Wilhelm Busch war noch optimistisch: "Einszweidrei im Sauseschritt läuft die Zeit. Wir laufen mit", behauptete er. Hört man sich in deutschen Unternehmen um, klingt das anders. Manager klagen, Veränderungen erfolgten immer schneller. Außerdem kommunizierten die Firmenleitungen Veränderungen nicht gut. Das geht zumindest aus der Studie "Change Management - wie moderne Kommunikation Unternehmen schlagkräftig macht" hervor, die im Auftrag der Anbieter Damovo und Cisco (beide bei München) entstanden ist.
Demnach halten 82 Prozent von 224 befragten Fach- und Führungskräften das Umsetzen von Veränderungen in ihrem Unternehmen für "eher wichtig" bis "sehr wichtig". Unwichtig findet das kein Einziger.
67 Prozent der Führungskräfte glauben, dass das Tempo der Veränderungen steigt. Unter den Fachkräften sagen das 59 Prozent. Insgesamt nur einer von hundert Befragten erwartet, dass die Geschwindigkeit wieder abnimmt.
Dabei scheint es in Sachen interne Kommunikation an einigen Stellen zu hapern. Kritik gibt es vor allem bei Veränderungen in der Personalpolitik. Jeder Fünfte hält die Kommunikation seines Unternehmens in diesem Punkt für "eher schlecht" bis "sehr schlecht". Ebenfalls fast jeder Fünfte (18 Prozent) moniert das auch bei Kostensenkungsmaßnahmen.
Weitere 15 Prozent sind damit unzufrieden, wie ihr Betrieb Restrukturierung und Reengineering kommuniziert. Jeweils zwölf Prozent weiten diese Kritik auf Veränderungen bei der Unternehmensstrategie, bei der Erschließung neuer Märkte sowie Fusionen und Übernahmen aus.
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Fach- und Führungskräfte halten klassische Medien für die besten Wege der Kommunikation im Change Management. 80 Prozent nennen E-Mails an erster Stelle, 70 Prozent Telefon. 65 Prozent setzen auf persönliche Gespräche. Der klassische Postbrief liegt mit 53 Prozent der Nennungen knapp vor dem firmeneigenen Intranet.
Kommunikation per Mobiltelefon halten dagegen nur 43 Prozent der Befragten für geeignet. 30 Prozent führen die Mitarbeiterzeitschrift an - noch vor Video-Konferenzen (21 Prozent) und Instant Messaging (20 Prozent). Weit dahinter liegen Audio-Konferenzen (14 Prozent), Webcasts (zwölf Prozent) und Web-Konferenzen (sieben Prozent).
Mehrheit verzichtet auf audiovisuelle Medien
Eine Mehrheit von 58 Prozent der Unternehmen verzichtet im Change Management auf audiovisuelle Medien (AV). Die Studienautoren bezeichnen diese Firmen als "Konservative" und grenzen sie gegen "Fortschrittliche" (Firmen mit umfassendem Einsatz von AV-Medien) und "Durchschnittliche" ab. Der Anteil fortschrittlicher und durchschnittlicher Unternehmen hält sich in etwa die Waage.
Laut der Studie sind rund sieben von zehn Unternehmen, die Video- und Audiokonferenzen nutzen, mit der Umsetzung zufrieden. Die Auftraggeber der Analyse folgern, mit Hilfe solcher Medien liefen Change-Prozesse erfolgreicher ab.
Eine gut funktionierende Veränderungskommunikation ist in erster Linie eine transparente, offene Kommunikation. 88 Prozent der Befragten halten das für "eher wichtig" bis "sehr wichtig". Außerdem kommt es auf kurze Kommunikationswege und regelmäßige Information (jeweils 86 Prozent) an.
Führungskräfte werden als Erste informiert
Die Studie ergab außerdem, dass oft erst Führungskräfte über Veränderungen informiert werden und dann die Mitarbeiter. Diesem kaskadischen Modell folgen 43 Prozent der untersuchten Firmen. 39 Prozent kommunizieren flächendeckend. Laut den Autoren der Studie informieren vor allem kleinere und mittlere Unternehmen flächendeckend.
Die Studienautoren geben an, die Wirtschaftskrise habe den Handlungsdruck in den Unternehmen erhöht. Dabei fühle rund jeder dritte Mitarbeiter seine Sorgen und Ängste in Change-Prozessen zu wenig berücksichtigt.
Vielleicht sollten die Befragten es weiterhin mit Busch nehmen. Der tröstet: "Fortuna lächelt, doch sie mag/ Nur ungern voll beglücken/ Schenkt sie uns einen Sommertag/ So schenkt sie uns auch Mücken."