Automatisiertes Liquiditätsmanagement sagt Ein- und Ausgaben voraus

Geldflüsse planen ohne Excel

14.04.2009 von Hartmut  Wiehr
Patienten begleichen ihre Rechnungen immer häufiger auf den "letzten Drücker" oder erst nach der zweiten Mahnung. Die Folge: Gelder fließen später als erwartet auf die Konten. Eine Software-Lösung ermöglicht es, diese Geldflüsse vorausschauend zu planen.

Immer häufiger zahlen Bürger ihre Rechnungen nur mit Verzögerung. Viele Unternehmen klagen über eine zunehmend schlechte Zahlungsmoral. Ihre Außenstände haben sich erhöht. Es summieren sich offene Forderungen. Auch die Gesundheitsbranche ist davon nicht verschont geblieben.

Die Ursache sehen die Unternehmen in der schlechten Wirtschaftslage. So bleiben mit einem Mal Geldflüsse aus, mit denen man fest gerechnet hatte. In Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise wird demnach die vorausschauende Planung von Einnahmen und Ausgaben überlebenswichtig: Unternehmen nicht nur im Healthcare-Bereich brauchen gerade jetzt ein effektives Liquiditätsmanagement.

Der Ulmer Software-Hersteller Wilken hat ein System entwickelt, mit dem sich Geldflüsse vorausschauend planen lassen.

Bislang findet ein Liquiditätsmanagement oft manuell in der Buchhaltung statt. Einnahmen und Ausgaben werden mühsam und langwierig aus diversen Vorsystemen herausgefiltert und üblicherweise in einer Excel-Tabelle zusammengetragen. Großer Nachteil: Es dauert, und die Tabelle ist nie wirklich aktuell. Außerdem listet Excel immer nur einen Ausschnitt an Informationen auf. Notwendig ist es dagegen, alle Daten für die Zahlungsvorausschau integriert zusammenzuführen.

Adäquate Lösungen unterstützen die Unternehmen, ihre eigene Zahlungsfähigkeit sicherzustellen. Sie ermitteln automatisch den Großteil der zu erwartenden Zahlungsströme auf Basis der im ERP-System vorhandenen Daten.

Die Grundlage bilden auch bei der Lösung des Ulmer Software-Anbieters Wilken die vorhandenen Informationen etwa der Finanzbuchhaltung und der Materialwirtschaft wie offene Forderungen, Verbindlichkeiten, Kreditpläne, Bestellungen und Aufträge. Auch eventuelle Abschlagszahlungen werden zur Prognose von zukünftigen Einzahlungen herangezogen.

Eine zeitgemäße Liquiditätsplanung arbeitet dabei mit statistischen Prognoseverfahren auf Basis der Vergangenheitsdaten. Zusätzlich können für nicht automatisch ableitbare Zahlungsströme (etwa Lastschriften) auch manuell Finanzplanwerte eingestellt werden. Nur so ist ein ganzheitliches, integriertes Liquiditätsmanagement möglich, welches auch Expertenwissen berücksichtigt.

Drill-Down-Analysen

Ergebnis: Die aktuelle Liquidität ist immer aktuell per Knopfdruck im Blick. Entsprechende Berichte können vom Buchhalter aber auch in einem einseitigen PDF übersichtlich abgespeichert werden und an die Geschäftsführung gesandt werden.

Wenn das System vollintegriert arbeitet, kann jeder Summenwert mit Drill-Down-Analysen bis auf die Einzelplanwerte hinterfragt werden. Drohende Liquiditätsengpässe können frühzeitig erkannt und analysiert werden. Das Liquiditätsmanagement ist damit wesentliche Grundlage für ein Cash-Management.

Basis für die Wilken-Lösung war ein Modul, dass bei der Deutschen Rentenversicherung Bund, einem der größten Kunden des Ulmer Software-Herstellers, schon seit langem im Einsatz ist: die vorgelagerte Haushaltsüberwachung. Auch hier werden im Haushaltsplan kommende Rechnungen berücksichtigt, die noch nicht in der Finanzbuchhaltung erfasst sind.

System für Sofort-Maßnahmen

Die IT-Logik ist in beiden Fällen ähnlich, und es bedurfte nur einiger Anpassungen. So konnte binnen weniger Wochen ein System entwickelt werden, dass Unternehmen im Healthcare-Bereich und darüber hinaus in der aktuellen Krise zumindest die Augen öffnet, an welchen Stellen sie eingreifen müssen.