Nach spätestens zwei Jahren suchen Absolventen sich einen neuen Job. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Culture Shock! Generation Y and their managers around the world" der britischen Ashridge Business School. Unter Generation Y versteht diese Studie die unter 30-Jährigen, also die ab 1982 Geborenen.
In Großbritannien haben lediglich 57 Prozent der Absolventen vor, überhaupt zwei Jahre lang bei einem Arbeitgeber zu bleiben. In Indien sowie im Nahen Osten sind es 75 Prozent, in Malaysia 87 Prozent. Am häufigsten verlassen die jungen Angestellten Unternehmen deshalb, weil sich ihre Erwartungen nicht erfüllt haben.
Ein Manager: "Sie stellen sich Problemen nicht."
Für die Studie befragte die Ashridge Business School sowohl Absolventen als auch Manager aus Großbritannien, Nahost, Indien, Malaysia und China. Ein indischer Manager kritisiert die schnellen Arbeitgeberwechsel: "Wenn es bei einem Unternehmen nicht gut läuft, ziehen sie weiter. Sie stellen sich Problemen nicht." Doch die Führungskräfte äußern nicht nur Kritik. Alles in allem bewundern sie die Intelligenz der jungen Kollegen, ihre Herangehensweise an Aufgaben und ihre Energie.
Beide Personengruppen fühlen sich am stärksten durch eine herausfordernde und interessante Arbeit motiviert. Je nach Herkunftsland sind zwischen 72 und 87 Prozent der Generation Y nach eigenen Angaben stolz darauf, für ihren aktuellen Arbeitgeber zu arbeiten. Weniger Befragte würden die Firma als attraktiven Arbeitgeber weiterempfehlen (zwischen 55 und 78 Prozent).
Ganz unterschiedlich bewerten junge Angestellte und Manager die Fähigkeiten der Generation Y. Die Jungen denken, dass es ihnen vor allem an Fachkenntnissen und Berufserfahrung fehlt. Das sehen die Manager anders: Sie vermissen bei den unter 30-Jährigen neben der Berufserfahrung nicht Fachkenntnisse sondern vor allem Sozialkompetenz, beispielsweise Büro-Etikette, Respekt und Teamfähigkeit.
Absolventen wollen kein Manager-Leben
Wie die Auswertung zeigt, eifern die unter 30-Jährigen den Managern in keiner Weise nach. Sie streben nicht nach den Tätigkeiten der Führungskräfte, insbesondere nicht nach dem dazugehörigen Lebensstil. Häufig bezeichnen sie die Manager als ausgebrannt.
Absolventen wünschen sich eine Führungskraft als Coach oder Mentor und viele Manager sehen sich tatsächlich in dieser Rolle. Allerdings finden die für die Studie befragten jungen Arbeitnehmer, dass ihre Chefs diesem Anspruch nicht gerecht werden. Auch bei der Vorbereitung auf den Job denken die beiden Gruppen verschieden. Absolventen bezeichnen die Universität als die prägendste Station zur Vorbereitung auf das Berufsleben. Manager glauben nicht daran, dass man vor allem durch das Studium die für den Job entscheidenden Fähigkeiten entwickeln kann.
In ihrem Fazit empfehlen die Studienautoren sowohl den Absolventen als auch den Managern, sich nicht nur auf sich selbst zu konzentrieren. Stattdessen sollten sie sich auch überlegen, wie die andere Gruppe sie und Aufgaben wahrnimmt, gemeinsame Ziele definieren und so die Zusammenarbeit verbessern. Ein Manager aus Malaysia sagt: "Begegnen Sie Einstellungen und Perspektiven offen. Am Ende des Tages geht es doch nur um die Unterschiede zwischen Menschen. Es geht nicht um Generationsunterschiede - es geht um die Menschen selbst."
Herausgeber der Studie "Culture Shock! Generation Y and their managers around the world" ist die britische Ashridge Business School. An der Onlinebefragung nahmen 2895 Personen teil - 1789 Absolventen und 1106 Manager. Mit 96 Personen, je zur Hälfte Absolventen und Manager, wurden Interviews geführt. Sie stammen aus Großbritannien, Nahost, Indien, Malaysia und China.