Google wird erstmals in seiner Geschichte mit Zeitungsverlagen Lizenzverträge abschließen und Geld für die Präsentation von journalistischen Inhalten ausgeben. Das kündigte der Internet-Konzern am Donnerstag in einem Blog-Eintrag an. Die Inhalte sollen auf Google News und Google Discover erscheinen. Wie die Präsentation der Inhalte für die Nutzer genau aussehen wird, teilte Google noch nicht mit.
Das Programm startet in Deutschland, Australien und Brasilien. Hierzulande sind in der frühen Phase unter anderen die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und "Der Spiegel" als Partner dabei. Bislang hatte sich Google hartnäckig geweigert, Inhalte bei Zeitungsverlagen und anderen Medien einzukaufen und sich bei manchen Medienhäusern wie Axel Springer großen Ärger eingehandelt.
Wie viel Geld die Verlage für die Darstellung der Inhalte auf Google News und Google Discover bekommen werden, sagte Google nicht. Das Programm sei aber "breit und langfristig angelegt" und soll auf noch mehr Verlage - darunter auch kleinere Lokalzeitungen - sowie Radiostationen und TV-Sender ausgeweitet werden.
FAZ und Spiegel mit dabei
Carsten Knop, Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", erklärte in dem Blog-Post, man freue sich, dass Google die Zusammenarbeit mit Verlagen wie seinem Haus weiter ausbaue und die Gelegenheit nutze, gemeinsam an einem neuen Produkt zu arbeiten. "Dieses wird den Lesern der FAZ auf den Google-News-Plattformen einen echten Mehrwert bieten."
Stefan Ottlitz, Geschäftsführer Spiegel-Gruppe, wird in dem Blog mit den Worten zitiert: "Diese interessante neue Partnerschaft mit Google versetzt uns in die Lage, unseren preisgekrönten Journalismus mit kuratierten Geschichten in ein neues Format einzubringen. So können wir unsere Reichweite erweitern und vertrauenswürdige Nachrichten in überzeugender Art und Weise über verschiedene Google-Produkte anbieten."
Google sichert zukünftiges Geschäft ab
Google-Manager Brad Bender, der als Vice President die News-Produkte des Konzerns leitet, betonte in seinem Blog-Post die Bedeutung der klassischen Medien: "Eine vitale Verlags- und Nachrichtenbranche war vermutlich nie wichtiger als heute, in einer Zeit, in der Menschen nach Informationen suchen, auf die sie sich inmitten einer globalen Pandemie oder angesichts der jüngsten Proteste gegen Diskriminierung verlassen können." Dies passiere jedoch zu einer Zeit, in der das Geschäft der Branche erheblich unter Druck gerate. "Für Google war und ist es von zentraler Bedeutung, Verlage bei ihrer wichtigen Arbeit zu unterstützen und gleichzeitig Nutzern Zugang zu relevanten Informationen zu ermöglichen."
Vor diesem Hintergrund werde Google von Verlagen Lizenzen über qualitativ hochwertige Inhalte für ein neues Nachrichtenformat erwerben, das später in diesem Jahr veröffentlicht wird. Das neue Programm werde den teilnehmenden Verlagen helfen, die Sichtbarkeit ihrer Inhalte durch ein verbessertes Storytelling-Erlebnis zu vergrößern. Durch das neue Format könnten Leser tiefer in anspruchsvolle Geschichten eintauchen, auf dem Laufenden bleiben sowie neue Themen und Interessen entdecken.
Bender ließ den jahrelangen Streit zwischen der Verlagsbranche und Google unerwähnt. So hatte Google in Deutschland finanzielle Forderungen von Presseverlagen wie Springer, die durch die Verwertungsgesellschaft VG Media erhoben wurden, für die Darstellung von kleineren "Snippets" mehrfach zurückgewiesen. Ein erstes Leistungsschutzgesetz für Presseverlage war dann vom Europäischen Gerichtshof für ungültig erklärt worden.
Etliche Verlage in Deutschland und die VG Media setzen nun auf die neue EU-Richtlinie zum Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt, die bis spätestens zum Juni 2021 in nationales Recht umgesetzt werden muss. In dem Konflikt geht es um die Frage, in welchem Umfang Google in Diensten wie Google News und in der Google Suche Inhalte von Presseverlagen ohne eine Lizenzierung der Inhalte anzeigen darf.
Google zahlt nun im Rahmen der Initiative auch für den kostenlosen Zugriff von Nutzern auf kostenpflichtige Artikel auf der Website einzelner Verlage, wenn diese für ihre Inhalte eine "Bezahlschranke" einsetzen. So könnten diese Verlage ihre Reichweite vergrößern und den Nutzern die Möglichkeit geben, Inhalte zu lesen, die sie normalerweise nicht sehen. (dpa/rs)