Künftige Elektro-Modelle sollen Apples Carplay oder Googles Android Auto nicht mehr unterstützen. Stattdessen will der Konzern mit Marken wie Cadillac, Chevrolet und Buick auf eine eigene Software-Plattform mit einer tiefgreifenden Verknüpfung zu Fahrzeugdaten setzen. Bei dem Schritt gehe es vor allem darum, den Betrieb von Elektroautos effizienter zu machen, erklärte GM am Freitag. "Das Fahrzeug kann mehr wissen als ein Telefon", sagte eine Sprecherin dem Technologie-Blog "The Verge".
Carplay und Android Auto sind für viele Nutzer ein willkommener Weg, die gewohnte App-Welt von ihren Smartphones auch im Fahrzeug zu nutzen. Das Telefon wird dafür per Kabel oder drahtlos angeschlossen und übernimmt den Bildschirm des Infotainment-Systems. Die von den Herstellern entworfene Bedienung war lange schwerfällig und nicht zeitgemäß. Die Smartphone-Integration bot bei der Einführung vor rund knapp einem Jahrzehnt den Vorteil, dass Autofahrer ihre gewohnten Dienste unterwegs nahtlos weiternutzen konnten. Die Software läuft dabei auf den Smartphones, nicht im Bordcomputer.
Einige Branchenexperten argumentieren seit Jahren, dass es für die Autokonzerne auf lange Sicht schwer sein werde, den Kampf um die "Schnittstelle zum Menschen" zu gewinnen, weil die Leute ihre gewohnte Smartphone-Bedienung haben wollten.
Autobauer im Vorteil
Bei Elektroautos bekamen die Hersteller allerdings einen wichtigen Trumpf in die Hand: Für die Navigation muss die Reichweite korrekt berechnet werden - und die kann abhängig von Umgebungstemperatur, Reifendruck und anderen Faktoren deutlich unterschiedlich sein. Um eine Route inklusive möglicherweise nötiger Ladestopps zu berechnen, braucht man also Zugriff auf den Batteriestand und andere Daten aus dem Fahrzeug. Die Hersteller machen bisher keine Anstalten, die Fahrzeugdaten für Carplay oder Android Auto bereitzustellen.
Google hat zugleich mit seinem Betriebssystem Android einen Fuß in der Tür. Immer mehr Autobauer greifen auf eine neutrale Version von Android zurück als Basis für ihre eigenen Infotainment-Systeme zurück. Auch können Hersteller - wie zuletzt GM - Google-Dienste wie Karten, die App-Plattform oder den Sprachassistenten direkt einbinden. Apple stellte im vergangenen Jahr eine Carplay-Version vor, die auch das Instrumenten-Cluster samt Tempoanzeige übernehmen kann. Bisher ist aber unklar, ob Hersteller das nutzen werden.
Auch andere Autobauer bauen ihre Software-Angebote aus. So stellte Volkswagen jüngst einen App-Store für alle Konzernmarken vor. Die Hersteller schreckten bisher aber davor zurück, Carplay und Android Auto zu verbannen. (dpa/rs)