Unternehmen aus der EMEA-Region (Europa, Naher Osten und Afrika) haben in den letzten Quartalen deutlich weniger Geld für neue Serverhardware ausgegeben. Die Nachfrage brach regelrecht ein. Auch für das zweite Quartal 2012 ist keine Besserung in Sicht. Das zeigen die US-Marktforschungsinstitute Gartner und International Data Corporation (IDC) in jeweils eigenen Marktstudien auf.
Elf Prozent weniger Serverumsätze
Laut Gartner lieferten die Server-Hersteller in der EMEA-Region im zweiten Quartal 2012 nur noch etwas mehr als 585.000 Server aus. Das waren 4,4 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Innerhalb desselben Zeitraums brachen die Umsätze sogar um 11,6 Prozent ein - von 3,68 Milliarden US-Dollar auf jetzt rund 3,25 Milliarden Dollar.
Ähnliche Zahlen für die EMEA-Region legt IDC in seinem weltweiten "Server Tracker" vor. Demnach kauften Firmen im zweiten Quartal 2012 rund 514.000 Server. Das waren 5,3 Prozent weniger als im zweiten Quartal des Vorjahres. Im Jahresvergleich gingen die Serverumsätze um 11,6 Prozent auf knapp drei Milliarden Dollar zurück. Verglichen mit dem ersten Quartal sank die ausgelieferte Serverstückzahl um 7,6 Prozent. Dagegen war der Umsatz mit einem Minus von 0,9 Prozent nur leicht rückläufig.
IDC-Analyst Nathaniel Martinez kommt zu dem Schluss, dass die Ursachen für die zurückhaltenden Serverinvestitionen primär auf die aktuell unsichere wirtschaftlich Gesamtlage in der EMEA-Region und die wenig positiven Zukunftsprognosen zurückzuführen sind.
Selbst das x86-Segment, bisher der Wachstumsmotor im Servermarkt, blieb im zweiten Quartal 2012 von Umsatzeinbußen nicht verschont.
x86-Segment: Stotternder Wachstumsmotor
Diese gingen laut IDC um 3,5 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar zurück. Damit kommen die x86-Server aber immer noch auf einen Marktanteil von 72,2 Prozent (Q2 2011: 73 Prozent) im Servergesamtmarkt.
Gartner ermittelte bei Servern mit x86-Prozessoren für die EMEA-Region einen Rückgang der Erlöse um 2,9 Prozent, liefert aber keine konkreten Angaben zum Umsatz. Serverhardware mit anderen CPUs, vor allem die Mainframe-Großrechner, fuhren mit einem Minus von 37 Prozent im Jahresvergleich das schlechteste Ergebnis ein. Der extrem starke Rückgang in diesem Bereich wird auch davon beeinflusst, dass die Mainframe-Lebenszyklen sehr lang sind.
Im zweiten Quartal 2012 brachen auch die Umsätze mit RISC/Itanium-Unix-Servern im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Viertel ein. Die Schwäche begründet Gartner damit, dass Unternehmen nach wie vor von Unix auf andere Plattformen migrieren. Den Zahlen von IDC zufolge rutschten die Erlöse im Mainframe- und im RISC/Itanium-Unix-Bereich im Jahresvergleich um 27,5 Prozent auf 860 Millionen Dollar ab.
HP vor IBM und Dell
Auch die Top-fünf-Serverhersteller Hewlett Packard (HP), IBM, Dell, Oracle und Fujitsu bekamen im zweiten Quartal die schlechte Marktlage in der EMEA-Region zu spüren. Gartner zufolge führt HP den Servermarkt im zweiten Quartal 2012 trotz Rückgängen bei Umsatz und Stückzahlen immer noch souverän an. Gemessen am Umsatz liegt der Marktanteil trotz des Rückgangs von 9,9 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar bei über 37 Prozent.
Die Zweitplatzierte IBM musste einen Umsatzeinbruch von 21 Prozent auf 843 Millionen Euro verkraften. Bei Oracle, das Platz vier belegt, fiel das Umsatzminus mit 22 Prozent auf 221 Millionen Dollar noch drastischer aus. Beim Fünftplatzierten Fujitsu sank der Umsatz mit Servern im Jahresvergleich um zehn Prozent auf knapp 170 Millionen Dollar.
Nur Dell legt zu
Der IDC Server Tracker ermittelte für Fujitsu beim Serverumsatz ein Minus von 11,7 Prozent auf 158 Millionen Euro über das Jahr. Der Umsatz von IBM ging um 19 Prozent auf 841 Millionen Euro zurück. Oracle stürzte um 28,6 Prozent ab, auf 206 Millionen Dollar.
Laut Gartner und IDC konnte einzig Dell auf Platz drei über das Jahr seine Server-Erlöse steigern. Gartner errechnet einen Umsatzsprung um 5,6 Prozent von 383 Millionen Dollar auf jetzt 404 Millionen Dollar. Mit einem Umsatzplus von zwei Prozent auf 413 Millionen Dollar setzt IDC das Wachstum deutlich geringer an, wobei Dell vor allem von der starken Nachfrage nach High-End-x86-Servern und starken Verkäufen bei der Poweredge-Linie profitiert.