Am Montag dieser Woche hatte Google 400 CIOs aus aller Welt zur geschlossenen Veranstaltung Athmosphere 2010 ins Hauptquartier in Mountain View, Kalifornien, geladen. Neben Bergen gab es dort vor allem die neue Version von Google Docs zu sehen, der Online-Bürosuite des Suchmaschinenbetreibers.
Man sei auf viele Wünsche der Anwender eingegangen, heißt es dazu im offiziellen Google-Blog. Dazu zählen unter anderem ein Lineal für Randeinstellungen, verbesserte Funktionen für Nummerierung und Aufzählungen sowie vereinfachte Möglichkeiten, Bilder in Dokumenten zu platzieren.
In seiner Tabellenkalkulation bietet Google nun auch eine Zeile zum Bearbeiten von Formeln, das Auto-Ausfüllen von Zellen sowie Funktionen, die mit älteren Browser-Technologien nicht möglich gewesen seien, so Google.
Verbessert hat Google auch die Möglichkeiten für den Upload von Dokumenten, so dass das Hochladen von der eigenen Festplatte in die Cloud sehr viel einfacher werden soll. Importierte Dokumente würden ihre Originalstruktur viel besser erhalten können, als bisher. Auf lästige Formatkorrekturen könne daher zugunsten der inhaltlichen Arbeit an den Dokumenten weitgehend verzichtet werden.
Mehr Tempo, bessere Zusammenarbeit
Das höhere Arbeitstempo, das Google für seine neue Docs-Version verspricht, hängt vor allem mit neuen Browser-Technologien wie das schnellere JavaScript und der neuen Seitenbeschreibungssprache HTML5 zusammen. Sogar große Tabellen, verspricht Google, seien nun im Browser schnell zu bearbeiten. "Es fühle sich fast so an, als würde man auf dem Desktop arbeiten, dabei hat man aber die Vorteile der Cloud auf seiner Seite", so der Google-Blog.
Ausgeweitet hat Google auch die Möglichkeiten, gemeinsam an Dokumenten zu arbeiten: Bis zu 50 Leute können nun gleichzeitig aktiv sein. Zudem sei es nun möglich, die Änderungen der Mitstreiter Zeichen für Zeichen live zu verfolgen. Zudem sei die Zusammenarbeit nun auch an Flow-Charts, Diagrammen und anderer Abbildungen möglich. Dafür bietet Google den bisher eigenständigen Grafik-Editor Drawings nun auch in Docs an.
Wer sich das neue Google Docs anschauen möchte, wird "in den nächsten Tagen" ein Preview zu sehen bekommen. Wer schon mit Google Docs arbeitet, klickt einfach auf die Schaltfläche "New Version", "Try New Version" in der rechten oberen Ecke des Büropakets. Das Zurückwechseln zur "alten" Suite ist über denselben Weg möglich.
In den Reaktionen sind sich die Kommentatoren einig, dass die neue Version von Docs vor allem ein Frontalangriff auf den bisherigen Marktführer Microsoft ist, der seinerseits in wenigen Wochen sein neues "Office 2010" auf den Markt bringen möchte. Auch Microsoft wird in einer kostenlosen Variante ein Internet-basiertes Office-Paket anbieten.
"Google legt die Latte für Microsoft noch vor deren Start in einem Markt höher, wo sie selber schon ein starkes Standbein haben", kommentiert IDC-Analystin Melissa Webster das Release.
Microsoft Senior Vice President Chris Capossela kontert mit dem Hinweis, dass sein Office eine Option anbiete, die Google Docs nicht zu bieten hat: die Wahl, ob man die Online-Bürosuiten nur innerhalb des eigenen Netzwerkes nutzen möchte oder innerhalb der Cloud. "Wenn Sie die CIA sind, möchten Sie nicht unser Daten-Center nutzen, sondern lieber ihr eigenes", pointiert Capossela. Aber wer ist das schon? Dennoch ist der Hinweis auf die Vertraulichkeit und Sicherheit der Daten nicht unberechtigt, denn die Bedenken der CIOs hinsichtlich der Cloud beziehen sich vor allem auf diese Punkte.
Der Sieger steht fest: der Anwender
Ted Schadler, Forrester-Analyst, wird in den Mercury-News allerdings mit den versöhnlichen Worten zitiert, dass die Anwender von Standard-Werkzeugen nicht vor der Entscheidung stünden, entweder Google Docs oder Microsoft Office einzusetzen. "Mein persönliches Gefühl sagt mir vielmehr, dass es keine Strategie gibt, Office zu ersetzen, sondern eher eine, das Paket zu ergänzen. Und Webster sekundiert, dass der intensive Wettbewerb beider Anbieter vor allem einen Sieger haben werde: den Anwender. "Es ist ein interessanter Kampf", meint die IDC-Analystin und ergänzt: "Der Wettbewerb sorgt immer für gute Produkte".