Apple beherrscht mit seinem iPad den weltweiten Tablet-Markt. Und nach Einschätzung von Gartner bleibt das bis mindestens 2015 so. Die derzeit enorme und natürlicherweise angesichts neuer Konkurrenz abschmelzende quantitative Übermacht ist dabei offenbar eher Folge als Ursache. Die Analysten stellen stärker die qualitativen Aspekte in den Vordergrund.
Das heißt: Apple ist in der Lage, Hardware, Software und Services aus einem Guss anzubieten. Wegen eines jahrelangen Entwicklungsvorsprungs gelingt das zu Preisen, die die Wettbewerber nur schwer unterbieten können. Synergien in der Entwicklung von Smartphones und Tablets kommen hinzu. Nach Ansicht Gartners liegt darin auch der Schlüssel für Wettbewerber, die im Tablet-Markt bestehen wollen: Apps anbieten, die auf möglichst vielen Endgeräten ohne Reibungsverluste genutzt werden.
Vor diesem Hintergrund ist das schlechte Zwischenzeugnis, das Googles Android OS von Gartner bekommt, beinahe als Erfolg zu betrachten. Schlechte Noten einerseits: Um 28 Prozent senkten die Analysten ihre Umsatzprognose für Android ab; und merken an, dass es noch deutlichere Abzüge gegeben hätte ohne Verkaufserfolge in Asien und die Kooperation mit Internet-Schwergewicht Amazon. Aber immerhin Versetzung andererseits: „Außer Apple iOS und Android OS erwartet Gartner von keiner anderen Plattform, dass im Jahr 2011 ein Marktanteil von 5 Prozent im Tablet-Markt erreicht wird."
326 Millionen verkaufte Tablets im Jahr 2015
In einer aktuellen Studie liefern die Analysten eine für den Markt insgesamt sehr positive Prognose: Wurden 2010 noch gut 17 Millionen Tablets verkauft, sollen es in diesem Jahr am Ende knapp 64 Millionen sein. Im kommenden Jahr soll die 100 Millionen-Grenze geknackt werden. Für 2015 prognostiziert Gartner, dass 326 Millionen Stück verkauft werden.
Unter den Betriebssystemen schwindet die Dominanz der iOS-Plattform logischerweise aufgrund der Anstrengungen neuer Wettbewerber. 46 Millionen iPads werden laut Gartner in diesem Jahr verkauft; 2015 sollen es 148 Millionen sein. Der Marktanteil von 83 Prozent im vergangenen Jahr schrumpft bereits 2011 auf 73,4 Prozent, bleibt aber laut Gartner bis 2014 über 50 Prozent. 2015 würde er nach der Prognose bei gut 45 Prozent liegen.
Android: Hohe Preise, wenig Apps
„Solange Konkurrenten nicht mit einem ähnlichen Ansatz aufwarten, werden die Herausforderungen für Apples Position gering sein“, sagt Analystin Carolina Milanesi. Apple habe den Tablet-Markt ja überhaupt erst geschaffen und einen zeitlichen Entwicklungsvorsprung erarbeitet, der sich unter anderem in der Screen-Darstellung und beim Speicherplatz zeige.
Die Android-Plattform ist laut Gartner in diesem Jahr auf 11 Millionen Tablets zu finden; 2015 sollen es dann 116 Millionen sein. Gegenüber dem Vorjahr kann Google seinen Marktanteil in diesem Jahr nur von 14,3 auf 17,3 Prozent steigern. Bis 2015 soll das Kuchenstück auf etwa 36 Prozent anwachsen.
„Bis jetzt wurde Android’s Attraktivität im Tablet-Markt durch hohe Preise, ein schwaches User-Interface und eine begrenzte Zahl an Applikationen getrübt“, urteilt Milanesi. Mit dem Release des „Ice Cream Sandwich“ Ende des Jahres wolle Google aber die Trennlinie zwischen Smartphones und Tablets einreißen. Dazu könne Google auf die Unterstützung starker Endgeräte-Hersteller zählen, verfüge über eine große Entwickler-Community und könne auf das zweitgrößte Potenzial an Smartphone-Apps nach Apple zurückgreifen.
Auslaufmodell WebOS
Vor dem Auslaufmodell WebOS mit in diesem Jahr 2 Millionen Tablet-Verkäufen ist RIMs QNX mit 3 Millionen Verkäufen aktuell die Nummer Drei im Markt. Gartner attestiert dem Blackberry-Hersteller, eine vielversprechende Plattform kreiert zu haben, blickt aber dennoch skeptisch in die Zukunft. Weil das Unternehmen im Smartphone-Bereich gerade eine schwere Zeit durchmache, sei dringender Bedarf an Anwendungsentwicklern vorhanden. 2015 werden laut Prognose 26 Millionen QNX-Tablets verkauft, was einem Marktanteil von etwa 8 Prozent entspräche.
Bis dahin wird nach Gartner-Einschätzung Microsoft mit 34 Millionen verkauften Tablets und einem Marktanteil von etwa 10 Prozent die dritte Kraft sein. Oder besser gesagt: Die Nummer Eins des Restes, denn der Abstand zu Apple und Android erscheint frappierend. Im kommenden Jahr steigt Microsoft mit 4 Millionen Verkäufen ins Rennen ein, so Gartner.
Hype um Windows 8 "kurzlebig"
Die Analysten äußern sich zu den Microsoft-Ambitionen jedoch höchst kritisch. Der Hype um Windows 8 könne recht kurzlebig sein, argwöhnen die Analysten. Der Einstieg ins Tablet-Geschäft erfolge sehr spät, Apple und Android scheinen enteilt. Potenzial sehen die Analysten allerdings bei Unternehmenskunden. Das Konzept, ein Betriebssystem für alle Geräte anzubieten, dürfte wegen der Integrationsvorteile vor allem Firmen überzeugen. Im Consumer-Segment bedeute es wohl Abstriche bei der Benutzerfreundlichkeit.
Schon im kommenden Jahr werde es zusätzliche Anbieter geben. Nennenswerte Marktmacht wird laut Gartner aber keiner der Neuankömmlinge bis 2015 erobern. Apples Konkurrenz sei insgesamt dazu verdonnert, Gewinnmargen zu opfern, um konkurrenzfähige Preise anbieten zu können. An Screen-Qualität und Prozessorleistung führe kein Weg vorbei, alles andere sei letztlich erst einmal überflüssig. Ohne eine gute Auswahl an Apps, einem leicht zu bedienenden Interface und Austauschmöglichkeiten mit anderen Geräten könne man sowieso gleich einpacken.
Eine genaue Analyse enthalten die Gartner-Studien „Competitive Landscape: Media Tablets“ und „Forecast: Media Tablets by Operating System, Worldwide, 2008-2015, 3Q11 Update“.