Die Ansage klingt eindeutig: "Ab dem 1. Juli 2023 sollen keine neuen Maestro-Karten mehr herausgegeben werden", bekräftigte der Kreditkartenanbieter Mastercard Mitte Juni. Die Karten mit den beiden rot-blauen Punkten passten "nicht mehr zu den heutigen Bedürfnissen" der Kundschaft. Doch so rasch verschwinden wird die Maestro-Funktion - ein Angebot von Mastercard - nicht. Für Millionen Kundinnen und Kunden von Banken und Sparkassen ändert sich vorerst nichts. Die folgende FAQ-Liste beantwortet die wichtigsten Fragen zum Abschied von der Maestro-Funktion und der Zukunft der Girocard.
Wird die Girocard abgeschafft?
Nein. Die Girocard, die von vielen immer noch "EC-Karte" genannt wird, gibt es weiterhin. Mit 100 Millionen ausgegebenen Exemplaren ist die Girocard die mit Abstand am meisten genutzte Bankkarte in Deutschland. Täglich wird mehr als 17 Millionen Mal mit der Girocard bezahlt, mehr als 40 Prozent des Einzelhandelsumsatzes in Deutschland werden auf diesem Wege beglichen.
Wofür braucht man die Maestro-Funktion?
Die Girocard funktioniert im Grunde nur in Deutschland. Die Maestro-Funktion - 1991 die erste ihrer Art - macht es möglich, dass man mit der Girocard auch im Ausland Geld abheben und bargeldlos bezahlen kann - und das weltweit. Der Mastercard-Konkurrent Visa betreibt mit V-Pay ein vergleichbares System. Dabei handelt es sich um sogenannte Co-Badges. Das heißt, einer Karte sind zwei Bezahlsysteme zugeordnet oder vereinfacht gesagt: Es sind zwei Karten in einer.
Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), derzeit Federführer der in der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) organisierten fünf großen Bankenverbände in Deutschland, teilte im Namen der DK mit: "Auch in Zukunft können Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Girocard wie bisher mit dem neben dem Girocard-Logo auf der Karte befindlichen Akzeptanzzeichen international nutzen."
Zwar werde Maestro von Mastercard "noch längstens bis 2027 auf Girocards zu finden sein", es gebe aber bereits heute Alternativen, "mit denen Banken und Sparkassen gewährleisten, dass ihre Kundinnen und Kunden die Girocard weiterhin wie gewohnt im Ausland nutzen können", erklärte die DK: Mastercard Debit, Visa Debit oder V Pay.
Warum will Mastercard Änderungen?
Der Kreditkartenanbieter hatte den Schritt im Herbst 2021 unter anderem damit begründet, dass Karten mit der Maestro-Funktion zu vielen Online-Portalen nicht kompatibel seien: "Eine Karte, die nicht durchgängig für Zahlungen im Online-Handel eingesetzt werden kann, ist (..) nicht mehr zeitgemäß."
Daher fordert Mastercard Banken und Sparkassen auf, die Karten bei Ablauf oder Verlust schrittweise durch die neue Debit-Mastercard zu ersetzen. Verbraucher erwarteten, "dass Bezahlverfahren durchgehend funktionieren: beim Online-Shopping, mit dem Smartphone in einer Wallet, im In- und Ausland", bekräftigte Mastercard-Deutschland-Chef Peter Robejsek jüngst. Das ermögliche das Zahlverfahren Debit-Mastercard.
Wie reagieren die Banken?
"Hinsichtlich der Girocard ergeben sich für unsere Kundinnen und Kunden kurzfristig keine Änderungen", teilte ein Sprecher der Deutschen Bank mit. "Die aktuell ausgegebenen Karten sind unverändert gültig und können wie gewohnt eingesetzt werden." Auch nach dem 30. Juni will Deutschlands größtes Geldhaus bis auf Weiteres neue Maestro-Girocards mit den bekannten Funktionen herausgeben.
Üblicherweise haben solche Karten eine Gültigkeitsdauer von vier Jahren. Die Deutsche Bank sei "im Moment wie viele andere Banken am Sondieren", bekräftigte der Leiter des Bereiches Privatkundenbank Deutschland, Lars Stoy. "Ich wüsste nicht, warum wir uns jetzt von der Girocard abwenden sollen."
Die Commerzbank teilte mit: "Neukunden und Kunden, die eine Ersatzkarte wünschen, erhalten derzeit weiter die Girocard mit dem Maestro-Logo." Die Maestro-Funktion bleibe bis zum Ablauf der Karte bestehen. Beim Austausch abgelaufener Karten seien erneut Girocards mit Maestro-Logo ausgegeben worden. "Somit ist eine Laufzeit bis mindestens Dezember 2026 sichergestellt", erklärte eine Sprecherin. Privatkundenvorstand Thomas Schaufler antwortete kürzlich auf die Frage, wann die Commerzbank die neue Mastercard-Lösung anbieten werde: "Wir sind damit Ende des Jahres bereit, dann werden wir die Karten auch ausgeben."
Für die Sparkassen versicherte DSGV-Vorstand Joachim Schmalzl bereits im März: Selbstverständlich werde die Sparkassen-Card auch künftig im Ausland einsatzfähig sein. "Neue Co-Badge-Vereinbarungen mit Mastercard und Visa ersetzen den Wegfall von Maestro. Für die Verbraucherinnen und Verbraucher erfolgt diese Leistungsverbesserung völlig unbemerkt."
Was sagen Verbraucherinnen und Verbraucher?
In einer Umfrage im Auftrag des Vergleichsportals Verivox sagten drei von vier Girocard-Inhabern, es sei ihnen "wichtig" (32 Prozent) oder "sehr wichtig" (42 Prozent), dass sie mit ihrer Karte auch im Ausland bezahlen und Geld abheben können. Andernfalls würden 43 Prozent nach eigenen Angaben die Bank wechseln und sich ein Kreditinstitut suchen, bei dem die Kartennutzung außerhalb Deutschlands weiter möglich ist. Weitere rund 25 Prozent würden den Wechsel der Bank zumindest in Erwägung ziehen, wenn ihre Bezahlkarte im Ausland nicht mehr zu gebrauchen wäre.
Wie geht es mit der Girocard weiter?
Im Dezember kündigten Deutschlands Banken und Sparkassen eine Aufwertung der Girocard an. Mit neuen Funktionen im Online-Handel und in der digitalen Welt solle die Karte auch künftig nutzbar bleiben. "Dabei geht es zum Beispiel um die Möglichkeit, eine Kaution zu hinterlegen, etwa bei der Reservierung eines Hotelzimmers oder eines Mietwagens", sagte seinerzeit die Stellvertreterin des Hauptgeschäftsführers des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Henriette Peucker, der Deutschen Presse-Agentur. "Und auch darum, die Girocard konsequent auf das Smartphone zu bringen und so auch für In-App-Zahlungen zu öffnen." (dpa/pma)