In den letzten drei Jahren sind die Business- und IT-Strategien zwar etwas stärker zusammen gewachsen, trotzdem sind sie im Regelfall noch nicht gut miteinander verzahnt. Gegenseitige Verständnisprobleme und seltene strategische Abstimmung sowie Konkurrenzverhältnisse zwischen Fachbereichen und der IT sind nach einer Vergleichserhebung von Serview die hauptsächlichen Ursachen. Allerdings hat sich die Positionierung der IT etwas verbessert und das Top-Management steuert stärker das strategische Miteinander der IT- und Business-Verantwortlichen.
Laut der Befragung besteht derzeit bei 39 Prozent eine "enge" oder sogar "sehr enge" Abstimmung zwischen den marktbezogenen Unternehmensstrategien und der IT-Ausrichtung. Vor drei Jahren waren dies noch acht Prozent weniger. Die größte Gruppe stellen mit 38 Prozent auch 2010 die Firmen, in denen lediglich ein mittelmäßiges Zusammenspiel besteht. Deutlich gesunken ist der Anteil der Betriebe, wo nach Aussage der 269 befragten Fachabteilungs- und IT-Leiter die Informatikstrategien entweder nur in geringem Maß oder gar nicht im Einklang mit den Business-Zielen stehen.
Diese Schwächen haben sich in einzelnen Facetten seit 2007 zwar deutlich reduziert, bleiben aber trotzdem auf einem recht hohen Niveau. So verzeichnen immer noch knapp zwei Drittel der Unternehmen (2007: 69 Prozent) große Mängel darin, sich gegenseitig die jeweils eigenen Positionen transparent und verständlich zu machen. Auch strategische Abstimmungen in einem institutionalisierten Rahmen finden zwar in deutlich mehr Unternehmen als noch 2007 statt (plus 13 Prozent), aber weiterhin erst in jedem zweiten Betrieb mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz.
"Sofern kein kontinuierlicher Transfer von fachlichen Konzepten, Zielen und Maßnahmen organisiert wird, kommt es zwangsläufig zu widersprüchlichen Business- und IT-Strategien", urteilt Serview-Geschäftsführer Markus Bause. Dass die Unternehmen so oft an diesem Anspruch scheitern, führt nach seinen Erfahrungen in der Beratungspraxis zu deutlichen Konsequenzen bei der Leistungsfähigkeit und Renditequalität der Firmen. "Widerstrebende Kräfte kosten Ressourcen und Geld bei gleichzeitig geringeren Erfolgschancen im Markt."
Darauf reagiert das Top-Management offenbar immer häufiger, indem es stärker als in der Vergangenheit steuernd eingreift. Vor drei Jahren beklagten sich noch 58 Prozent der Business- und IT-Manager über eine zu große Zurückhaltung der Chefetage, inzwischen monieren dies mit 44 Prozent deutlich weniger Befragte. Als positiver Hinweis für eine zukünftig veränderte Situation kann auch gewertet werden, dass die Vorbehalte gegenüber einer IT als Business Enabler deutlich geringer geworden sind. 2007 wurde dem Informatikbereich eine solche Rolle nur in einem Drittel der Firmen zugetraut, nun immerhin schon in der Hälfte. "Aus Sicht der IT kann dies aber keineswegs zufrieden stellen", urteilt Bause. "Sie wird weiterhin oft nur an ihren operativen Ergebnissen gemessen und kann dadurch ihren strategischen Wert nicht ausreichend zur Geltung bringen. Die IT hat es selbst in der Hand, strategische Akzente zu setzen."
Solche Absichten werden in ihrer Umsetzung aber möglicherweise durch interne Konkurrenzverhältnisse erschwert. Sie haben sich in den letzten Jahren offenbar sogar noch etwas verschärft und belasten das Verhältnis von IT- und den Business-Bereichen. (ue)