Die Auswirkungen der jüngsten Wirtschafts- und Finanzkrise sind offenbar doch nicht so stark wie befürchtet. So bescheinigte vor kurzem etwa die OECD der deutschen Wirtschaft, sie sei auf dem "Pfad der Erholung". Für das laufende Jahr rechnet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung daher mit einem "preisbereinigten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 1,3 Prozent".
Die ungewöhnlich schnelle Erholung der Märkte bringt auch die Analysten von Gartner und Forrester Research dazu, ihre Prognosen für das Jahr 2010 nach oben zu korrigieren. Die weltweiten Ausgaben für Informationstechnologie, so Gartner, werden 2010 einen Gesamtbetrag von knapp 3,4 Billionen Euro erreichen. Das entspräche einem Wachstum von 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für den US-amerikanischen Markt rechnet Forrester sogar mit einem Anstieg der IT-Ausgaben von 8,4 Prozent.
Auch für 2011 erwarten die Analysten anhaltendes Wachstum. Die Ausgaben würden im kommenden Jahr die Summe von 2,56 Billionen und damit einen Anstieg von 4,2 Prozent zu 2010 erreichen, heißt es bei Gartner
"Der Trend folgt einem starken vierten Quartal 2009", kommentiert Gartner-Vizepräsident Richard Gordon die Prognose. "Dazu kommen eine kontinuierliche Verbesserung der Weltwirtschaft und eine saisonal ungewöhnlich große Nachfrage nach Hardware im ersten Quartal dieses Jahres."
Fast vier Prozentpunkte dieses Wachstums führt der Gartner-Analyst allerdings auf den erwarteten Wertverlust des Dollars zurück. Um diesen Anteil bereinigt, werde das Wachstum in diesem Jahr nach einem Rückgang von 1,4 Prozent im Jahr 2009 aber immer noch 1,6 Prozent betragen.
Für Forrester ist dagegen der Innovationsstau einer der ausschlaggebenden Faktoren, der entstanden ist, weil die Unternehmen notwendige Einkäufe in der Krise nach hinten verschoben haben. Zudem sorgten Zukunftsthemen wie Software-as-a-Service (SaaS), Virtualisierung und SOA für eine Belebung der Märkte.
Mobile Endgeräte sorgen für Wachstum
Die Ausgaben für Hardware erreichen der Prognose zufolge in diesem Jahr einen Betrag von knapp 260 Milliarden Euro. Das entspricht allein einem Wachstum von 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonderen Anteil daran hätten die mobilen Endgeräte, so Gartner.
Die Unternehmensausgaben für Hardware stiegen ebenfalls an, würden aber bis 2014 nicht das Niveau von 2008 erreichen. Die größten Wachstumsraten erwarten die Analysten bei der Hardware für Datenspeicherung, da sich die Menge der zu speichernden Daten kontinuierlich erhöhen werde.
Kurzfristige Ausgaben für neue Server würden sich im Low-cost-Bereich bewegen, während die langfristigen Ausgaben von den Themen Virtualisierung, Konsolidierung und Cloud Computing beeinflusst würden.
"Die Hardware-Ausgaben mussten im Jahr 2009 die heftigsten Kürzungen von allen vier Ausgabe-Kategorien hinnehmen", kommentiert Gartner-Analyst George Shiffler die Prognosen seines Unternehmens. Neben der Hardware zählt Gartner Software, IT-Services und Telekommunikation zu den großen Ausgabe-Kategorien. Dafür erwartet Gartner genau hier für 2010 den größten Aufschwung.
Den mit allein vier Prozent größten Anteil am Wachstum werden demnach die Privatkunden haben, die vor allem in mobile Hardware investierten. Für den Ein-Prozent-Anteil des Business am Wachstum sei vor allem der erwartete Umstieg auf Windows 7 verantwortlich.
Auch die Ausgaben für Software werden steigen, schätzt Gartner. Die Gesamtsumme werde 2010 rund 170 Milliarden Euro betragen und damit im Vergleich zum Vorjahr um 5,1 Prozent wachsen. Der Einfluss der weltweiten Rezession habe sich nicht so dramatisch wie in anderen IT-Teilmärkten ausgewirkt. Die Mehrheit der Märkte für Unternehmens-Software werde von diesem Wachstum profitieren, vermuten die Gartner-Schätzer.
IT-Infrastruktur mit größten Wachstumsraten
Die bis 2014 größten Wachstumsraten aber werde der Markt für IT-Infrastruktur einfahren. Die umsatzträchtigsten Bereiche werden der Prognose zufolge Virtualisierung, Sicherheit, Datenintegration und Business Intelligence sein.
Ebenfalls zum Aufschwung werden Anwendungen für Webconferencing, Collaboration und Enterprise Content Management beitragen, sagt Gartner voraus. Weil das Thema Kostenkontrolle immer wichtiger werde, setzten die Unternehmen zunehmend auf alternative Finanzierungs- und Investionsmodelle wie Software-as-a-Service (Saas) oder Open Source Software. Der Support von mobilen Endgeräten trage ebenso zum Aufschwung bei wie der wachsende Betreuungsbedarf von Cloud-Services.
Der Markt für IT-Services werde in diesem Jahr rund 600 Milliarden Euro schwer sein, schätzt Gartner. Das entspräche einem Wachstum von 5,7 Prozent im Vergleich zu 2009.
"Wir glauben, dass die Auswirkungen der Krise in diesem Bereich noch lange nachwirken werden", vermutet Gartner-Analystin Kathryn Hale und prognostiziert eine anhaltende Vorsicht der Unternehmen vor langfristigen Bindungen. "Es wird in diesem Zusammenhang auf der Kundenseite sicher Nachverhandlungen von Verträgen geben", so Hale.
Insgesamt, so noch einmal Forrester, werde der Outsourcing-Markt noch einige Zeit hinter den Wachstumsraten der Gesamtbranche hinterher hinken.
Telekommunikationsausgaben nähern sich der 150-Billionen-Grenze
Die Ausgaben für Telekommunikation werden sich 2010 mit einer Gesamtsumme von 146 Billionen Euro der magischen 150-Billionen-Grenze nähern, so Gartner in seiner Vorhersage. Das entspricht einem Wachstum zum Vorjahr von 5,1 Prozent.
Der Anteil der mobilen Endgeräte werde dabei zwischen 2010 und 2014 von elf auf 14 Prozent steigen, während sich der Service-Anteil von 80 auf 77 Prozent verringern werde. Der Anteil der Infrastruktur stabilisiere sich bei rund neun Prozent, heißt es in der Prognose.