Für gewöhnlich mühen sich Autobauer auf Messen um die ungeteilte Aufmerksamkeit für ihre Produkte. Europas größtem Autobauer Volkswagen war das zum Start der Internationalen Automobilausstellung (IAA) nicht vergönnt. Während der Konzern am Montagabend in Frankfurt in einer Show seine Neuheiten groß in Szene setzte, hatten viele Journalisten Interesse an einem ganz anderen Thema: Ferdinand Piëch. Nach Berichten über dessen angeblich bald bevorstehenden Rücktritt als Aufsichtsratschef wurde jede Regung, jeder Blick des 76-Jährigen genau registriert.
Das "Handelsblatt" hatte wiederholt unter Berufung auf Vertraute des VW-Patriarchen und Konzernkreise berichtet, dass Piëch schon in den nächsten Monaten aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten und VW-Chef Martin Winterkorn neuer Chefkontrolleur werde. Die Wolfsburger und auch Piëch selber dementierten umgehend und deutlich.
Dennoch war das Thema gesetzt, alles achtete in Frankfurt auf den Österreicher, der VW zwischen 1993 und 2002 selber als Chef lenkte und als Machtzentrum in Deutschlands größtem Industriekonzern gilt. Sein Familienstamm Porsche/Piëch ist der größte VW-Eigner.
VW-Medienchef Stephan Grühsem hieß den VW-Patriarchen dann auch am Anfang des Konzernabends "ganz besonders willkommen". Die Kameras schwenkten zu dem 76-Jährigen, der wie gewohnt mit seiner Frau Ursula im Publikum saß. Als auch sie begrüßt wird, huscht ein Lächeln über sein Gesicht, ein kurzes Nicken mit dem Kopf - ein Bild wie immer.
Nach der Show und der Abschlussrede von VW-Chef Winterkorn ist die Bühne mit den Autos offen für die Journalisten. Piëch, wie immer eingehakt an der Seite seiner Frau, müht sich durch das Gedrängel der Presse. "Mir geht es gut", lässt er die Journalisten wissen, biegt links ab und schiebt sich zum Ausgang. Einer Reporterin vom NDR-Hörfunk sagt der 76-Jährige, er wolle noch Jahre lang Chef des Kontrollgremiums bleiben - mindestens bis zum Auslaufen seines aktuellen Vertrages. Der reicht noch bis ins Jahr 2017. Dann wird Piëch 80 Jahre alt. (dpa/rs)