Die Studie mit dem Titel "Jagen und ernten in einer digitalen Welt: die CIO-Agenda 2013" ist nach Angaben von Gartner die weltweit repräsentativste Untersuchung der Business-Prioritäten und Strategien von IT-Entscheidern.
Wichtigstes - und alarmierendes - Ergebnis: Das Potenzial digitaler Technologien wie Mobile Solutions, Big Data, Social Media oder Cloud Computing wird von CIOs noch bei weitem nicht vollständig genutzt. Gartner-Analyst Dave Aron: "Diese Technologien sind die Grundlage für neue Geschäftsmodelle und Erfolge. Aber nur wenn CIOs ihre Rolle im Unternehmen neu definieren, werden sie auch davon profitieren können."
Bisher sei das zu wenig der Fall. Lediglich 43 Prozent des Geschäftspotenzials der genannten Technologien werde von den Verantwortlichen wirklich genutzt. Dave Aron: "CIOs sollten regelrecht auf die Jagd gehen nach digitalen Innovationen und Chancen, um durch Produkte und Services einen Mehrwert für ihr Unternehmen zu schaffen."
Der Gartner-Analyst ist davon überzeugt, "dass CIOs viel Spannendes verpassen, wenn sie sich zu sehr auf das Management des Vorhandenen konzentrieren."
Nach Ansicht von Aron sind es vor allem vier Faktoren, die IT-Entscheider daran hindern, über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken.
4 Faktoren, die CIOs hindern
Die erste Ursache liege in einem allgemeinen Konservativismus, die Branche sei nicht offen genug für Neues.
Zweiter Grund: Viele CIOs steckten Knietief in komplexen Projekten, die ihre ganze Energie absorbierten.
Drittens fehle es - natürlich - auch am Geld für neue Technologien
Viertens fehle es vor allem an der notwendigen Manpower.
Diesen letzten Punkt hält Gartner-Analyst Aron für den entscheidenden. Nur 26 Prozent der CIOs sagten im Rahmen der zitierten Umfrage, sie hätten entweder die für ihre Aufgaben notwendigen Leute bereits an Bord oder sie könnten sie bei Bedarf bekommen.
Dave Aron: "Diese Antwort bezieht sich lediglich auf die Bewältigung der normalen, üblichen Jobs. Und wenn CIOs schon dafür nicht genug Personal haben, dann steht es natürlich um die Jagd nach Neuem erst recht nicht gut."
CIOs nicht skeptisch gegenüber Innovationen
Den Einwand, mancher Innovation stünden CIOs vielleicht zu Recht skeptisch gegenüber - etwa Facebook - lässt der Gartner-Analyst nicht gelten. Aron: "Die Gewinner zeichnen sich dadurch aus, dass sie zum Beispiel bei Facebook trotz der berechtigten Kritik die Chancen nicht aus dem Auge verlieren." In England, wo Aron herkommt, nutze die Polizei Facebook mit großem Erfolg, um gestohlene Fahrräder wieder zu finden.
Dass in näherer Zukunft Kapazitäten für die Jagd nach neuem frei werden, damit ist eher nicht zu rechnen. Die CIOs in den meisten westlichen Ländern gehen für 2013 von gleichbleibenden bis leicht sinkenden IT-Budgets aus.
Technologie ist egal - das Geschäftsmodell zählt
Besonders pessimistisch, so Gartner, sind die Deutschen, die einen Rückgang um zwei Prozent prognostizieren.
Dave Aron: "Falsch wäre es, auf sinkende Budgets ausschließlich mit Kostensenkung, Outsourcing und dem bekannten 'Doing-more-with-less' zu reagieren. CIOs müssen ihrem Unternehmen mit Hilfe von Technologie auch neue Umsatzbringer erschließen. Auf welcher Plattform das geschieht, ist nicht entscheidend. Es geht nicht um Technologie A versus Technologie B, sondern um Geschäftsmodelle."
Eigentlich, betont der Gartner-Analyst, müsste diese Erweiterung des Gesichtsfeldes CIOs schon deshalb gelingen, weil sich viele ohnehin immer mehr mit zusätzlichen Themen beschäftigen müssen: 2008 hatten 50 Prozent der CIOs Verantwortlichkeiten außerhalb der IT, heute sind es schon 67 Prozent.
Um Talentmanagement kümmern
Fragt sich, wo die zeitlichen Freiräume und die Kapazitäten herkommen sollen, um sich intensiv Neuem zuzuwenden. Gartner-Analyst Aron rät dazu, auch mal auf das eine oder andere strategisch nicht so wichtige Projekt zu verzichten. Und er rät zu Talentmanagement, dazu, vorhandenes Personal systematisch weiter zu entwickeln.