"Die Mehrheit sitzt auf Holz" schreibt Erich Kästner in seinem "Eisenbahngleichnis". Der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) hätte das Gedicht seiner "Geschäftsreiseanalyse 2010" voranstellen können. Es trifft in zweierlei Hinsicht zu: Erstens müssen bei Flugreisen immer mehr Manager in der sogenannten Holzklasse (Economy) Platz nehmen - und zweitens müssen viele inzwischen auf die Bahn umsteigen. Bei Geschäftsreisen wird gespart.
Wie der Verband mitteilt, haben deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr gut 41 Milliarden Euro für Geschäftsreisen ausgegeben. 2008 waren es mit knapp 47 Milliarden rund zwölf Prozent mehr. Die Firmen schickten Mitarbeiter 2009 auf 145 Millionen Geschäftsreisen. Ein Jahr zuvor waren es noch 163 Millionen. Das entspricht einem Rückgang von elf Prozent.
Der VDR sieht die Finanzkrise als Hauptverursacher dieser Entwicklung. Verbandsmitglied Dirk Gerdom, hauptberuflich Reisemanager bei SAP, nennt gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung aber einen weiteren Grund: "Moderne Techniken in der Kommunikation sowie die Straffung von internen Arbeitsabläufen beschleunigen den Trend zu spontanen, virtuellen Geschäftstreffen und werden wohl auch dauerhaft Teile des klassischen Reise-Etats ersetzen." Gerdom selbst zum Beispiel habe den Walldorfern alle Dienstreisen ohne Kundenkontakt gestrichen.
Eine Einschätzung, die sich in den Zahlen der Befragung widerspiegelt: 63 Prozent halten Video-, Web- und Telefonkonferenzen für eine Alternative zu Geschäftsreisen. 60 Prozent erwarten, dass "restriktive Maßnahmen" in punkto Dienstreisen auch im Fall eines wirtschaftlichen Aufschwungs beibehalten werden.
Ein paar Details zu den Reisen: Bei Inlandsflügen wurden 2009 nur noch fünf Prozent aller Tickets auf Business Class ausgestellt. 2005 waren es noch elf Prozent. Bei Trips innerhalb Europas durften im vergangenen Jahr neun Prozent der Reisenden Business Class fliegen, 2005 waren es noch 15 Prozent.
Bei Interkontinental-Flügen konnten sich voriges Jahr 37 Prozent der Reisenden in die Business Class setzen und einer von hundert sogar in die First Class. 2005 flogen 52 Prozent in der Business Class und zwei Prozent First Class.
Das gilt für die, die weiterhin fliegen durften. 18 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten jedoch, dass ihr Unternehmen Geschäftsreisende künftig öfter mit der Bahn fahren lässt. Außerdem muss es nicht immer ein Hotel sein. Laut VDR werden zumindest innerhalb Deutschlands zunehmend Pensionen oder Privatzimmer gebucht.
Drei von zehn Firmen haben einen Travel Manager
Der VDR wollte außerdem wissen, wer das Reise-Management verantwortet. Offenbar hat das Thema an Priorität gewonnen, denn 2009 hat sich in zwei von drei Firmen (66 Prozent) die Geschäftsführung darum gekümmert. Zum Vergleich: 2004 war das erst in 56 Prozent der Unternehmen der Fall. In gut jeder vierten Firma (26 Prozent) ist das Chefsekretariat zuständig (2004: 16 Prozent).
30 Prozent der Firmen setzen einen Travel Manager ein. Laut Verband ist es bei größeren Unternehmen allerdings jedes Zweite. Ihre Arbeit dreht sich meist um Reisekostenabrechnung (61 Prozent), allgemeine Verwaltungsaufgaben (45 Prozent) und Veranstaltungs-Management (29 Prozent).
Die wichtigsten Auslandsreisen führten deutsche Dienstreisende im vergangenen Jahr vor allem in die USA. Das war auch 2005 schon so. Die nachfolgenden Plätze haben gewechselt: Aktuell rangiert China auf zwei und Frankreich auf drei, 2005 war es umgekehrt. Laut VDR fahren vor allem Manager aus Großkonzernen in die Staaten, während es den Mittelstand häufiger nach China oder Indien zieht.
Öffentliche Hand gibt mehr Geld für Dienstreisen aus
Eine große Ausnahme nennt die Studie: Während die Wirtschaft bei Geschäftsreisen knapst, hat die öffentliche Hand 2009 zwölf Prozent mehr Geld dafür ausgegeben. Allerdings geht der VDR nicht näher darauf ein.