Tipps für eine Bewerbung gibt es zahlreiche. Aber wie ist es eigentlich, wenn man sich gemeinsam auf eine Stelle bewirbt? Allein elf Millionen Frauen waren zuletzt in Teilzeit beschäftigt, doppelt so viele wie noch vor 15 Jahren, so eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Eine Möglichkeit, trotz Teilzeitjob Karriere zu machen, ist das Jobsharing. Das beschränkt sich nicht auf Mütter und Väter, die mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten, sondern ist zum Beispiel auch eine Karrieremöglichkeit für Arbeitnehmer, die gleichzeitig in der Lehre arbeiten möchten.
Eine Anlaufstelle für Jobsharing bietet die von Jana Tepe und Anna Kaiser gegründete Jobsharing-Plattform Tandemploy. Aktuell 40 Unternehmen inserieren dort geeignete Stellen, dazu können Einzelpersonen persönliche Profile anlegen und so auf die Suche nach einem passenden Tandempartner gehen. Der Blick auf die aktuellen Stellenangebote für Jobsharer zeigt anspruchsvolle Positionen vom IT-Experten bis zur Geschäftsführung.
Für eine erfolgreiche Tandembewerbung gibt Jana Tepe den folgenden Ratschlag: "Je konkreter man sein Jobsharing-Vorhaben bereits in der Bewerbung beschreibt, desto besser. Arbeitgeber können sich darunter oft nicht viel vorstellen. Da hilft es sehr zu zeigen, dass man sich schon viele Gedanken gemacht hat. Über die individuellen Stärken und auch über eine mögliche Organisation des Tandems." Tepe weiß, dass sich schon bei der Bewerbung eines Tandems Hürden auftun können: "Manchmal stößt man als Tandem auch an Grenzen der Systeme. Wir haben von einem unserer Kunden vor kurzem zum Beispiel eine spezielle Mail-Adresse erhalten, weil es nicht möglich ist, sich als Tandem über die Stellenbörse zu bewerben."
Vorteile für den Arbeitgeber betonen
Eine Tandembewerbung war es auch, die Jana Tepe und ihre Mitgründerin auf die Idee brachte, die Plattform Tandemploy ins Leben zu rufen: "Zwei Frauen haben sich auf eine Leitungsposition beworben und dabei unter anderem ein gemeinsames Deckblatt und einen Flyer mit Vorteilen für den Kunden erstellt. Im Skypeinterview zu dritt habe ich schnell gemerkt, dass sich dieses Team sehr gut ergänzt und die Chemie stimmt", so Tepe.
Eine dieser beiden Frauen war Petra Reinhold, die über ihr Wunschtandem mit Wibke Wolf Folgendes erzählt: "Wir kommen beide aus dem Personalbereich und haben vor drei Jahren begonnen, uns gemeinsam auf Vollzeitstellen zu bewerben, die zu uns und unseren unterschiedlichen Schwerpunkten passen." Ein Tandem sei auf den ersten Blick für den Arbeitgeber teurer, so Reinhold. "Deshalb haben wir in unserer Bewerbung klar herausgestellt, welche Vorteile es dem Unternehmen bietet. Unter anderem mit einem Flyer, der die Vorteile von Jobsharing für den Arbeitgeber auflistet, zum Beispiel die gegenseitige Abdeckung von Urlaubs- und Krankheitszeiten."
Im Bewerbungsprozess haben die Firmen in der Regel eine von beiden kontaktiert, die dann die Terminkoordination übernommen hat. "Das ist auch ein wichtiges Zeichen an den Arbeitgeber, dass das Tandem sich gut organisieren kann und dem Arbeitgeber keine zusätzliche Arbeit verursacht", weiß Reinhold. Bei der gemeinsamen Bewerbung haben die beiden gemerkt, dass man sich die Firmen genau ansehen muss.
Erfolgreich war ihre Bewerbung weniger bei konservativen Firmen sondern vor allem bei jüngeren Unternehmen und in der Startup-Szene. Insgesamt führten sie drei Gespräche, eine passende Jobsharing-Stelle haben sie damals nicht gefunden. "Mittlerweile haben wir beide Teilzeitpositionen gefunden. Doch ganz aufgegeben haben wir die Idee vom gemeinsamen Jobsharing noch nicht," sagt Reinhold.
Gemeinsam bewerben im Team
Gemeinsame Bewerbungen gibt es nicht nur im Tandem sondern auch in kompletten Teams. Jörg Schneider, Geschäftsführer von der Personalberatung Profcon, brachte vor vier Jahren ein stark wachsender Kunde aus dem Bereich Unternehmensberatung auf die Idee, Team-Hunting ins Portfolio aufzunehmen. Ab drei Personen sprechen Schneider und seine Mitarbeiter von Team-Hunting. Sinnvoll ist es seiner Meinung nach bis zu einer Größe von zehn bis zwölf Personen. "Den Versuch, ein 30-köpfiges Team zu vermitteln, haben wir nach über eineinhalb Jahren Gesprächen gemeinsam wieder aufgegeben", so Schneider.
Es habe sich zum Beispiel ein Team bei Profcon gemeldet, dessen Arbeitgeber seine Strategie verändert hat. "Die Aufgaben des Teams werden bald nicht mehr zu den Kernthemen zählen, deshalb suchen die Mitarbeiter gemeinsam etwas Neues", sagt Schneider. Solche Stellen seien in der Regel nicht ausgeschrieben, deshalb gebe es hier auch kein Bewerbungsverfahren, das Schritt für Schritt ablaufe. "In der Regel sprechen wir über Wünsche und Ziele und nehmen dann Kontakt zu geeigneten Mandanten oder Wunschfirmen der Teams auf. Oft gibt es dann erst einmal ein Treffen mit dem Teamleiter und dem Unternehmen. Wie früh andere Teammitglieder dazugeholt werden, ist sehr unterschiedlich", erläutert Schneider.
Wie schnell es bei einer Teambewerbung gehen kann, zeigt das folgende Beispiel: Vor kurzem hat er an einem Freitagnachmittag drei Mandanten angeschrieben und von einem Team aus dem Bereich IT-Sicherheit berichtet. "Innerhalb von Minuten bekam ich eine Antwort, dass eines der Unternehmen das Team kennenlernen möchte", erinnert sich Schneider.