Checkliste Sourcing

Globaler IT-Einkauf schafft Ressourcen für die Digitalisierung

12.05.2015 von Ralf Appelt
Digitalisierung ist das Schlagwort aktueller Diskussionen. Sie stellt CIOs vor eine große Herausforderung. Der Spagat zwischen Regelbetrieb und Innovation erfordert neue Strategien. Outsourcing bleibt ein Mittel der Wahl. Ein Mix aus off-, near- und onshore erbrachten IT-Services entlastet das IT-Budget.

CIOs haben es aktuell nicht leicht. Sie müssen die Herausforderung der Digitalisierung aktiv bewältigen, dem Fachkräftemangel trotzen und sich selbst damit auseinandersetzen, dass sich ihre Rolle drastisch ändert. Vom Garanten des IT-Betriebs zum Business Enabler, der mit innovativen IT-Strategien das wertschöpfende Kerngeschäft unterstützt. Dabei hat IT-Outsourcing weiterhin große Bedeutung. Ziel ist es, bestehende IT-Budgets um den aufwendigen internen Betrieb zu entlasten und die internen Experten für die Umsetzung strategischer Zukunftsthemen einzusetzen.

Digitalisierung in der Industrie
Autobauer, Einzelhandel und sogar Tagebau
Wir zeigen gelungene Beispiele für die digitale Transformation deutscher und internationaler Unternehmen.
Red Tomato Pizza Dubai
Wer in Dubai Hunger auf Pizza bekommt, dem gereicht ein Knopfdruck zum Italo-affinen Gourmet-Glück. Der Red Tomato-Lieferdienst bietet einen Kühlschrank-Magneten an, der über die Koppelung an ein Smartphone dafür sorgt, dass die Lieblingspizza ofenfrisch und frei Haus schnellstmöglich anrückt.
Hamburger Hafen
Der Hamburger Hafen ist Europas zweitgrößter Containerhafen. Um die Effizienz der begrenzten Verkehrswege zu verbessern und größere Gütermengen umschlagen zu können, hat die für das Hafenmanagement zuständige Hamburg Port Authority (HPA) zusammen mit der SAP und der Deutschen Telekom in einem Pilotprojekt die IT-Logistikplattform "Smart Port Logistics" aufgebaut. Die IT-Lösung soll die Unternehmen, Partner und Kunden des Hafens enger miteinander vernetzen.<br /><br />Durch ein IT-gestütztes Verkehrsmanagement will man LKW-Fahrern Echtzeit-Informationen zu Frachtaufträgen und zur Verkehrslage bereitstellen. Dadurch sollen Staus im Hafen und auf den Zufahrtswegen sowie Wartezeiten minimiert und der Warenfluss optimiert werden. Die IT-Logistikplattform ist mit mobilen Applikationen ausgestattet, über die Lkw-Fahrer Verkehrsinformationen und Dienstleistungen rund um den Hafen mithilfe mobiler Endgeräte wie Tablet-PCs oder Smartphones abrufen können.
Drive Now
In kaum einem Industriezweig vollzieht sich die Digitalisierung so vielschichtig wie im Automotive-Sektor. Einen besonderen Stellenwert nehmen dort seit einigen Jahren die "individuellen Mobilitätsleistungen" ein - besser bekannt unter dem Schlagwort Carsharing. Der Münchner Autobauer BMW hat gemeinsam mit seiner Tochter Mini und dem Autovermieter Sixt das DriveNow-Programm ins Leben gerufen. Gefunden und gebucht wird ein Fahrzeug in der Nähe per Smartphone-App, bezahlt wird per Kreditkarte.
SK Solutions
SK Solutions koordiniert mithilfe einer neuen Plattformlösung Kräne und andere Maschinen auf Baustellen. Eingebaute Sensoren sammeln Echtzeit-Daten für die Live-Analyse; Bewegung und Steuerung der Baustellenperipherie werden daraufhin automatisch angepasst, um Unfälle und Kollisionen zu verhindern, die sonst - möglicherweise auch erst in einer Woche - passieren würden.
Xbox Live
Disketten und Cartridges sind längst passé - nun wendet sich die Gaming-Industrie langsam aber sicher auch von der Disc ab. Wie Sonys PlayStation Network bietet auch der Xbox Live-Service inzwischen viel mehr als nur Multiplayer-Schlachten. Games- und Video-on-Demand-Dienste machen physische Datenträger nahezu überflüssig. Zahlreiche Apps wie Youtube, Netflix oder Skype verwandeln die aktuellen Spielkonsolen in Multimedia-Stationen.
Novartis & Google
Der Schweizer Novartis-Konzern gehört zu den wenigen großen Playern der Pharma-Industrie, die die Digitalisierung vorantreiben. Zu diesem Zweck haben sich die Eidgenossen die Lizenz gesichert, Googles Smart Lens-Technologie für medizinische Zwecke nutzen und vermarkten zu dürfen. Konkret arbeiten die Wissenschaftler derzeit an neuartigen Kontaktlinsen. Diese sollen sowohl Diabetikern als auch Menschen die auf eine Sehhilfe angewiesen sind, zu mehr Lebensqualität verhelfen. Das funktioniert mittels Sensoren und Mikrochip-Technologie sowie der Koppelung an ein smartes Endgerät. Zum einen soll die Kontaktlinse so in der Lage sein sollen, den Blutzuckerspiegel eines Menschen über die Augenflüssigkeit zu messen, zum anderen die natürliche Autofokus-Funktion des menschlichen Auges wiederherstellen.
Dundee Precious Metal
Die kanadische Minengesellschaft Dundee Precious Metal setzt unter Tage klassische Netztechnik wie WLAN oder 10-Gigabit-Glasfaser ein, um den Bergbau zu automatisieren und Edelmetalle effizienter zu fördern. Laut CIO Mark Gelsomini arbeitet das Unternehmen dank der neuen Technik nun 44 Prozent effizienter.<br /><br />Im ersten Schritt wurden klassische Kommunikations-Devices auf Voice over IP und Voice over WLAN umgestellt sowie neue Sensorsysteme verbaut. Fernziel ist, dass die Geräte unter Tage künftig ferngesteuert von der Oberfläche gesteuert werden, um so die Zahl der Bergleute, die einfahren müssen, zu reduzieren.
Axel Springer
Beim größten deutschen Medienhaus Axel Springer nimmt die Digitalisierung einen hohen Stellenwert ein. Im Jahr 2012 erwirtschaftete Springer mit den digitalen Medien erstmals mehr als mit seinen Print-Erzeugnissen. Doch nicht nur Paid-Content-Modelle wie "Bild Plus" sorgen für klingelnde Kassen - auch das Jobportal Stepstone.de, die Beteiligung an der Fitness-App Runtastic, die Etablierung des Reisemagazins travelbook.de, sowie zuletzt die Übernahme der Plattform Immowelt zeugen von dieser Entwicklung.
General Motors
General Motors hat eine eigene Software-Entwicklungsabteilung mit 8000 Developern aufgebaut und damit einen Outsourcing-Vertrag mit HP abgelöst, der den Konzern drei Milliarden Dollar im Jahr kostete. Der Autobauer entwickelt die Software-Lösungen für seine Autos und den internen Gebrauch nun komplett selbst, um besser auf Kundenwünsche eingehen zu können.
Deichmann
Wenn es um Schuhe geht, ist derzeit kein Unternehmen in Deutschland erfolgreicher als Deichmann. Das dürfte auch daran liegen, dass das Familien-Unternehmen als erster Schuhhändler Deutschlands einen Online-Shop installierte - im Jahr 2000. Inzwischen fährt Deichmann eine Omnichannel-Strategie und möchte den Online-Handel konsequent mit klassischen Einzelhandels-Geschäftsmodellen verknüpfen...
Deichmann
... Konkret sollen im Herbst die beiden Modelle "Ship2Home" und "Click&Collect" starten: Kunden sollen Schuhe, die im Laden nicht auf Lager sind, bequem nach Hause ordern können oder - andersherum - online in die Filiale. Social Networking, Blogging und Apps gehören ebenfalls zum Konzept von Deichmann. Dabei scheut man sich auch nicht davor, neuartige Konzepte zu testen. So bot das Unternehmen für einige Zeit auch virtuelle Schuhanproben an - die sich allerdings nicht durchsetzten.
Kreuzfahrtschiff "Quantum of the Seas"
Satelliten-Wifi auf Hochsee, Cocktails an der Bionic-Bar, digitaler Meerblick in der Innenkabine, bargeldloses Zahlen an Bord mit RFID-Armbändern und lückenloses Gepäck-Tracking: Die "Quantum of the Seas" von Royal Carribean kreuzt als schwimmendes High-Tech-Paradies in der Karibik und lässt keinen Geek-Wunsch offen.
Rewe
Die Frankfurter Allgemeine bescheinigt dem Lebensmittel-Konzern, es sei "wie kein anderes in seiner Branche dem Zeitgeist gnadenlos auf der Spur". Dabei ist die Rewe Group im Vergleich zum Konkurrenten Tengelmann erst recht spät auf den Digitalisierungszug aufgesprungen. Der erste Schritt war die Einführung von Online-Bestellungen, ...
Rewe
... inzwischen erlauben viele Rewe-Kassenterminals auch die Bezahlung per Smartphone. Überraschend hat sich das Unternehmen Anteile am Online-Möbelhändler Home24 gesichert. Warum? Rewes E-Commerc-Chef Lionel Sourque verrät: "Wir müssen von diesen Verrückten lernen, denn uns fehlt das Online-Gen in unserer Händler-DNA."
Commonwealth Bank of Australia
Die Commonwealth Bank of Australia ist das beste Beispiel dafür, dass es sich lohnt, beim Thema Digitalisierung Early Adopter zu sein. Im Jahr 2008 lief die digitale Umstrukturierung an - inzwischen hat das australische Finanzinstitut alle Privat- und Unternehmenskonten in ein einheitliches digitales System übertragen und ist dank neuer Strukturen laut den Management-Beratern von Bain&Company die Nummer 1 in Australien beim Online-Banking. In der Gunst der jungen Kunden liegt das nahezu vollständig digitalisierte Finanzinstitut ebenfalls an erster Stelle.

So sollte sich der CIO beispielsweise nicht mehr mit der Anschaffung neuester Technik auseinandersetzen. Eine vertragliche Vereinbarung, die den neuesten Stand der Technik verankert, gewährleistet neueste IT-Ausstattung und die Suche nach technischen Innovationen erübrigt sich! Die Digitalisierungsstrategie und ihre Umsetzung rücken in den Fokus.

Das Auslagern von IT ist sicherlich kein neues Rezept: Klassisches IT-Outsourcing (ITO) wird bereits seit vielen Jahren betrieben. Im Vordergrund steht heute aber nicht mehr das "Kleinschrumpfen" der internen IT-Abteilung, indem mit externen Kräften gearbeitet wird, sondern die effiziente Nutzung interner Kräfte abseits des IT-Regelbetriebs! Bestehende Mitarbeiter zum IT-Service-Provider zu transferieren, ist dabei dennoch kein unübliches Prozedere. Es ist festzustellen, dass Mitarbeiter nicht selten wechselwillig sind, weil sie auf Seiten des IT-Dienstleisters für sich selbst neue berufliche Perspektiven finden.

Marktveränderungen en masse

Aktuell befinden sich viele Unternehmen in einer Phase des Re-Sourcings: Bestehende, umfassende ITO-Verträge werden nachverhandelt, bisweilen gekündigt, um Aufträge neu zu vergeben. Der zu beobachtende Trend in der Sourcing-Beratung geht dahin, einzelne Services auszulagern, unter Umständen sogar mit verschiedenen IT-Dienstleistern. Allerdings hat sich der Markt für IT-Dienstleistungen in den vergangenen Jahren grundlegend verändert: Besonders in Deutschland hatten ausländische IT-Dienstleister bisher große Schwierigkeiten, Kunden zu gewinnen und wurden hauptsächlich als Ressourcenlieferant angesehen.

Herausforderungen und Risiken beim Sourcing und Externen-Management
Herausforderungen und Risiken beim Sourcing und Externen-Management
Viele Unternehmen haben erkannt, dass im Bereich Dienstleistungs-Einkauf jede Menge Optimierungspotenzial schlummert, und entsprechend groß ist das Interesse an konkreten Lösungsansätzen. Folgende Punkte sollten Sie dabei im Auge behalten
Scheinselbständigkeit
Scheinselbständigkeit und Arbeitnehmerüberlassung zählen zu den permanenten Risiken beim Einkauf externer IT-Dienstleister, die unter anderem hohe Nachzahlungen an Sozialversicherungen nach sich ziehen können. Manche Vermittler begnügen sich mit Unbedenklichkeitsbescheinigungen, andere Anbieter beraten Auftraggeber und Dienstleister über rechtliche Risiken und erarbeiten Lösungsmöglichkeiten.
Netzwerkoptimierung und Partnerentwicklung
Durch Portfolioanalysen wird das eingesetzte Netzwerk überprüft und die Sourcing-Strategie nachjustiert. Ziel ist es, die IT-Projekte richtig zu besetzen, die passenden Anforderungsprofile zu ermitteln sowie mögliche Überqualifizierung zu vermeiden. Auf diese Weise lassen sich das Lieferantennetzwerk und die eingesetzten Berater kontinuierlich verbessern, um den passenden Berater und Service für die angeforderte Leistung zum besten Preis zu ermitteln. Ein weiteres Ziel ist in diesem Kontext die Weiterentwicklung von Dienstleistern zu Partnern.
Maßgeschneidertes Netzwerk
In großen Unternehmen, die ihr Externen-Management noch nicht optimiert haben, arbeitet der Einkauf oft mit mehreren hundert dezentral beauftragten Lieferanten. Eine Konzentration auf ein maßgeschneidertes strategisches Netzwerk ermöglicht große Optimierungseffekte.
Sourcing-Strategie
Nachhaltige Verbesserungen des Externen-Managements erfordern die Entwicklung einer Sourcing-Strategie. Hier stehen Fragestellungen im Vordergrund wie die, welche Aufgaben über externe Dienstleistungen erbracht werden oder welche Dienstleister für welche Themen eingesetzt werden.

Hier werden sowohl Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit als auch kulturelle und sprachliche Unterschiede ausschlaggebend. Während US-amerikanische oder britische Unternehmen ohne Probleme mit einem Service-Desk-Mitarbeiter in Indien telefonierten, war das für deutsche Unternehmen nicht realisierbar. Besonders die in den deutschsprachigen Ländern sehr verbreitete "Engineering-Kultur", also das starke prozessuale Denken "Wer macht was wie?", machte es ausländischen IT-Service-Providern sehr schwer, ihre Leistungen im deutschen Markt zu verkaufen.

Sourcing-Mix birgt Wahlmöglichkeiten

Vor etwa vier Jahren haben jene indischen IT-Dienstleister erkannt, dass sie sich als kundennaher und kompetenter Service-Partner erweisen müssen. In Folge dessen haben sie ihre Strategie den Bedürfnissen deutscher Unternehmen angepasst. Mit dem Modell des Hybrid Sourcings, dem globalen Einkauf von IT-Services, streben sie nun in den hiesigen Markt und bieten IT-Entscheidern auf dem Weg zur Digitalisierung des Kerngeschäftes mehrwertbringende Dienstleistungen.

Hatten Unternehmen bisher lediglich die Möglichkeit, sich zwischen Offshore-, Nearshore- und Onshore-Outsourcing zu entscheiden, bietet Hybrid Sourcing die Möglichkeit die Delivery-Kette von Services zu gestalten: So können zum Beispiel Service-Mitarbeiter regional ansässig sein, genauso wie Rechenzentren zur Lagerung sensibler Daten. Darüber hinaus gehende Services, im Hinblick auf Personal- oder Betriebskosten, werden in vergleichsweise kostengünstigen Regionen erbracht. So ist am Beispiel der Off-Shore erbrachten Anwendungsentwicklung gut zu erkennen, dass sich die Preise nach unten entwickeln, je weiter man sich von Europa entfernt.

Das verdienen Anwendungs-Entwickler
Je östlicher, desto günstiger
Programmierer werden in Deutschland gut bezahlt - aber wie sieht es in anderen Ländern aus? Wir sagen Ihnen, was Anwendungs-Entwickler in Deutschland, Rumänien, Indien, den Philippinen und China in der Stunde verdienen. (Alle Daten gelten für Programmierer mit 3-5 Jahren Erfahrung, in einem mittelgroßen Auftrag mit mittlerer Komplexität, Projektvolumen ca. 10 Jahre, Netto-Preise). <br /><br />Quelle: ProBenchmark von Alsbridge
In Deutschland ...
... gibt es pro Stunde 67,10 Euro
In Rumänien ...
... zahlt man 31,23 Euro pro Stunde.
In Indien ...
... gibt es 21,82 Euro pro Stunde.
Auf den Philippinen ...
... immerhin noch 20,89 Euro pro Stunde.
In China ...
.. zahlt man mit 18,67 Euro pro Stunde nicht mehr ganz so üppig.

Asien vorne

Asien ist führend, was die kostengünstige Erbringung derartiger Services angeht. Dieser Trend wird anhalten. China bietet zwar die günstigsten Preise, wird aber aus Gründen der Sicherheit (Datenschutz, Wirtschaftsspionage) in aktuellen Outsourcings eher vernachlässigt. Angesichts dieser Rahmenbedingungen zögern CIOs, die IT als das Herz des Geschäftes dorthin zu verlegen. Aufgrund kultureller und infrastruktureller Unterschiede, spielt Afrika als Destination für Offshore-IT-Outsourcings keine Rolle - auch wenn die Manpower dort als ebenfalls recht kostengünstig einzuschätzen ist.

Aktuell ist auch der Trend zu beobachten, dass IT-Service-Provider in Offshore-und Nearshore-Destinationen mit deutschen Mitarbeitern arbeiten. Allerdings sollte auch bedacht werden, dass ab einer gewissen Preisschwelle nur noch reines Offshoring möglich ist. Die Wahl eines IT-Dienstleisters ausschließlich nach dem Preis zu treffen, erweist sich in der Praxis häufig als Problem und ist deshalb nicht empfehlenswert. Nicht immer ist der günstigste Preis auch das beste Angebot!

So kann beispielsweise ein im Marktvergleich sehr niedriger Preis darauf hindeuten, dass der Dienstleister die Ausschreibung nicht richtig verstanden hat. Ein offensichtlich über dem Marktdurchschnitt liegendes Angebot kann ein Indiz dafür sein, dass der Anbieter weder über die internen Ressourcen noch über Kompetenzen verfügt und deshalb einen Drittanbieter einzubeziehen plant.

Checkliste hilft bei der Entscheidungsfindung

Bereits bei der Auswahl geeigneter Outsourcing-Modelle sollte anhand einer Checkliste eruiert werden, für welche Arten der Zusammenarbeit mit IT-Dienstleistern sowohl die IT-technischen Rahmenbedingungen als auch das vorhandene Personal und kulturelle Faktoren maßgebend sind. So sind Unternehmensphilosophie, Zustand der IT und die Anforderungen an den IT-Dienstleister bezogen auf Service-Orientierung und Latenzzeiten nur ein Ausschnitt von Kriterien, die es zu beachten gilt, wenn die Entscheidung zwischen On-, Off- und Nearshore-Outsourcings getroffen werden soll.

In der Praxis zeigen sich immer wieder sogenannte "Panik-Outsourcings", also vorschnell abgeschlossene Outsourcing-Verträge, die entweder gar nicht oder nur mangelhaft den Bedürfnissen des Unternehmens entsprechen. In einem solchen Fall erfordert es sehr hohen Aufwand, diese Verträge nachzubearbeiten. Hier verschafft IT-Benchmarking Abhilfe, weil Verträge über ITO-Projekte auf Grundlage marktgerechter Preis- und Leistungsvereinbarungen verhandelt und geschlossen werden können. Diese helfen maßgeblich dabei, Risiken von schlecht verhandelten Verträgen sowie Kosten in der Zusammenarbeit mit ITO-Dienstleistern nachhaltig zu reduzieren.

So wechseln CIOs den Outsourcing-Partner
So wechseln CIOs den Outsourcing-Partner
Bei Unzufriedenheit unbedacht den Dienstleister zu wechseln ist gefährlich. Zu prüfen sind unter anderem Laufzeit, Folgekosten und Optionen wie Multisourcing.
1. Die Gründe für das Outsourcing nochmals überprüfen:
"Rufen Sie sich die Gründe dafür zurück, warum Sie sich ursprünglich zum Auslagern entschieden haben", rät Edward J. Hansen von der Anwaltskanzlei Baker & McKenzie. Wenn diese Gründe immer noch gelten, reicht es, sich einen neuen Dienstleister zu suchen. Falls nicht, muss die ganze Strategie überdacht werden - und das Unternehmen entschließt sich möglicherweise zum Insourcing.
2. An die Vertragslaufzeiten denken:
Wer den Anbieter wechseln will, tut das am besten, wenn das bisherige Abkommen ausläuft. Die Zusammenarbeit während der Laufzeit zu beenden, ist nur in dringenden Fällen ratsam.
3. Den Vertrag genau studieren:
Es kann Streit ums Geld geben, wenn ein Vertrag vorzeitig beendet werden soll. Schon aus diesem Grund muss der bestehende Vertrag genauestens unter die Lupe genommen werden. Wer geschickt ist, baut in künftige Abkommen ein, in welcher Weise ein Dienstleister den Kunden bei einem Provider-Wechsel unterstützen muss.
4. Wiederverhandeln kann sinnvoller sein als Aussteigen:
Ein Anbieterwechsel kann sich kompliziert gestalten. Wer das vermeiden will, sollte den bestehenden Vertrag lieber neu verhandeln. Entscheider müssen die eigenen Motive für den Wunsch nach einem Wechsel überprüfen.
5. Den bestehenden Dienstleister durchleuchten:
Dieser Punkt knüpft an den vorhergehenden an. Wenn der Grund für den Wechsel-Wunsch darin liegt, dass der Dienstleister schlechte Qualität liefert, muss sich auch der Kunde nach den Gründen dafür fragen. Ein offenes Gespräch kann in Neu-Verhandlungen statt im Wechsel enden.
6. Es wird Ärger mit dem Faktor Mensch geben:
Wenn Mitarbeiter des neuen Dienstleisters ins eigene Unternehmen kommen, kann es zu zwischenmenschlichen Reibereien kommen. Das darf nicht unterschätzt werden.
7. Beim Wechsel mit unproblematischeren Teilen beginnen:
Rechenzentrum-Services oder Disaster Recovery bieten sich als Erstes an, wenn der Dienstleister gewechselt werden soll. Generell gilt: Nicht mit dem Kompliziertesten anfangen!
8. Die Kosten eines Wechsels kalkulieren:
Wer durch den Wechsel des Anbieters Kosten senken will, muss bedenken, dass die Neu-Organisation des Outsourcings selbst auch Geld kostet. Diese Ausgaben müssen gegen mögliche Einsparungen abgewogen werden.
9. Multisourcing als Alternative:
Wer das bisherige Abkommen auflösen will, zielt meist auf Multisourcing ab, statt sich wieder für einen einzigen Anbieter zu entscheiden. Das ist zumindest die Beobachtung von Jeffrey Andrews (Anwaltskanzlei Thompson & Knight). Entscheider sollten sich des damit verbundenen Zeitaufwandes bewusst sein.
10. Aus den eigenen bisherigen Fehlern lernen:
Das vielleicht Wichtigste ist, die eigenen Erfahrungen festzuhalten, um beim nächsten Mal daraus zu lernen.

Ziel einer jeden Verhandlung zwischen Dienstleister und Unternehmen sollte eine faire Partnerschaft sein, die es sowohl Auftraggeber als auch Auftragnehmer ermöglicht, langfristig erfolgreich zusammenzuarbeiten. Wenn der vertragliche Rahmen stimmt, ist die Voraussetzung dafür geschaffen und der IT-Entscheider sowie sein Team werden im Management der Commodity-IT entlastet. Das setzt die nötigen Kräfte frei, um der Digitalisierung des Kerngeschäfts ein großes Stück näher zu kommen.

Checkliste: Was passt für mein Unternehmen am besten?

Anhand der folgenden Checkliste finden Sie schnell heraus, ob Outsourcing, Off- oder Nearshoring für Sie in Frage kommen. Beantworten Sie für sich zunächst die jeweilige Frage - anhand der Zeile hinter der passenden Antwort finden Sie dann die jeweiligen Empfehlungen ...

Frage

Antwort =>

Outsourcing

Offshoring

Nearshoring

Ist Ihr Unternehmen eher regional verhaftet?

ja

ja

nein

nein

Ist Ihr Unternehmen eher international geprägt?

ja

ja

ja

ja

Hat Ihre IT als interner Dienstleister einen hohen Service-Anspruch zu erfüllen?

ja

ja

nein

nein

nein

ja

ja

ja

Sind Entlassungen von Mitarbeitern unerwünscht?

ja

ja, um MA zu entlasten

ja

ja

nein, Entlassungen sind erwünscht

ja

ja

ja

Wird IT nur als Kostenfaktor gesehen?

ja

ja

ja

nein

nein

ja

nein

nein

Wird die IT als "Herz des Unternehmens" gesehen?

ja

nein

nein

ja

ja

ja

Sind Sie bereit, in englischer Sprache zu kommunizieren?

ja

ja

ja

ja

nein

ja

nein

ja

Sind Sie bereit, ein Vendor Management aufzubauen?

ja

ja

ja

ja

nein

nein

Ist der IT-Einkauf bereit, auch mit komplexen Verträgen umzugehen?

ja

ja

ja

ja

nein

nein

Hat Ihr Unternehmen Erfahrungen mit internationalen Verträgen?

ja

ja

ja

ja

nein

ja

nein

nein

Sind Ihre Mitarbeiter bereit, sich auf kulturelle Unterschiede einzulassen?

ja

ja

ja

ja

nein

ja

nein

nein

Stellen Zeitzonen-Unterschiede ein Problem für Sie dar?

ja

ja

nein

ja

nein

ja

ja

ja

Sind interne Mitarbeiter bereit, sich anderen Aufgaben zu widmen?

ja

ja

ja

ja

nein

nein

Herrscht Kostentransparenz bzw. soll diese im Zuge des geplanten Outsourcings hergestellt werden?

ja

ja

ja

ja

nein

nein

Sind Prozesse definiert, die auch gelebt werden?

ja

ja

ja

ja

nein

nein

Ist der Dokumentationsstand "sauber" bzw. soll er im Zuge des Outsourcings verbessert werden?

ja

ja

ja

ja

nein

nein

Ist die aufgebaute Komplexität beherrschbar?

ja

ja

ja

ja

nein

nein

Soll schnelleres Wachstum erfolgen, als es die IT-Abteilung ermöglicht?

ja

ja

ja

ja

nein

nein

Schätzen interne Kunden den "direkten Draht" in die IT - fernab definierter Prozesse?

ja

ja

ja

ja

Akzeptieren interne Kunden die nötigen IT-Service-Prozesse und einen "Single Point of Contact", also die IT-Abteilung als einzigen Ansprechpartner?

ja

ja

ja

ja

Hat die IT internationale Standorte mit Vor-Ort-Service bzw. kurzen Latenzzeiten zu versorgen?

ja

ja

ja

ja

nein

eher nein