In der von VOICE herausgegebenen Indexstudie CIO-Barometer 2024 zeigen sich die befragten IT- und Digitalentscheider einigermaßen zufrieden mit dem Stand der Digitalisierung in Deutschland. Dabei schätzen sie die von ihnen selbst beeinflussten unternehmensinternen Faktoren am positivsten ein. Die Märkte sehen sie vor allem wegen steigender Preise und Fachkräftemangel dagegen eher mit gemischten Gefühlen. Kritisch gehen die IT-Verantwortlichen mit den von der Politik vorgegebenen Rahmenbedingungen ins Gericht.
"Auch im CIO-Barometer 2024 schätzen die Befragten die Voraussetzungen für gute Digitalisierung insgesamt mittelmäßig ein", fasst Studienleiter Ayelt Komus, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Koblenz die Ergebnisse zusammen. "Dabei schätzen sie die Faktoren wie Markt und Rahmenbedingungen zurückhaltender ein, als die internen Faktoren, auf die sie als Anwender deutlich mehr Einfluss haben." Grundsätzlich stiegen die Erwartungen hinsichtlich der Digitalisierung, aber insgesamt bleibe hier noch viel zu tun. Anlass zur Sorge bleibe die erneut schlechte Bewertung der Führungsebene, wenn es um Digitalisierung geht. "Umso wichtiger, dass Unternehmen die bestehenden Chancen intelligent nutzen", so Komus.
Insgesamt schätzen die befragten Digitalverantwortlichen den Status der Digitalisierung erneut nur durchschnittlich ein. Der Indexwert erreicht 102 von 200 möglichen Punkten. Damit stagniert der Wert gegenüber der vorangegangenen Umfrage. Im CIO-Barometer beantworten IT- und Digitalentscheider die Frage, welche Faktoren die Digitalisierung in Deutschland die Digitalisierung vorantreiben und welche sie bremsen. Dabei differenziert die von VOICE - Bundesverband der IT-Anwender, der Hochschule Koblenz und dem Benchmarkspezialisten Metrics durchgeführte Studie in (unternehmens-)interne und externe (Märkte) Faktoren sowie in die Entwicklung der Rahmenbedingungen. Aus diesen drei Teilaspekten setzt sich das CIO-Barometer zusammen, mit leichter Übergewichtung der internen Faktoren.
Digitalisierung - teilweise sonnig …
Letztere bewerten die IT-Entscheider mit 119 Indexpunkten auch am positivsten - das bedeutet ein deutliches Plus gegenüber der Studie vor zwei Jahren (106 Punkte). Die Märkte hielten mit 103 Punkten ihr Ergebnis. Am schlechtesten schneiden die Rahmenbedingungen mit 80 Punkten ab. Bereits 2022 wurde dieser Bereich am negativsten gesehen, schnitt mit 97 Punkten allerdings noch deutlich besser ab als in der aktuellen Umfrage. In die Bewertung der Rahmenbedingungen fließen unter anderem Fragen nach dem regulatorischen Umfeld, Security-Bedrohungen sowie zur Wahrnehmung von IT und Digitalisierung mit ein.
Insgesamt fällt in der aktuellen Studie auf, dass die Bewertungen deutlich weiter auseinander liegen - von 80 bis 119 Punkte. Vor zwei Jahren lagen die einzelnen Kategorien noch deutlich dichter zusammen - 97 bis 106 Punkte.
… mit regnerischen Abschnitten
"Die Rahmenbedingungen entwickeln sich trotz der Versprechen und Initiativen der nationalen und europäischen Politik negativ", erklärt Studienleiter Komus. Diese Einschätzung spiegele sich auch in anderen Umfragen und Studien wider. "Das legt den Schluss nahe, dass von der Politik weder ein ausreichender Fokus auf der Weiterentwicklung der Digitalisierung gelegt wird noch die Umsetzung der eingeleiteten Maßnahmen als ausreichend betrachtet werden", so Komus.
Die internen Faktoren entwickelten sich dem CIO-Barometer zufolge am positivsten, würden aber trotzdem gute Hinweise darauf geben, was unternehmensintern funktioniere und was nicht ganz so gut laufe. Den Status der IT-Gesamtausstattung und die Fähigkeiten der IT-Mitarbeiter schätzen die Befragten demzufolge überdurchschnittlich ein. Auch die Wahrnehmung und Stellenwert der IT und Digitalisierung kommen in den Unternehmen meist gut weg. Verbesserungsbedarf scheint es dagegen bei den IT-Fähigkeiten der Führungsebene zu geben. Diese würden innerhalb der internen Faktoren am schlechtesten bewertet.
CIO-Barometer zur Digitalisierung 2022: Das Glas ist nur halbvoll
Die Marktbewertung setzt sich aus Fragen nach Qualität, Verfügbarkeit und Preis verschiedener Produkt- und Dienstleistungskategorien sowie Fachkräften zusammen. Während Qualität und Verfügbarkeit von Produkten und Services in der Regel positiv eingeschätzt werden, sehen die Befragten die Preise durchaus kritisch. Dass die Verfügbarkeit von Fachkräften als unterdurchschnittlich betrachtet wird, ist absolut nicht überraschend. Diese Einschätzung wird in praktisch jeder Befragung zum IT-Markt im Jahr 2023 geteilt.
KI hoch relevant, aber noch ohne eigenes Budget
Aus aktuellem Anlass wurde das Thema Künstliche Intelligenz als Sonderthema im CIO-Barometer abgefragt. Mit 8,2 Punkten auf der 10er Skala schätzen die Befragten das Thema zwar als sehr relevant ein. Gleichzeitig erklärten aber knapp 50 Prozent der Befragten, dass es noch kein eigenes Budget dafür gibt.
Verständlich aus Sicht von Studienleiter Komus: "Das Thema ist noch sehr jung, die meisten Unternehmen probieren noch aus und werden erst im Laufe von 2024/25 beginnen, eigene Strategien zu formulieren, die sich dann unter anderem auch in Budgets widerspiegeln werden."
Allerdings sieht er die momentane Prioritätensetzung der Unternehmen kritisch: "Bei den angestrebten Zielen steht wieder Effizienz ganz oben, gefolgt von der Vermeidung von Fachkräfte- und Ressourcenmangel durch den Einsatz von KI." Das sei sehr defensiv gedacht. Ziele wie Produktverbesserung oder die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle tauchten nur unter Sonstiges auf.
CIO-Barometer: Methode und Vorgehensweise
Für das CIO-Barometer 2024 wurden insgesamt 150 IT-Entscheider befragt. Die Datenerfassung erfolgte als Online-Befragung zwischen dem 28. September und 24. November 2023. Dabei wurden die jeweiligen Themengebiete anhand einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) bewertet. Einzuordnen waren die Fragen sowohl unter Berücksichtigung des aktuellen Status als auch der Entwicklung innerhalb der letzten 12 Monate. Das CIO-Barometer untergliedert sich in die drei Themengebiete: Interne Faktoren (40 Prozent Gewichtung), Märkte (30 Prozent) und Rahmenbedingungen (30 Prozent). Die Studie kann hier heruntergeladen werden.