Luxusproblem - der Begriff passt perfekt zum Konsumstreben der meist wohlhabenden Deutschen: genug Geld auf dem Konto, aber keine rechte Idee, wohin damit. Elizabeth Dunn, außerordentliche Professorin für Psychologie an der University of British Columbia in Vancouver, und Michael Norton, außerordentlicher Professor für Marketing an der Harvard Business School, helfen Ihnen mit dem ebenso erhellenden wie kontroversen Buch "Happy Money" gerne auf die Sprünge. Keine Sorge, es geht weder um Anlagestrategien noch um Spartipps. Ganz im Gegenteil.
Die Autoren ermutigen Sie auf nahezu jeder Seite, Ihr Verdientes wieder unter die Leute zu bringen. Das Renditeversprechen dabei lautet: Glück gegen Geld. Genau diesem Glücksgefühl jagen laut Dunn und Norton viele Menschen vergeblich nach, die ihr Erspartes in Luxus-Autos, teure Plattensammlungen oder eine Designer-Einbauküche investieren. Materieller Wohlstand und die Anschaffung von Statussymbolen, so die Autoren, bieten nur vorübergehende Befriedigung. Beständige Zufriedenhaft schaffen sie nicht. Genau die aber ist in schönen Erinnerungen, im Zeitgewinn oder sozialen Investitionen verborgen.
Vorfreude erhöht den Wert von Waren und Dienstleistungen
Insgesamt fünf Motive machen die beiden Autoren für den systematischen Erwerb von Glücksgefühlen aus: "Erlebnisse kaufen" (statt Dingen), "Sich etwas Besonderes gönnen", "Zeit kaufen", "Sofort bezahlen, später konsumieren" und "In andere Menschen investieren." Während "Erlebnisse kaufen" und "Sich etwas Besonderes gönnen" auf den ersten Blick einleuchten, sind die anderen Prinzipien erklärungsbedürftig. Dunn und Norton untermauern alle Modelle mit vielen Belegen aus wissenschaftlichen Studien und eigenen Erfahrungen, um die meist erstaunlich einfache Logik dahinter offenzulegen.
Beispiel Urlaub: Heute buchen, erst in einem halben Jahr in den Flieger steigen, so multiplizieren Sie den Ferienspaß mit den zahlreichen Momenten der Vorfreude. Klappt übrigens auch bei großen Anschaffungen wie einer teuren Stereoanlage oder einem Auto. Auf den umgekehrten Weg sollten Sie tunlichst verzichten: Die scheinbare 0%-Finanzierung vieler Discounter ist ein Weg in die Schuldenfalle. Sie zahlen noch ab, wenn die Anschaffung längst keinen Reiz mehr für Sie besitzt.
Und auch Zeit können Sie sich kaufen, indem Sie ungeliebte Tätigkeiten wie Putzen oder Autowäsche auf Haushalthilfen übertragen. Oder indem Sie bewusster konsumieren. Für Wegwerfprodukte lohnen weder ein langer Anfahrtsweg noch ein akribischer Preisvergleich. Nehmen Sie das erstbeste Angebot, wenn es um Regenschirm, Waschmittel oder Dosensuppe geht, und investieren Sie die freigewordene Zeit in etwas Sinnvolles - beispielsweise Ihr Hobby.
Fazit: Dunn und Norton machen Ihnen erstklassige Angebote, um künftig bessere, nachhaltigere Konsumentscheidungen zu treffen. Überzeugendes, gutes Buch, das lange in Erinnerung bleibt.
Elizabeth Dunn, Michael Norton: "Happy Money", Books4Success 2014, ISBN: 1780743378