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Google-CIO wirbt für Consumerization

28.10.2011 von Thomas Pelkmann und Shane ONeill (cio.com)
Für private iPads im Unternehmen spricht sich Ben Fried aus, CIO bei Google. Der Self-Support klappe überraschend gut. Forrester-Analysten stützen Frieds Sicht.

Der CIO von Google, Ben Fried, spricht sich in einem Artikel in der US-amerikanischen Businessweek für das Zulassen von Privatgeräten in Unternehmen aus - die sogenannte Consumerization. Die Analysten von Forrester stimmen dieser Sicht zu, verlangen aber, dass zuvor die Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter genau analysiert werden.

Wenn Ihre Mitarbeiter mit ihrem iPad vor der Tür stehen: Lassen Sie sie rein, rät Google CIO Ben Fried.
Foto: Google

Der Google-CIO spricht sich in dem Artikel fast bedingungslos für Consumerization aus, nach der Mitarbeiter ihre eigenen Geräte ins Unternehmen mitbringen, um sie auch dort produktiv zu nutzen. Allerdings gesteht Fried zu, dass das, was für sein Unternehmen mit einer sehr technik-affinen Belegschaft gilt, nicht auf jedes andere übertragbar sein muss.

Dennoch: Der Rat von Fried, nicht gegen Consumerization anzukämpfen, ist durchaus allgemeingültig zu verstehen. Auch hier zeigt der Google-IT-Chef allerdings Verständnis für seine Kollegen, die er als von Natur aus vorsichtige Menschen charakterisiert. Zudem seien sie für die im Normalfall teuerste Abteilung im gesamten Unternehmen verantwortlich, und da sei Vorsicht durchaus angebracht. Aber es hilft nichts: Der CIO muss lernen, sich den immer schnelleren technischen Wandel zunutze zu machen, anstatt ihn zu bekämpfen. Genau das sei es, was den erfolgreichen CIO der Zukunft ausmachen wird, so Fried.

Dennoch sei es durchaus schwierig, die über viele Jahre ausgeübte Kontrolle über Anschaffungen und Geräte an die Mitarbeiter abzutreten. Über einen möglichen Autoritätsverlust hinwegtrösten könnte aber die durchaus nicht zu verachtende Tatsache, dass die Kosten sinken könnten, weil die Mitarbeiter künftig Geräte einsetzen, für deren Anschaffung und Unterhalt das Unternehmen nicht zahlen muss.

Der Google-CIO musste sich selber offenbar erst davon überzeugen, was er nun in der Businessweek propagiert. Zumindest früher dachte Fried, dass Consumerization sehr teuer sei, war aber überrascht zu entdecken, dass "sich die Mitarbeiter sehr viel mehr selbst supporten, wenn man ihnen die Wahlfreiheit gibt". Allerdings, gesteht der CIO erneut zu, sei es möglich, dass diese Art von Self-Service bei einem Arbeitgeber wie Google besser funktioniere als anderswo. Wer das etwa in einer Versicherung probiere, könne durchaus auch zu anderen Ergebnissen kommen.

Anwender wählen Smartphones ohne Rücksicht aufs Unternehmen

Wahr bleibt die etwas schlichte Botschaft des Google-CIO aber dennoch: Als CIO kommt man nicht darum herum, seinen Anwendern zu vertrauen. Das geht umso besser, wenn man auch weiß, was sie bewegt, denn dann kennt man auch die Grenzen des Vertrauens.

Das zumindest meint Forrester Research zu den Ausführungen von Ben Fried. In einem kürzlich veröffentlichten Report über den Stand der Technikadaption durch die Belegschaften hat Forrester knapp 5.000 Information Worker in den USA befragt und dabei durchaus einen Anstieg der Produktivität sowie reduzierte Kosten ermittelt. Allerdings seien solche Effekte nur möglich als Resultat eines gründlichen Assessments, bei dem die Technologiewünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter analysiert wurden.

Ein Ergebnis der Studie ist, dass sich der Gebrauch privater Geräte am Arbeitsplatz wandelt. Auf die Frage "Wie haben Sie Ihr Smartphone für die Arbeit ausgewählt?" antworteten 48 Prozent: "Ich habe einfach das Gerät genommen, das ich haben wollte, egal, was das Unternehmen dazu sagt."

Um die Produktivität am Arbeitsplatz zu erhöhen und zugleich die Kosten zu senken, braucht es ein Mindestverständnis dafür, wie und warum die Mitarbeiter Technik nutzen, insistiert Forrester. Ohne diese objektiven Fakten würden IT-Entscheidungen sonst viel zu sehr von Technik-Hypes beeinflusst oder von nervensägenden Chefs mit einer Vorliebe für bestimmte iPad-Apps.

Wer seine Belegschaft - zumindest beim Gebrauch von Technik - besser kennt, als sie sich selber, der ist für die Herausforderungen der Consumerization gewappnet, übertreibt Forrester nur ein bisschen. Aber was das genau ist, darüber sollte man nicht spekulieren, sondern "einfach fragen", so Forrester.

CIOs sollen Mitarbeiter nicht bevormunden

Und: Wer seine Belegschaft kennt, kann ihr vertrauen, lautet die wiederum etwas einfache Botschaft. Google-CIO Ben Fried zeigte sich in der Businessweek überrascht darüber, dass etwas, was er einst für absolut kontraproduktiv gehalten hatte (den Mitarbeitern die Wahlfreiheit zu lassen), die Produktivität bei Google so verbessern konnte. Aber er bereut es nicht: "Der Grund, warum Anwender eine Technologie wählen, könnte sein: Sie kannten sie schon, sie mochten sie oder sie wollten sie haben", schreibt Fried. "All das ist als Motiv in Ordnung, denn es ist besser als wenn Sie ihnen als CIO sagen, was sie zu tun haben."