Die Karstadt-Quelle-Töchter Wehmeyer und Sinn-Leffers: Geschwindigkeit in der ModeAls eine "charmante Tyrannei von kurzer Dauer" bezeichnete der französische Dramatiker Marcel Archard die Mode. Wer mit ihr Geschäfte machen will, muss also schnell sein.
Das weiß auch Thomas Sajovec, Ressortleiter Logistik bei Wehmeyer. "Wir brauchen Informationssysteme, die uns frühzeitig auf Trends und Strömungen hinweisen", stellt er fest.
Für ein solches System ist Sajovec beim Bekleidungshaus, das zum Karstadt-Quelle-Konzern gehört, verantwortlich. Um die richtige Ware in der richtigen Menge zum richtigen Zeitpunkt in die 47 Filialen zu bringen, sorgt die Lösung mithilfe einer Oracle-Datenbank für die Grobplanung. Im zweiten Schritt finden sich die Daten in einem Dispositionssystem wieder. Das Auftragsmanagement arbeitet dabei mit Attributen wie Farbe, Größe und Material (Misch- oder reines Gewebe). Schließlich erfassen Kassenscanner, welche Waren in welchen Mengen in den Filialen verkauft werden.
All diese Informationen wertet Wehmeyer in einem Data Warehouse aus. "Wir stellen laufend Hochrechungen an", erklärt Sajovec. "Wenn wir glauben, dass im ersten Halbjahr blaue Blusen gut starten und sie doch nicht laufen, ziehen wir die Bremse. Für Modeleute ist der einzelne Artikel uninteressant. Es geht darum, welche Styles und Farben gefragt sind." Wenn ein Style oder eine Farbe besonders in oder out ist, muss die Lieferkette den geänderten Bedarf blitzschnell als Transmissionsriemen übertragen. Wehmeyer übermittelt per XML-Schnittstellen automatisch die relevanten Daten an Zulieferer, Logistikpartner und an den Zoll.
Sajovec ist im Auftrag der Wehmeyer-Muttergesellschaft gleichzeitig auch noch bei einer weiteren Konzerntochter aktiv: bei Sinn-Leffers, wo er IT und Logistik konsolidieren soll. Die bei Wehmeyer erprobte Zwischenlösung soll Kosten sparen, bis eine zentrale Warenwirtschaft, die Karstadt-Quelle mit SAP für den Textileinzelhandel entwickelt, fertig gestellt ist. Auf der technischen Grundlage von My SAP Retail werden Warenwirtschaft, Finanzbuchhaltung und Controlling unter der Verantwortung von IT-Vorstand Helmut Merkel auf einer gemeinsamen Plattform für den Gesamtkonzern integriert. Die Lösung soll im kommenden Jahr für Planungs- und ab 2006 für operative Zwecke zur Verfügung stehen.
Die Warenwirtschaft ist Teil des Restrukturierungsprojekts Power, das im Rahmen eines Zehnpunkte-programms zur Wertsteigerung des Karstadt-Quelle-Konzerns beitragen soll. Die Ansprüche sind hoch: Die Lösung soll es jeder einzelnen der 290 Filialen von Wehmeyer und Sinn Leffers ermöglichen, die Warenversorgung bis auf einzelne Warenträger zu planen und bedarfsgerecht zu steuern - schwierig besonders bei schnell wechselnden Sortimenten.