"Ja Blockchain hat den Hype schon überschritten, das heißt aber nicht, dass die Technologie nicht mehr attraktiv ist. Wir befinden uns jetzt auf dem Plateau der Produktivität und man hat verstanden, was die Blockchain kann und was nicht", erläutert Björn Obermeier. Der Principal Director Blockchain & Multipart Systems ist ein ausgewiesener Blockchain-Experte und beschäftigt sich seit fast acht Jahren intensiv mit dem Thema Blockchain. In welche Richtung sich die Blockchain entwickelt und wo sie sich bereits etabliert hat, erklärt Obermeier in unserer neuen Episode des Podcast-Formats "IDG Tech Talk":
Der Blockchain-Experte blickt auf eine 18-jährige Branchenerfahrung zurück und ist bekennender Technik-Fan. Die ersten Schritte in die IT-Welt begann er mit einem Commodore C64, um sich dann über die verschiedenen Pentium-Generation und von Windows 95 bis Win10 bis zur Blockchain und Multiparty-Systemen vorzuarbeiten. "Ich liebe Technik", bekennt Obermeier. Bei aller Begeisterung vergisst er aber nie, nur zu fragen, was wir mit einer Technologie machen können, sondern hat auch immer deren Nutzen im Blick - was kann eine Technologie für uns tun?
Dementsprechend sucht er den Kontakt zu Menschen, die den Status quo verändern wollen und gerne herausfinden wollen, wie man bestehende Ökosysteme nachhaltig verbessert, um so unsere Arbeitsweise und unser Leben zu verändern.
"Blockchain ist Teamsport"
"Blockchain ist ein Teamsport", so der Experte im IDG Tech Talk, bei dem es darauf ankommt, die passenden Partner zu finden, die einen gemeinsamen Mehrwert aus der Lösung ziehen. Dabei warnt er im Gespräch davor, Blockchain nur um der Technologie willen einzusetzen, "wenn Sie ein Projekt anfangen, welches schon die Blockchain als technische Lösung impliziert, dann wird das nicht skalieren." Er empfiehlt unbedingt zu hinterfragen, ob das anzugehende Problem wirklich nur mit einer Blockchain zu lösen ist oder ob nicht andere Ansätze - wie etwa Confidential Compute - zielführender sind. Grundsätzlich sei zu bedenken, dass es sich bei der Blockchain im Enterprise-Bereich um eine komplementäre Technologie handle, die zu existierenden IT-Systemlandschaften als eine Art Trust Layer hinzugefügt werden. "Die Blockchain ersetzt also keine Datenbanken oder andere Technologien, sondern ist wirklich komplementär zu sehen", unterstreicht Obermeier.
Doch wozu wird die Blockchain dann gebraucht und ist die Technologie bereits reif? Dass die Blockchain ihren Kinderschuhen bereits entwachsen und bereits reif ist, belegen für Obermeier die Überlegungen der Banken: Sie wollen mithilfe der Blockchain digitales Zentralbankgeld realisieren - eine Lösung, die eine hohe Risikobewertung hat und absolut skalieren muss. Ein anderes Leuchtturmprojekt ist für ihn das Reisen in Corona-Zeiten: Dies wird in absehbarer Zeit nur mit einem digitalen Identitätsnachweis verknüpft mit Impfbestätigungen oder negativen Testergebnissen gehen - realisiert durch eine Kombination aus Blockchain und Biometrie.
Im IDG Tech Talk wagt Blockchain-Experte Obermeier für uns noch einen Blick in die Glaskugel: Wo geht die Blockchain-Reise hin? Der Technik-Fan kann sich gut vorstellen, dass sich die Blockchain und andere Distributed-Ledger-Technologien zu einem Art Protokoll entwickeln - also einem Trust-Protokoll oder einem Internet of Trust. Im besten Fall würden wir dabei als Anwender und Bürger vom Einsatz dieser Technologien aber gar nichts mitbekommen, aber gleichzeitig die Souveränität über unsere Daten wiedergewinnen, da wir wüssten, wer was damit anfängt. Einen Schub wird die Blockchain-Debatte in seinen Augen noch einmal mit dem Thema digitales Zentralbankgeld, der Einführung von programmierbarem Geld bekommen. Und last but not least, sieht Obermeier in der Glaskugel noch eine mögliche Konvergenz der drei Bereiche Financial Services (digitales Geld), digitale Identität und Supply Chain.