"Nur Bahres ist Wahres", behauptet Hollywood-Darling Julia Roberts in der Schmonzette "Pretty Woman". Das Bundeskriminalamt (BKA) hat sich die Wahrheit rund um EC- und Kreditkarten angesehen - genauer gesagt die Kriminalität rund um solche Karten. Die Ergebnisse dokumentieren die Wiesbadener im Report "Zahlungskarten-Kriminalität: Bundeslagebild 2011".
Das BKA zeigt sich in seinen Formulierungen vorsichtig. "Belastbare Gesamtzahlen" zur Schadensentwicklung liegen der Polizei nicht vor, schreibt das Amt. Denn: ein Großteil der Straftaten werde nicht angezeigt, weil Banken und Kreditkartenorganisationen den Betroffenen ihre Schäden "in der Regel" erstatten. Die Informationspolitik der Kartenorganisationen hinsichtlich erlittener Verluste sei "seit Jahren sehr restriktiv".
Nach Beobachtung der Wiesbadener operieren Kriminelle lieber mit gefälschten als mit gestohlenen Karten. Schließlich werden gestohlene Karten gesperrt, sobald der Inhaber den Verlust bemerkt.
Das Bundeskriminalamt schätzt den Schaden, der im vergangenen Jahr durch den Missbrauch gefälschter Debitkarten (typischerweise EC-Karten) entstanden ist, auf rund 35 Millionen Euro. Zum Vergleich: im Jahr 2010 waren es noch 60 Millionen Euro.
Hier wirkt sich positiv aus, dass Täter gefälschte Debitkarten seit 2011 nicht mehr im SEPA-Raum - also in der Euro-Zone, SEPA steht für Single Euro Payments Area - einsetzen können. Das liegt daran, dass die Abrechnung nun ausschließlich über den Chip erfolgt und nicht mehr über den Magnetstreifen. Eine Ausnahme bildet allerdings Russland.
Automaten in Fußgängerzonen und Bahnhöfen besonders gefährdet
Der Report behandelt das Thema Skimming, also Angriffe auf Geldautomaten. Die Täter versuchen, an Kartendaten und PIN zu kommen. Für 2010 spricht das BKA von 3.183 Angriffen, 2011 waren es "nur" noch 1.296 Fälle. Besonders gefährdet sind demnach Geldautomaten in stark frequentierten Bereichen wie Fußgänger-Zonen und Bahnhöfen.
Ein Vergleich der einzelnen Bundesländer zeigt, dass Berlin und Nordrhein-Westfalen am stärksten betroffen sind. Hier werden jeweils mehr als 200 Angriffe gemeldet. Eher stark betroffen (51 bis 200 Angriffe) sind Hamburg, Niedersachsen, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Weniger als 50 Angriffe gab es in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Rheinland-Pfalz. Einzig aus dem Saarland ist kein einziger Fall bekannt.
Zum Vorgehen der Täter schreibt das BKA, dass Kriminelle nach wie vor mit Vorbaugeräten und versteckten Mini-Kameras oberhalb der Tastatur oder an der Decke versuchen, Kartendaten auszulesen und PIN-Eingaben aufzuzeichnen. Manchmal bringen sie auch unmittelbar auf der Tastatur des Automaten Attrappen an, die die eingegebenen PIN-Daten speichern. Das BKA merkt an, dass es mechanische und elektronische Anti-Skimming-Module den Tätern schwerer machen.
Doch nicht nur Geldautomaten in Banken sind gefährdet. Das BKA berichtet auch von Manipulationen an POS-Terminals sowie an Fahrkarten- und Tankautomaten.
Konkret geht es dabei um Automaten in Bau- und Supermärkten sowie in Gartencentern. Solche Fälle gab es in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Hessen.
2011 erstmals Angriffe auf DB-Fahrkartenautomaten
Dass Täter auch Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn angehen, ist laut BKA neu. 2011 wurden erstmals Fälle in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hamburg und Berlin gemeldet. Manipulationen an Tankautomaten gab es schon 2010, auch für 2011 sind Fälle bekannt. Sie betreffen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.