Herr König, Sie sind vor dreieinhalb Jahren zu Otto Bock geholt worden. Wie organisieren Sie die IT von Otto Bock?
Wir haben eine Kernmannschaft von 20 Mitarbeitern in der IT-Abteilung. Insgesamt 15 von ihnen betreuen die SAP-Anwendungen, die anderen sind als Technologie-Manager für unsere IT-Tochter Sycor zuständig. Auch das Controlling und die IT-Strategie werden von uns verantwortet..
Vor neun Jahren hat sich Sycor als hundertprozentige IT-Tochter von Otto Bock abgespalten. Sind Sie verpflichtet, sämtliche IT-Leistungen von Sycor abzukaufen?
Sycor ist ganz klar unser bevorzugter Dienstleister. SAP R/3, das Projekt-Management, der Technologiebereich sind Sache von Sycor, die von uns beauftragt werden. Das heißt jedoch nicht, dass wir deshalb auf Benchmarks verzichten. Wo Sycor die Ressourcen nicht hat oder ihr das Know How fehlt, wenden wir uns an andere Dienstleister. Das betrifft etwa spezielle Managed Services wie Anti Spam und zukünftig das Email-Archiv oder die Verschlüsselung.
Welche sind die wichtigsten IT-Projekte derzeit?
Standards sind nach wie vor wichtig. 80 Prozent des Umsatzes sind bereits auf SAP abgebildet. Fehlen noch einige Standorte in Osteuropa und Südamerika. Das holen wir noch nach. Seit 2005 bauen wir das Otto Bock Global Network zusammen mit unserem Partnern Sycor und British Telecom. Etwa 85 Prozent der Lokationen sind derzeit in das MPLS-Netzwerk eingebunden. Hier wollen wir eine weltweite Abdeckung. Hinzu kommen Separationen von Geschäftbereichen oder Akquisitionen. So haben wir Datenbestände und Prozesse vom Gesamtsystem abkoppeln müssen, als die Tochterfirma Linido abgespalten wurde. Mit dem dänischen Unternehmen Neurodan erwarb Otto Bock vor zwei Jahren einen Implantatspezialisten. Hier mussten die IT-Systeme entsprechend angepasst werden. Akquisitionen und Abspaltungen gehören jedoch zum Alltagsgeschäft.
Was macht die IT in der Medizintechnik besonders? Wo unterscheidet sie sich von anderen Branchen?
Gerade in der Prothetik gibt es nicht das Produkt von der Stange. Jede Prothese muss individuell gefertigt werden. Das heißt: Jeder Patient geht zu einem Sanitätshaus oder in entsprechende Werkstätten, in denen so genannte Clinicians das künftige Hilfsmittel entsprechend anpassen und zusammen mit dem Patienten das geeignete Modell aussuchen. Allerdings gab es für den Ablauf bis vor kurzem keinen standardisierten und geeigneten Prozess. Das haben wir geändert. Inzwischen haben wir in England 270 Anwender, die Clinicians, die mit der dafür geeigneten Software "SAP Business One" umgehen. Die Software nimmt die Daten auf, die in den Werkstätten aufgenommen wurden und gibt sie automatisch weiter an die Logistikzentren und schließlich die Fertigung. Es gibt erstmals einen einheitlichen Prozess.
In der Medizintechnik gilt zudem das Medizinproduktegesetz. Welche Restriktionen ergeben sich daraus für die IT?
Es gibt Dokumentationspflichten. Wir wollen den Life Cycle des Dokuments vollkommen in unserem Dokumentenmanagementsystem Filenet darstellen können. Wir müssen nachvollziehen können, welches Bauteil von wem stammt, Gebrauchsanweisungen, Handbücher und Spezifikationen zu den Produkten griffbereit haben. Bisher läuft vieles auf Papier. Jetzt schreiben wir etwaige Änderungen direkt elektronisch ins Dokument. Es existiert nur eine Version eines Dokuments.