Nicht das Büro, sondern der Golfplatz ist der Ort, wo Geschäfte gemacht und Kontakte geknüpft werden. Das galt lange Zeit als Tatsache. Der US-amerikanische Immobilienunternehmer Donald Trump beispielsweise hat viele Deals auf dem Weg von einem zum anderen Loch abgeschlossen.
Heute sieht es etwas anders aus. Nicht jeder ist davon überzeugt, dass er für Networking und Karriereplanung auf das Green gehen muss. Mittlerweile sind die Meinungen darüber, ob Golf für den Job hilft, relativ ausgeglichen: 55 Prozent der befragten IT-Kräfte gaben an, dass ihnen der Sport bei der Karriere geholfen hat. 45 Prozent sagten, dass es ihnen keinen Vorteil brachte, den kleinen Ball über den Kurs zu schlagen.
Gerade die ITler haben heute keine Bedenken mehr, "Nein, danke!" zu sagen, wenn sie ihr Boss auf die Driving Ranch einlädt. Sie nutzen für ihr Social Networking lieber das Internet mit Seiten wie Facebook. Das hat für sie auch den Vorteil, dass sie ihr Büro nicht verlassen müssen.
Der Studie zufolge sind fast drei Viertel der Befragten der Meinung, dass ihre Entscheidung, dem Chef einen Korb zu geben, keine negativen Beeinträchtigungen für die Arbeit hatte. Auf der anderen Seite glaubt ein Viertel, dass es ihrer Karriere geschadet hat, nein zu sagen.
Golfen für die Akzeptanz der Gruppe
Bei den weiblichen IT-Kräften sieht es deutlich anders aus. Von ihnen gaben drei Viertel an, nicht Golf zu spielen, hätte sie beim Weiterkommen auf der Karriereleiter gehindert. Eine der Befragten sagte: "Ohne Golf reduzieren sich die Möglichkeiten des Networkings, gerade in einer von Männern dominierten Sparte. Denn Golfspielen sorgt für eine Gemeinsamkeit mit den Jungs."
Dona Munsch von Cisco beispielsweise erzählt, dass sie bei ihrem beruflichen Aufstieg schnell entdeckt hat, das Golf zur Gruppen-Kultur im Unternehmen gehört. Bevor sie Senior Director of Commerce wurde, spielte sie noch nicht Golf und dachte damit frühestens zu beginnen, wenn sie 60 wird. Aber dann hat sie sich entscheiden, ihren persönlichen Zeitplan zu kippen.
Tatsächlich wurden die beruflichen Beziehungen zu ihren Kollegen stärker. Zwar hat Munsch bisher keine großen Deals direkt auf dem Golfplatz unter Dach und Fach gebracht. Aber die Basis für spätere Partnerschaften und Geschäftsverbindungen wurden dort geschaffen: "Der Golfplatz ist ein Ort mit einer relaxteren Atmosphäre als das Büro. Dort kann man besser verstehen, was den anderen motiviert und sich auf ihn einstellen."
Freizeit wichtiger als Networking
Doch die Zahl der Golf-Verweigerer nimmt zu. Während die Altersgruppe der 35- bis 54-Jährigen sich noch gern auf dem Golfplatz trifft, langweilt der Sport die Jüngeren. Sie tauschen sich lieber in Blogs aus, um Probleme zu lösen.
Oder sie haben einfach keine Lust mehr, ihre spärliche Freizeit auch noch mit Kollegen oder Kunden zu verbringen. So wie der IT-Manager Christopher Calvin, der mit Golfspielen groß geworden ist. Seit Jahren war er in keinem Golf-Club mehr. Denn wenn er sich erholen möchte, will er nicht an die Arbeit denken müssen.
Nicht geschadet, aber etwas verpasst
Eventuell kehrt er aber einmal wieder auf den Golfplatz zurück. Calvin sieht durchaus Vorteile, was Networking angeht. Bei der Karriere selbst macht er einen Unterschied: "Ich glaube nicht, dass es negative Effekte für meine Karriere hatte, dass ich den Golfplatz nicht mehr betreten habe." Allerdings glaubt er auch, dass es sicherlich Dinge gab, die er deshalb verpasst hat.
Für die Studie "Golf Networking Survey" befragte das CIO Magazine 394 IT-Verantwortliche in den USA. Darunter waren Golfer und Nicht-Golfer.