Rund 7500 IT-Mitarbeiter arbeiten für den ehemals staatlichen Logistikkonzern. Über alle Bereiche gibt das Unternehmen in diesem Jahr voraussichtlich 5,75 Prozent vom Umsatz aus, das sind rund 2,3 Milliarden Euro. "Die Informationstechnologie ist die Kernkompetenz eines Logistikunternehmens", sagt der Konzernvorstand für Logistik und Corporate Services, Frank Appel.
Rund 15 Prozent beträgt der Outsourcing-Anteil am IT-Budget der Post. Appel: "Von den drei Funktionen Design, Build und Run bleibt das Design weitgehend bei uns. Wir bedienen uns natürlich externer Ressourcen als einer Art verlängerte Werkbank, aber Kontrolle, Strategie und Architektur liegen in unseren Händen." Das bedeutet: Nicht outgesourct werden, neben dem Design, auch Strategie, IT-Architektur, Technologieplanung und das End-to-end-Management neuer Anwendungen und Provider.
Viele Zukäufe haben eigene Lösungen
Die Deutsche Post habe hingegen im Bereich Build und teilweise im Bereich Run mit dem Outsourcing angefangen. Dort seien Aufgaben innerhalb des Unternehmens an die IT-Tochter Deutsche Post IT-Solutions ausgelagert worden. Presseberichte, wonach die Deutsche Post die Gesellschaft verkaufen wolle, dementiert der Vorstand energisch. Schon vor ein paar Jahren hat die DPWN mit T-Systems einen Vertrag über die Rahmenfunktionen abgeschlossen. Die IT-Tochter der Deutschen Telekom hat im Inland die Infrastrukturleistungen und den Desktop-Service übernommen.
Die Logistik-Tochter DHL betreibt eigene Rechenzentren. In Prag wird im Sommer ein neues europäisches Servicecenter errichtet. Weitere Einrichtungen sind in Scottsdale im nordamerikanischen Arizona und in Kuala Lumpur, Malaysia, in Betrieb.
2003 fasste die DPWN ihre weltweiten Paket-, Express-, Fracht- und Logistikdienstleistungen unter der neuen Dachmarke DHL zusammen. Dazu gehören neben der DHL auch Danzas und das frühere europäische Paketnetz Euro Express. Die DPWN vereinheitlicht jetzt die unterschiedlichen IT-Systeme ihrer Tochterunternehmen in einem unternehmensweiten Data-Warehouse-System.
Im Bereich der "alten" Post kommen in den meisten Bereichen SAP-Systeme zum Einsatz. "Wir sind da sehr weit, denn wir unterstützen in allen Konzernteilen, wo es sinnvoll ist, unsere Geschäftsprozesse durch SAP", berichtet Appel, "sodass dort eine sehr einheitliche Welt besteht."
International sieht es freilich anders aus. "In den zugekauften Unternehmen ist es zum Teil fragmentiert, viele haben eigene Lösungen." Jetzt werden über die ganze Gruppe - mit Ausnahme der Postbank - die Back-Office-Systeme auf SAP umgestellt. Dabei soll es gruppenweit pro Anwendungsbereich, beispielsweise Procurement oder Personalverwaltung, nur einen Software-Provider geben. DHL führt zusätzlich neue Standardapplikationen für alle Funktionen ein.
Wer an der IT-Strategie beteiligt ist
Mit Middleware sollen die Systeme verknüpft werden. Das erleichtere die spätere Implementierung von Neusystemen. Die Kosten sollen dadurch nicht steigen, sondern von den Bereichen Maintenance und Operations zum Development umverteilt werden.
Bei den Back-Office-Funktionen entscheiden Geschäftsbereiche und die IT gemeinsam über neue Systeme. An der Formulierung der IT-Strategie sind die Vorstände, die Bereichsvorstände und das Management inklusive der Bereichs-CIOs beteiligt. Die strategischen Ziele der IT bei Brief, Express & Logistik, Finanzdienstleistungen, aber auch bei Corporate Functions, orientieren sich stets an den BusinessStrategien. Sie werden im IT-Board der jeweiligen Konzerngesellschaften diskutiert und mit den Strategien der anderen Bereiche abgestimmt.
Auch bei der Postbank, sagt Appel, sei die SAP-Einführung weit gediehen. Drei Milliarden Transaktionen führt die gemeinsam mit SAP entwickelte und 2003 in Betrieb genommene Transaktions-Banking-Lösung jährlich durch. Die Post hat den Zahlungsverkehr der Deutschen und der Dresdner Bank übernommen, das sind weitere 2,7 Milliarden Transaktionen.
Vorstand Appel ist zufrieden: "Wir haben eine hervorragende Mannschaft und wollen uns weiter verstärken. Ich bin überzeugt, dass wir die Mammutaufgaben der Umstellungen erfolgreich bewältigen werden."