Ideenschmiede

Geheimes Google-Labor plant Aufzug zum Mond

30.11.2011 von Benjamin Schischka
Aufzug zum Mond, Autos ohne Fahrer, Glühbirne mit Internet-Anschluss – in Googles geheimstem Labor werkeln die Ingenieure an vielen tollkühnen Ideen.

67 Meter über dem Wasser streckt sich die Golden Gate Bridge auf fast drei Kilometern Länge über die Bucht von San Francisco. Sie ist ein Wahrzeichen der USA; jeder kennt sie. Irgendwo in der Nähe, vielleicht mit Blick auf die Brücke, steht ein Gebäude, dass fast niemand kennt: Google X. In Googles geheimsten Labor basteln die Google-Ingenieure an tollkühnen Ideen, die scheinbar gar nichts mit der Suchmaschine zu tun haben – wie dem Aufzug zum Mond.

Aufzug zum Mond – noch dieses Jahr?

Eines der angeblich rund 100 Google-X-Projekte soll sogar noch dieses Jahr vollendet werden, heißt es in einem Bericht der New York Times. Welches genau, weiß man leider nicht. Wird es der raketenlose Aufzug ins All sein? Das klingt zumindest sehr unwahrscheinlich. Dessen ungeachtet würde eine derartige Erfindung nicht nur rasch Dinge und sogar Menschen ins All transportieren können. Sie würde auch haufenweise wertvolle und spannende Daten über das All und die Erde liefern. Daten, mit denen Google seine Flaggschiffe Google Maps und Google Earth kräftig ausbauen könnte.

Google baut vielleicht schon bald Autos

Vielleicht steigt Google noch dieses Jahr ins Auto-Geschäft ein? Mit einem Automobil ohne Fahrer. Bereits vor einem Jahr fuhren in den USA Google-Roboter-Autos der Marke Toyota Prius durch den öffentlichen Straßenverkehr. Zur Sicherheit saß ein Testfahrer hinter dem Steuer – die Autos fuhren jedoch alleine. Das Ziel der Google-Konstrukteure: Weniger Unfälle und effiziente Straßennutzung. Dank Kameras, Radar und Lasersensoren erkennen die Autos andere Verkehrsteilnehmer und Hindernisse. Mindestens einen Unfall mit einem Roboter-Auto gab es aber trotzdem – wenn auch ein Mensch die Schuld getragen haben soll.

Für Google wären die fahrerlosen Autos ein heißes Thema: Google stellt die Rechenzentren zur Verkehrsdatenverarbeitung und das hauseigene Navigationssystem Google Maps bereit. Unterwegs ließe sich mit ortsbasierter Werbung Geld verdienen: „Haben Sie Hunger? In 500m rechts sind Rinder-Steaks aus Argentinien mit Bratkartoffeln im Angebot.“. Die erhobenen Verkehrsdaten würden außerdem in die stetige Verbesserung der Google-Dienste fließen.

Hat Ihre Glühbirne WLAN?

Zusätzliche Daten fallen überhaupt bei vielen der X-Projekte an. Denn mehr Daten bedeuten für Google höhere Werbeumsätze und aus einem großen Datenschatz liest man schnell heraus, wo bestehende Dienste noch Verbesserungspotential haben.

Es ist also nicht verwunderlich, wenn Google selbst die Kaffeemaschine und die Glühbirne online bringen will. Vorteil für den User: Er macht schon mal die Kaffemaschine im Büro an, wenn er ins Auto steigt. Und auf dem Weg ins Büro knipst er im Stau noch schnell das Licht zuhause aus, das er vergessen hat. Für beide Szenarien bietet sich außerdem ein Android-Smartphone an – und Google profitiert noch einmal von Projekt X.

Das virtuelle Labor Google Labs wurde vor kurzem erst geschlossen:

Google Labs – die größten Erfolge
Google Labs wird eingestellt. Mitarbeiter des Unternehmens hatten dort die Möglichkeit, Serviceleistungen, wie Apps für Android bereits im Frühstadium als Beta-Version zu veröffentlichen. Den Mitarbeitern standen dafür bis zu 20 Prozent der Arbeitszeit zur Verfügung. In unserer Bildergalerie zeigen wir einen Überblick der erfolgreichsten Projekte der Suchmaschinen-Schmiede.
Google Mail
Googles erfolgreicher Webmail-Service startete als Versuchsprojekt im Jahre 2004. Die Mail-Plattform hat inzwischen ihre eigene Entwickler-Plattform, mit Google-Mail-Labs. Die sind aber nicht vom Aus betroffen.
Googles erweiterte Wirklichkeit
Die Anfänge von Augmented Reality für Android und iOS haben ihren Ursprung in den Google Labs. Augmented Reality bedeutet frei übersetzt "Erweiterte Wirklichkeit". Dabei richtet der Nutzer die Handy-Kamera auf ein bestimmtes Objekt oder eine Person und erhält umgehend Informationen zum gescannten Objekt. Die App wird durch ein Zusammenspiel aus Kamera, GPS und Kompass sichergestellt. Das GPS-Signal dient zur Positionsbestimmung des Nutzers, die Kameralinse um das Sichtfeld des Nutzers einzuordnen. So können etwa Wohnungen, die zur Miete angeboten werden, in der direkten Umgebung gefunden werden.
Google Maps
Google Maps ist eine der erfolgreichsten Entwicklungen des Suchmaschinen-Giganten. Millionen Menschen suchen dort Informationen und Wegbeschreibungen. Der Service ist Grundlage für viele nützliche Anwendungen, wie etwa die , eine App, welche als Stauwarner und zur staufreien Reiseplanung dient.
Google Reader 
Informationen und Nachrichten im RSS-Format (Really Simple Syndication) verschafft Neugierigen einen schnellen Überblick über das aktuelle Weltgeschehen. Das Angebot dieser Kurznachrichten ist dementsprechend groß. Mit dem Google Reader sind Sie jederzeit über wichtige Nachrichten Ihrer persönlichen und beruflichen Interessen informiert. Apps, wie MobileRSS, sind deshalb eine beliebte und oft installierte Anwendung.
Google Body Browser 
Mit dem Body Browser können Sie den menschlichen Körper in 3D erforschen. Möglich macht das die textbasierte Auszeichnungssprache. Mittels eines Schiebereglers wählen angehende Hobby-Mediziner aus, welche Körperschicht sie betrachten möchten. Ob Haut, Muskeln oder Skelett: Der Faszination für den menschlichen Körper werden keine Grenzen gesetzt.
Google Earth
Google Earth ist eine der erfolgreichsten Anwendungen aus der Suchmaschinen-Schmiede. Mit dem Tool können Weltenbummler unseren Planeten dreidimensional erforschen.
Google Sky 
Unendliche Weiten: Mit Google Sky können zukünftige Hobby-Raumfahrer ihre Reiseroute durch das Weltall virtuell planen. Google hat für diesen Service die Google-Maps-Technologie mit astronomischen Daten kombiniert. Seit 2007 in der digitalen Welt, können Nutzer 100 Millionen Sterne und 200 Millionen Galaxien erforschen. Auf dem Bild sehen Sie die Cigar Galaxy (Mesier 82). Aus dem Google Sky Service entstand etwa die <a href="http://www.pcwelt.de/ratgeber/Google-Sky-Map-Handy-1004326.html" id="ELR_1322055436" title="">Android App Google Sky Map</a>. Damit können Sie Informationen wie Namen des Sterns und den Konstellationen der Sternzeichen mit dem Handy auslesen.
Google Mars
Google Mars ist wie Google Maps, nur das Google für dieses Projekt eng mit Forschern der NASA der Arizona State University zusammenarbeitete. So können User sich auf die nächste Mars-Mission vorbereiten. Der erdnächste Planet ist bevorzugtes Ziel für Forschungsmissionen. Bisher ist jede zweite Mission gescheitert. Mit Google Mars ist der einzig mögliche Absturz der des Rechners.
Google Instant
Hinter Google Instant verbirgt sich eine Echtzeitsuche, die Suchergebnisse einblendet, während der Anwender Begriffe in das Sucheingabefeld eingibt. Google verspricht, dass durch die neue Echtzeitsuche jeder Anwender zwei bis fünf Sekunden bei jeder Suchanfrage spart. Sollte jeder Google-Nutzer Google Instant nutzen, so rechnet Google vor, würde die Internet-Gemeinde über 3,5 Milliarden Sekunden oder 110 Jahre täglich bei der Eingabe von Suchanfragen sparen.
Google Translate 
Mit dem Google Übersetzer können Sie aus 57 verschiedenen Sprachen wählen. So müssen Sie im nächsten Südindien-Urlaub keine Angst davor haben, was Sie eigentlich gerade von der Speisekarte bestellt haben. Wie viele Dolmetscher-Programme sind die Übersetzungen ganzer Sätze eine grammatikalische Katastrophe. Dennoch hilft das Tool, wenigstens eine Ahnung davon zu bekommen, was etwa der Haitianer im Chat Ihnen sagen möchte.
Google Trends 
Wie oft und wo auf der Welt ein Thema auf Google im Laufe der Zeit gesucht wurde, finden Sie mit Google Trends heraus. Mit dem Service können Sie bis zu fünf verschiedene Themen miteinander vergleichen. Damit bekommen Sie einen guten Überblick, was die Welt bewegt.

Top Secret – wo steht das Google-X-Labor?

Google X ist einem Bericht der New York Times zufolge so geheim, wie es ambitioniert ist. Sogar viele Google-Mitarbeiter wissen nichts von der Existenz des Geheim-Labors. Die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page sollen bei Google X entscheidende Rollen spielen. In der Öffentlichkeit gab es aber nur vage Äußerungen. Er arbeite derzeit an einem Projekt, dass von den sonstigen Themen Googles weit entfernt sei, soll Sergey Brin etwa neulich gesagt haben.

Eine Sprecherin von Google habe jeglichen Kommentar zu Google X abgelehnt, aber darauf hingewiesen, dass Investitionen in spekulative Projekte ein wichtiger Teil von Google seien. Ein paar Informationen sind trotzdem durchgesickert. Ein nicht näher genannter Google-Ingenieur, der mit Google X vertraut sei, habe etwa von zwei X-Büros erzählt. Eines für die Logistik stehe in Mountain View, eines – für Roboter – stehe an einem geheimen Standort. Das Google-X-Labor soll sich dagegen angeblich irgendwo in San Francisco befinden.

Deutscher KI-Experte arbeitet bei Google X

Ist es vielleicht ein Roboter, den Google X noch dieses Jahr enthüllen wird? In einem Seminar der Singularity University, Kalifornien, ist Sergey Brin bereits letztes Jahr als Roboter durch Flure und Räume gefahren. An einer Konstruktion, die an einen rollenden Kleiderständer erinnert, hing ein Monitor, der ein Live-Bild des Google-Gründers zeigte.

Eine Webcam am Roboter ließ Sergey Brin wiederum die Menschen vor Ort sehen. Aus der Ferne steuerte er den Roboter und unterhielt sich per Videochat mit ihnen. Für den Roboter spricht auch, dass angeblich diverse Robotik- und KI-Koriphäen bei Google X arbeiten – etwa der Deutsche Sebastian Thrun, der einen eigenständig fahrenden VW Touareg entwickelte und dafür den Million-Dollar-Preis DARPA Grand Challenge erhielt. Diese Qualifikation deutet aber wiederum auf die Mitarbeit am fahrerlosen Auto hin.

Was glauben Sie, was Google noch dieses Jahr der Öffentlichkeit enthüllen wird? Sind es vielleicht intelligente Medikamente? Immerhin steht im Portfolio der Investitions-Sparte Google Ventures auch die Firma iPierian. Diese beschäftigt sich mit Medikamenten, die Krankheiten bekämpfen sollen, indem sie deren Zellen angreifen und „umprogrammieren“.

Oder wird Google bald den nächsten Börsen-Crash oder den nächsten Terror-Anschlag vorhersagen? Letztes Jahr hat der Suchmaschinengigant in das Start-Up „Recorded Future“ investiert, das angeblich die Zukunft kennt. Dahinter soll ein cleverer Algorithmus stecken, der die Häufigkeit bestimmter Vorfälle berechnet. Welche Überraschung hält Google X demnächst für uns bereit?

Quelle: PC-Welt