Siemens-Rivale

General Electric zerlegt sich weiter

26.06.2018
Der strauchelnde US-Industrieriese General Electric (GE) sucht mit einer Radikalkur den Weg aus der Krise.
General Electric zerschlägt das eigene Geschäft.
Foto: Jonathan Weiss - shutterstock.com

Der Konzern will sich künftig nur noch auf die mehr Wachstum versprechenden Felder Kraftwerke, Alternative Energien und Luftfahrt konzentrieren. Die Medizintechnik werde hingegen ausgegliedert und die Öl- und Gastochter Baker Hughes in den kommenden zwei bis drei Jahren verkauft, teilte der Siemens-Rivale am Dienstag in Boston mit. Die Schritte kommen einer Zerschlagung der 126 Jahre alten Industrieikone gleich.

Die GE-Aktie gewann zum Handelsbeginn an der Wall Street fast sechs Prozent, Baker Hughes bewegte sich hingegen kaum. GE-Chef John Flannery, der den US-Mischkonzern nun seit August 2017 führt, sprach von einem Meilenstein in der Geschichte des Konzerns. GE werde durch die Einschnitte agiler und könne zudem Schulden abbauen, sagte er. Bis 2020 sollen diese um 25 Milliarden Dollar runter. Zudem rechnet GE mit Einsparungen bei den Verwaltungskosten in Höhe von mindestens 500 Millionen US-Dollar im gleichen Zeitraum.

Finanzgeschäfte ziehen GE runter

Die Zeichen stehen bei GE schon bereits seit Jahren auf Veränderung. Flannerys Vorgänger Jeffrey Immelt hatte das riesige Portfolio, zu dem einst untere anderem auch Kühlschränke, Kunststoffe und die Sendergruppe NBC gehörten, zurechtgestutzt und etwa große Teile der Finanzsparte GE Capital verkauft. Letztere soll laut Flannery weiter schrumpfen, vor allem das Versicherungsgeschäft hat er im Auge.

Die Finanzgeschäfte sind mit ein Grund für die aktuelle Misere. Im ersten Quartal hatten die Altlasten dem Konzern einen Milliardenverlust eingebrockt. Grund waren hohe Rückstellungen aufgrund von Ermittlungen der US-Justiz wegen zweifelhafter Hypothekengeschäfte vor der Finanzkrise gewesen.

Konzernchef Flannery hatte bereits angekündigt, Firmenteile im Wert von 20 Milliarden Dollar zu versilbern. Einiges wurde bereits eingeleitet. So wird die Zugantriebssparte GE Transportation mit dem Zugausrüster Wabtec zusammengelegt. Das Geschäft mit industriellen Gasmotoren soll an den Finanzinvestor Advent verkauft werden, wie GE am Montag mitgeteilt hatte.

Konzentration auf wenige Geschäftsfelder

Nun sollen auch der Ölfeldausrüster Baker Hughes und die Gesundheitssparte dran glauben. Ein Fünftel der Medizintechnik will Flannery verkaufen, den Rest an die Aktionäre weiterreichen. Für die Analysten der Ratingagentur Standard & Poor's ist das ein Grund, eine Abstufung der Bonitätsratings zu prüfen. Der geplante Verkauf der Gesundheitssparte führe zwar zum Schuldenabbau, schmälere allerdings auch den Barmittelzufluss, so die Argumentation. Durch die Konzentration auf weniger Geschäftsfelder werde zudem das Risiko künftig weniger breit gestreut, GE dadurch anfälliger.

Auch die Analysten von JPMorgan sind noch nicht überzeugt. De facto handele es sich bei den Maßnahmen um eine Kapitalerhöhung. Die Experten befürchten zudem Einschnitte bei der Dividende. GE will nach eigenen Angaben die Dividendenpolitik bis zur Ausgliederung der Medizintechnik beibehalten. Danach soll sich die Ausschüttung aber an der der Konkurrenz orientieren. Laut JPMorgan dürfte damit die Ausschüttungsquote von vormals 75 Prozent der freien Mittel aus dem Industriegeschäft auf 40 bis 50 Prozent sinken.

Konzernchef Flannery ist angesichts des Niedergangs des Konzerns zum Handeln gezwungen. Allein im vergangenen Jahr verloren die GE-Aktien 45 Prozent an Wert, in diesem Jahr waren es bislang 27 Prozent. Der Wertverfall an der Börse hat auch Konsequenzen für die Mitgliedschaft im US-Leitindex Dow Jones Industrial, dessen Gründungsmitglied GE einst war. Seit heute gehört die GE-Aktie dem Index der größten 30 US-Unternehmen nicht mehr an. Den Platz nimmt nun die Drogerie- und Apothekenkette Walgreens ein. (dpa/rs)