CIOs sind nicht amüsiert. In einer Reihe von Branchen kämpfen sie mit der Finanz- und Wirtschaftskrise und dann kommt auch noch SAP. Heimlich still und leise hat der Konzern ein neues Wartungsmodell ausgearbeitet, der die IT-Budgets noch weiter in die Enge zwingt: Enterprise Support heißt der neue Service, den die CIOs künftig beziehen müssen. Ein Änderungsvertrag ging mit der offiziellen Ankündigung im September an die Kunden - bis Ende Dezember soll er unterschrieben wieder in Walldorf landen.
Was sich tatsächlich hinter dem kommunikativ stümperhaft umgesetzten Umschwung verbirgt, wird nicht klar. SAP stellt die Situation so dar, als müssten die Anwender aufgrund der gestiegenen Komplexität der Software ohnehin mehr und besseren Service aus dem Hause SAP beziehen.
Gleichzeitig steht nach wie vor die Aussage des künftigen CEOs Leo Apotheker, SAP könne eine Gewinnmarge von 30 Prozent erzielen. Dient die Gebührenerhöhung also vielleicht in erster Linie diesem ehrgeizigen Versprechen an den Kapitalmarkt?
Andererseits argumentiert SAP, dass der bisher gelieferte Service in Form des Basissupports zu günstig gewesen sei. Es habe seit zehn Jahren keine Preiserhöhung gegeben, und schließlich kassiere die Konkurrenz ebenfalls höhere Sätze. "Wenn wir nur das geliefert hätten, was im Basis-Support feststeht, hätten wir 70 Prozent weniger erbracht", argumentierte Uwe Hommel, Executive Vice President Service and Support bei SAP.
Auch wenn viele IT-Verantwortliche die gestiegenen SAP-Kosten nicht nachvollziehen können, etwas anderes als den Vertrag zu unterschreiben, wird ihnen wohl kaum bleiben. Niemand wird es sich leisten können, wartungsfrei in das nächste Jahr zu starten - vor allem nicht jene Unternehmen, die unter Beobachtung des Kapitalmarktes stehen.
Immerhin konnte der Protest an der Kundenbasis SAP dazu bewegen, den Wartungszeitraum bis 2017 zu erweitern. Bis dahin sollen sich die Gebühren so wie sie jetzt festgesetzt wurden nicht ändern.
Was bleibt sind unterschiedliche Wege, indirekt zu reagieren. Etwa durch die Einstellung geplanter Projekte, durch die Wahl von Konkurrenzprodukten oder ein strenges Lizenzmanagement, mit dem sich die ein oder andere Lizenz umklassifizieren oder ganz einsparen lässt.