Fachkräfte und Talente sind bekanntlich knapp. Dennoch machen Firmen immer noch jede Menge falsch, wenn es ums Anlocken und Binden hochqualifizierter Mitarbeiter geht. Vergütungsprogramme verfehlen jedenfalls häufig ihr Ziel, wie die Personalexperten von Aon Hewitt auf Basis eigener internationaler Studien kritisieren.
Nur 58 Prozent der Verantwortlichen können bestätigen, dass ihre Vergütungspraxis die Mitarbeiter motiviert. „Die wenigsten wissen, was ihre Arbeitskräfte wirklich wollen“, so Marco Reiners, Market Leader Reward Central Europe bei Aon Hewitt. „Viele befragen sie zwar, schaffen es aber nicht, die tatsächlichen Präferenzen zu eruieren.“
Zwar investierten die Firmen mittlerweile beträchtlich in Gesamtvergütungsstrategien. Dabei fehlt es aber laut Studien in fast zwei Drittel der Firmen an ausreichenden Qualitätskontrollen, in zwei Fünftel der Firmen an der Verknüpfung mit den Unternehmenszielen. In 72 Prozent der Firmen werden die Mitarbeiterwünsche ignoriert. Zudem hält nur die Hälfte der Befragten die Kommunikation der Gesamtvergütung für effektiv.
„Das bedeutet, dass viele Mitarbeiter entweder nicht wissen oder nicht wirklich verstehen, was ihnen das Unternehmen bietet“, so Reiners. „Dass der positive Effekt auf Engagement und Motivation ausbleibt, ist kein Wunder.“
Die Kosten zählen - Zufriedenheit kaum
Reiners moniert weiter, dass bei der Entscheidung über die Gesamtvergütungsstrategie in den Firmen vor allem nach den Kosten und kaum nach der Mitarbeiterzufriedenheit gefragt wird. 86 Prozent der Firma nennen die Kosten als äußerst wichtiges Element bei HR-Programm-Entscheidungen.
Dahinter folgen mit 70 Prozent die Wettbewerbsposition, mit 66 Prozent die Verzahnung mit der Business Performance und mit 52 Prozent Compliance. Erst danach kommen mit 43 Prozent die Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter.
Die gleiche Haltung spiegelt sich wider in der Erfolgsbewertung der Gesamtvergütungsstrategien. 66 Prozent der Unternehmen ziehen dazu die Kosten oder Kostenveränderung heran, nur 33 Prozent die Mitarbeiterzufriedenheit. Mitarbeiterbeteiligung und das Verständnis für das Programm rangieren sogar noch darunter.
Nicht zukunftsfähig
„Viele Unternehmen werden sich das nicht mehr lange leisten können, wenn sie ihre Zukunftsfähigkeit erhalten wollen“, resümiert Reiners. „Unter den aktuellen Bedingungen – einer volatilen wirtschaftlichen Lage plus demografischem Wandel und War for Talent – darf keiner der Aspekte außer Acht gelassen werden.“ Das Ziel sollte die optimale Allokation der finanziellen Mittel im Sinne der Mitarbeiterzufriedenheit sein, so Reiners.
Für die Studie „Reward Fundamentals“ wurden 352 Unternehmen verschiedenster Größe und Branchen in Europa befragt, 91 davon aus Deutschland. Am „Total Rewards Survey“ nahmen 750 multinationale Unternehmen teil.