Laut Untersuchung blieb die Bedrohungslage in den vergangenen Monaten relativ stabil. Insgesamt ist der Anteil von Viren- und Phishing-Attacken im April sogar leicht gesunken. Die Spam-Rate im E-Mail-Verkehr, der aus unbekannten und unseriösen Quellen stammt, stieg hingegen leicht an. Auf Quartalsbasis betrachtet, haben sich die Zahlen für Spam-Aktivitäten in den vergangenen zwölf Monaten allerdings nicht grundlegend verändert. Messagelabs führt das darauf zurück, dass Spam auf Internet-Ebene inzwischen leichter vorgefiltert werden kann, weil einschlägige Botnets als Quellen bekannt sind. Ohne diese zusätzlichen Maßnahmen würde die Spam-Rate bei rund 83 Prozent des gesamten E-Mail-Verkehrs liegen.
Spear-Phishing legt zu
Leicht rückläufig war im April 2006 auch die Anzahl der Phishing-Angriffe. Die Sicherheitsspezialisten gehen allerdings davon aus, dass Phishing in den nächsten Monaten weiter zunehmen wird. Hierfür seien vor allem so genannte Spear-Phishing-Attacken verantwortlich – d.h. einzelne gezielte Phishing-Angriffe, mit denen Anwendern ihre Passwörter entlockt werden sollen.
Aufgrund der ebenfalls abnehmenden Virenrate kommt die Analyse zu dem Schluss, dass Virenausbrüche im großen Stil – mit Ausnahme des Nyxem.E-Virus im Januar 2006 – allmählich der Vergangenheit angehören. Analog zu den Phishing-Attacken würden die Angriffe auf die IT-Sicherheit ebenfalls gezielter und weisen eindeutig wirtschaftliche Motive auf.
Nur die halbe Wahrheit
Für Mark Sunner, Chief Technology Officer (CTO) von Messagelabs, sind die stabilen beziehungsweise leicht rückläufigen Zahlen daher "nur die halbe Wahrheit". In Wirklichkeit würden die Cyber-Kriminellen immer besser darin, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken und exakt gezielte Viren- und Phishing-Angriffe, wie Spear-Phishing, in kleinerem Rahmen auszuführen. Sunners Fazit: "Die Bedrohung nimmt weiter zu und wird immer trickreicher."
Im März 2006 sorgte beispielsweise in den USA eine neue Sorte von Phishing-Mails für Schlagzeilen, die sich das Abgabedatum der Steuererklärung am 15. April zu Nutze machte und den Eindruck erwecken wollte, von der Einkommensteuerbehörde zu stammen. Des Weiteren registrierte die Studie im ersten Quartal 2006 eine Zunahme spezieller Würmer für Mac OS X.
Unter Branchengesichtspunkten ist vor allem bei Geschäftssparten mit Verwaltungs- und Support-Funktionen, einschließlich Teilzeitfirmen und Personalagenturen (Business Support Services) mit einem Plus von 4,9 Prozent gegenüber März 2006 eine deutliche Zunahme von Virenangriffen feststellbar. Noch deutlicher fiel die Steigerung bei Spam aus. Dieser legte im Vergleich zum Vormonat sogar um 14,9 Prozent zu.
Indien liegt vorn
Was die geografische Verteilung angeht, so war Indien bereits im März 2006 Hauptziel für bedrohliche Viren. Im April verdoppelte sich die Intensität der E-Mails, die einen Virus transportierten. Damit war Indien – mit Ausnahme von Holland – das einzige Land, das eine Steigerung der Virenaktivität zu verkraften hatte. Was Viren- und Spam-Angriffe angeht, liegt Deutschland ebenfalls in der Spitzengruppe. Bei der Spam-Rate belegt Deutschland im Ländervergleich den vierten Platz, bei der Virus-Rate ist es Platz fünf. Die Zahlen des Intelligence Report basieren auf den Analysen des über Messagelabs abgewickelten E-Mail-Verkehrs.