Wachwechsel im Silicon Valley: Die Google-Mutter Alphabet hat Apple als wertvollstes Unternehmen überholt. Nach einem kräftigen Kursanstieg nach guten Quartalszahlen ist der Internet-Konzern am Montag nachbörslich am iPhone-Hersteller vorbeigezogen. Die Alphabet-Aktien schossen zeitweise um über acht Prozent in die Höhe und katapultierten den Marktwert des Internetriesen so auf etwa 570 Milliarden Dollar.
Die Marktkapitalisierung von ungefähr 535 Milliarden Dollar des bisherigen Börsen-Champions Apple wurde damit - zumindest vorerst - übertroffen. Im vergangenen Berichtszeitraum stieg der Überschuss von Alphabet im Jahresvergleich von 4,68 auf 4,92 Milliarden Dollar. Der Umsatz legte um 18 Prozent auf 21,33 Milliarden Dollar zu. Die Prognosen der Analysten wurden damit übertroffen.
Die Zahlen waren mit besonderer Spannung erwartet worden, da es der erste Geschäftsbericht war, der in einer neuen Konzernstruktur erschien. Die vielbeachteten Werbeerlöse des bei der Tochter Google angesiedelten Kerngeschäfts - das neben der gleichnamigen Suchmaschine und dem Mail-Hoster Gmail unter anderem die Video-Plattform Youtube und das mobile Betriebssystem Android umfasst - kletterten zum Vorjahr um 17 Prozent auf 19,08 Milliarden Dollar.
Außer dem Search-Business nur Baustellen
Der Konzern hatte den Umbau zur Alphabet-Holding im August angekündigt und im Oktober vollzogen. Seitdem ist Google nur noch eine von mehreren Töchtern unter dem Konzerndach. Durch die neue Art der Bilanzierung wurde erstmals deutlich, wie sich Alphabet in perspektivischen Geschäftsbereichen wie beispielsweise den Sparten für Roboter-Autos oder Internet-Drohnen schlägt. Im vergangenen Jahr brachten diese bislang nicht separat ausgewiesenen Experimente einen Umsatz von lediglich 448 Millionen Dollar und sorgten für einen Verlust in Höhe von 3,57 Milliarden Dollar.
Anleger und Börsenprofis scheinen jedoch trotz der defizitären Entwicklungsprojekte vom Potenzial des Alphabet-Konzerns überzeugt. "Die Ergebnisse von Google sind ein Knaller und toppen die ambitionierten Erwartungen der Analysten", kommentierte Experte Daniel Saurenz von Feingold Research. "Auch die Perspektiven für das kommende Quartal überzeugen, so erklärt sich der deutliche nachbörsliche Kurssprung, der an Apple vorbei führt."
Erstmals sei damit ein Konzern der teuerste der Welt, der keine haptischen Produkte herstelle, so Saurenz. Apple macht zwar höhere Gewinne und verfügt über deutlich mehr Geldreserven. Doch bereits seit rund drei Jahren deutet sich eine Wachablösung an, weil die Investoren Alphabet ein dynamischeres Wachstum zutrauen.
Youtube wird relevanter
Hoffnungsträger wie Youtube entwickeln sich zu Umsatztreibern. Zwar veröffentlicht der Konzern zur Video-Plattform noch immer keine konkreten Zahlen, doch Finanzchefin Ruth Porat machte in einer Telefonkonferenz nach Vorlage der Quartalszahlen deutlich, dass die Geschäftssparte eine wichtige Säule des jüngsten Erfolgs sei. Apple hingegen rechnet für das laufende Vierteljahr mit dem ersten Umsatzrückgang seit mehr als einem Jahrzehnt. (dpa/hv)