Zur Praxis von Big Data hat der US-Marktforscher Gartner 437 Teilnehmer seines eigenen Panels (Gartner Research Circle) befragt. In diesem Panel versammeln sich nach Angaben des Marktforschers IT und Business Leader. Die Ergebnisse der Befragung dokumentiert das Papier "Practical challenges mount as Big Data moves to mainstream".
Die Relevanz von Big Data zeigt sich in den Investitionsabsichten. Hatten 2012 noch 58 Prozent der Teilnehmer von bereits getätigten oder geplanten Investitionen gesprochen, sind es jetzt 76 Prozent. Gartner bezeichnet das als "Adaptionswelle".
Stand der Einführung
Allerdings hat diese Welle ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Lediglich 14 Prozent der Befragten haben die Systeme bereits implementiert. 30 Prozent sehen sich in der Pilotierung beziehungsweise in einer Experimentierphase, 18 Prozent entwickeln derzeit ihre Strategie.
Ziele von Big-Data-Projekte ändern sich
In den vergangenen Jahren hat sich herauskristallisiert, welche Ziele die Unternehmen mit Big Data verbinden. An oberster Stelle steht die Kundenerfahrung (Customer Experience). Das war auch 2013 der Spitzenreiter, allerdings mit 55 Prozent der Nennungen. Jetzt sind es 64 Prozent. Platz zwei, verbesserte Prozesseffizienz, erreichte 2013 noch 49 Prozent der Nennungen, jetzt sind es 47 Prozent.
Hatten 2013 noch 42 Prozent der Entscheider auf Unterstützung beim Entwickeln neuer Produkte abgezielt, sind es in der aktuellen Befragung nur noch 29 Prozent. Der Wunsch, Kosten zu senken, pendelt sich dagegen stabil bei 32 bis 33 Prozent ein.
Wer Big-Data-Projekte anstößt
Gartner wollte auch wissen, wer Big Data-Initiativen anstößt. Hier zeigt sich eine deutliche Verschiebung zuungunsten der IT-Entscheider. Noch im vorigen Jahr hatten CIOs mit 37 Prozent der Nennungen die Nase vorn. Auf Rang zwei folgten Fachbereichsleiter mit 25 Prozent. Dieser deutliche Abstand ist weggeschmolzen. In der 2015er-Umfrage nennen nur noch 32 Prozent den CIO und 31 Prozent die Fachbereichsleiter.
Auswirkungen auf das Budget
Das wird nicht ohne Auswirkungen auf die Budgetverteilung haben, sagt Gartner. Die Analysten raten CIOs dringend, sich mit den jeweiligen Fachbereichsleitern und anderen Entscheidern zusammenzusetzen und bei der Strategie-Entwicklung mitzureden. Andernfalls schwächen CIOs ihre eigene Rolle, so Gartner.
Was die anderen Entscheider angeht, so nennen die Befragten als Big Data-Initiatoren am dritthäufigsten den CEO, der dieses Jahr wie auch 2014 auf 16 Prozent kommt. Im zweistelligen Bereich sind außerdem Enterprise-Architekten, Chief Technology Officer (CTO), Anwendungsentwickler, Heads of Innovation, Chief Strategy Officer, Chief Financial Officer (CFO), Chief Operation Officer (COO) und Chief Marketing Officer (CMO).
ROI-Messung ist noch schwierig
Ein weiteres Ergebnis der Studie bezieht sich auf das Messen eines Return on Investment (ROI). 24 Prozent derer, die bereits in Big Data-Lösungen investieren, messen den ROI nicht. Die anderen orientieren sich entweder an finanziellen Kennzahlen, an der Steigerung der Effizienz oder besserer Entscheidungsfindung. Für Gartner nicht überraschend - angesichts des geringen Reifegrades von Big Data in der Unternehmenspraxis sei es schwer, einen ROI zu definieren und zu messen. Schon in der kommenden Umfrage erwarten die Analysten aber ein klareres Bild.
Diese Schwierigkeiten zeigen sich auch bei einer anderen Frage, der nach den größten Herausforderungen nämlich. Den Wert von Big Data-Initiativen zu bestimmen sei die Hauptschwierigkeit, bestätigen 55 Prozent der Befragten. Außerdem klagen sie über zu wenige Skills und Fähigkeiten (36 Prozent). Dieser zweite Punkt wird sich mit der weiteren Adaption von Big Data verschärfen, erwartet Gartner.