiel Kreditvergabekriterien oder Kampagnensteuerung) direkt in den IT-Systemen von den Fachbereichen gesteuert und bedient werden. Diese Aufgabe wird durch Business Rules Engines erledigt, indem möglichst einfache Benutzeroberflächen die Konfiguration des Regelwerkes ermöglichen, und andererseits die hocheffiziente Abarbeitung mittels Rete-Algorithmen sichergestellt ist. Analog zu den Trends zur Vereinheitlichung von Prozessmodellierung und -automatisierung werden auch spezialisierte Rules Komponenten in naher Zukunft in BPM-Lösungen zu finden sein.
EAI Werkzeuge sind bereits seit einigen Jahren erfolgreich auf dem Markt. Ein vielgehörtes Zitat wie "EAI ist tot - es lebe SOA" ist selbst nach kurzer Überlegung bereits ad absurdum geführt. Was vielmehr zutrifft ist die Tatsache, dass nun endlich auch im Bereich von EAI und BPM Standards eingeführt und aufgrund der ersten Indikatoren auch von sämtlichen Softwareherstellern unterstützt werden.
Vorsicht ist jedoch noch geboten, da die aktuellen Standards noch nicht die Funktionsbreite der proprietären Ansätze abdecken können. Offensichtlich wird diese Einschränkung beim Prozessstandard BPEL (Business Process Execution Language). Hier fehlen noch Ansätze, wie menschliche Interaktionen mit automatisierten Prozessen kombiniert werden können. Erweiterungsmöglichkeiten wie BPEL neben Aufrufen von Webservices auch einfache Erweiterungen wie etwa Aufrufe von Java-Komponenten integrieren kann, sind ebenfalls noch nicht standardisiert.