Banken-Krise in den USA - Barack Obama und John McCain rufen nach mehr Regularien. Wie schätzen Sie das ein?
Carsten Casper: Um die Krise zu verstehen, müssen drei Ebenen unterschieden werden: Da ist zum Einen der politische Aspekt des US-Wahlkampfes und zum Anderen der Umstand, dass Geld an Leute verliehen wurde, die wussten, sie würden es nicht zurückzahlen können. Und zum Dritten stellt sich die Frage nach dem Sinn von Regularien.
Halten Sie mehr Regularien für eine Lösung?
Carsten Casper: Entscheidend ist, wie das Instrument Compliance angewendet wird. Denn es gibt tragfähige IT-gestützte Risk-Management-Modelle, auch solche, die diese Krise hätten abwenden können. Wenn aber diese Systeme nicht mit den nötigen Daten gefüttert werden oder die Auswertungen übergangen werden, nützen sie nichts.
Agieren Amerikaner da anders als Europäer?
Carsten Casper: Da gibt es tatsächlich Mentalitäts-Unterschiede. In den USA herrscht das Motto: Comply or Jail. (lacht) Gut, es muss nicht jeder gleich ins Gefängnis. Aber diese Denke verführt zu dem Glauben, dass schon nichts passieren kann, wenn nur alle Regularien beachtet werden.
Und in Europa?
Carsten Casper: Hier gilt eher: Comply or explain. Hier wird mehr Flexibilität gewährt, es wird mehr diskutiert. Letztlich sind die Europäer pragmatischer, das wäre vielleicht auch ein Weg für die USA.
Ist denn der Ruf nach mehr Regularien im Wahlkampf schlicht als Populismus zu verstehen?
Carsten Casper: Irgendwie müssen die Präsidentschaftskandidaten das Banken-Debakel ja kommentieren. Allerdings wäre es sinnvoller, den faktischen Umgang mit den bereits bestehenden Regelwerken zu untersuchen.
Carsten Casper arbeitet beim Analysten Gartner als Research Director für Privacy, Compliance und Risk Management.