Alle von PAC beobachteten Marktsegmente im Software-Umfeld haben sich von den Rückgängen durch die Krise erholt, jedoch in unterschiedlicher Weise. Starkes Wachstum verzeichnet PAC derzeit bei Betriebssystemen, was natürlich sehr viel mit dem Erfolg von Windows 7 nach dem Vista-Ausrutscher zusammenhängt. Ebenfalls gefragt sind Middleware, Information Management (unter anderem Business Intelligence und Content Management) sowie Geschäftsanwendungen.
Marktstruktur verändert sich
Die Situation wird sich jedoch innerhalb der nächsten Jahre ändern: Betriebssystemsoftware wird bezogen auf den Umsatzanteil im Software-Markt deutlich an Bedeutung verlieren. Zulegen werden dagegen Geschäftsapplikationen und Middleware. Unter Geschäftsapplikationen sind betriebswirtschaftliche Anwendungen, Kunden-Management-Systeme sowie industriespezifische Software-Lösungen zusammengefasst. Zur Middleware gehören unter anderem Integration und Ausführung, Geschäftsprozesssteuerung und -optimierung sowie Integration.
Somit verschieben sich die Gewichte im Markt in Richtung von Lösungen, die dazu geeignet sind, Abläufe in den Unternehmen zu verbessern beziehungsweise innovative, neue Prozesse zu entwickeln.
Einerseits verändert dies den Anbietermarkt, weil Software-Lieferanten sich deutlich schneller als bisher vom Technologie- zum Lösungsanbieter wandeln müssen. Andererseits ist abzusehen, dass IT-Dienstleister mit Prozessberatungskompetenz sich vermehrt als Produktanbieter betätigen beziehungsweise Software-Häuser ihr Geschäft im Dienstleistungsumfeld ausbauen werden.
Kombination von Software-Produkten und Dienstleistungen
In beiden Fällen wird der Markt eine Reihe von Produkten hervorbringen, die sowohl aus Software, Beratung und anderen Dienstleistungen bestehen. Deswegen gab es und wird es weiter Koalitionen und Übernahmen geben.
Ein jüngstes Beispiel dafür ist der Kauf der auf die Konsumgüterindustrie fokussierten Software-Anbieter CAS AG durch Accenture. Der IT-Dienstleister kooperiert darüber hinaus mit SAS Institute auf dem Gebiet von analytischen Lösungen. Software AG erwarb mit IDS Scheer auch eine große Zahl an Beratern. IBM betätigt sich bereits seit einer Weile als Einkäufer auf dem Software-Markt und schnürt Produkte, die Software-Lösungen und Services beinhalten.
Software-Anbieter machen sich fit für die Cloud
Eine weitere Veränderung des Software-Marktes führt Cloud Computing herbei. Angestachelt durch den Erfolg von Google sowie Salesforce.com gehen viele Software-Firmen dazu über, ihre Produkte Cloud-fähig zu machen. Auf diese Weise wollen sie ihre Kunden in die Lage versetzen, die Software selbst zu betreiben oder "in the Cloud" zu nutzen.
Dies ist nicht so selbstverständlich wie es sich anhört, denn viele Lieferanten wie etwa Salesforce.com haben reine Cloud-Lösungen; andere Hersteller können zwar ein Cloud-Produkt vorweisen, dieses aber läuft auf einer anderen technischen Basis als das Software-Produkt für den Inhouse-Betrieb beim Kunden.
Aus Sicht von PAC wird es künftig eine große Rolle spielen, ob und wie Cloud- und Inhouse-Lösungen miteinander verbunden werden können. Firmen werden ihre bestehenden Systeme nur zum Teil gegen Cloud-Alternativen eintauschen, bei Neuinvestitionen ziehen sie in Zukunft verstärkt Cloud-Angebote in Betracht. Im Umfeld der Geschäftsanwendungen zum Beispiel für das Kunden-Management (CRM).
Cloud Computing und Prozessverbesserung
Bezogen auf die Verschiebung im Software-Markt in Richtung Lösungen/Prozesse bleibt der Einfluss von Cloud Computing gering. Die Cloud (privat oder öffentlich) ist zunächst einmal eine andere Form, Software-Funktionen bereitzustellen und zu nutzen. Am steigenden Bedarf an Lösungen zur Verbesserung von Geschäftsprozessen ändert dieser Umstand wenig.
Was sich ändert sind jedoch die Wertschöpfungsmodelle (Lizenz- und Wartungseinnahmen) der Anbieter sowie der Firmen, die es gewohnt waren, Software beim Kunden zu installieren. Für Software-Anbieter sowie deren Reseller/Partner wird sich einiges ändern, da ihnen die Cloud andere Spielregeln aufzwingt.
Welche Software in die Cloud wandert
Sinken wird der Bedarf an Software-Produkten, die lediglich reine Standardfunktionen (etwa E-Mail- und Bürosoftware) oder Betriebssystemfunktionen bereitstellen. Letztere sind bekanntlich die Kernprodukte von Microsoft. Daher wundert es nicht, dass der amerikanische Software-Konzern nun sehr aggressiv in den Cloud-Markt vorstößt.
Die von Microsoft angebotenen Leistungen auf Plattformen (Platform as a Service), Infrastruktur (Infrastructure as a Service) und Software-Anwendungen (Software as a Service). Für alle Software-Sparten, in denen Microsoft aktiv ist?- ausgenommen sind ERP-Systeme -, soll es alternativ zu den klassischen Produkten Cloud-Services geben, lautet das Credo des Unternehmens.
Frank Niemann ist Director Software Markets bei Pierre Audoin Consultants.