Sexuelle Belästigung

Google schmeißt 48 Mitarbeiter raus

28.10.2018
Geschäftlich läuft es rund bei Google, doch nun erschüttert ein Skandal um sexuelle Belästigung den Konzern. Der Internet-Riese feuerte deshalb seit 2016 Duzende Mitarbeiter. Wurden die Vorgänge vertuscht?
Google CEO Sundar Pichai hat die Belegeschaft bereits über die Freisetzung von 48 Mitarbeitern informiert.
Foto: Google

Wegen Vorwürfen sexueller Belästigung hat Google in den vergangenen zwei Jahren 48 Mitarbeiter gefeuert. Darunter seien 13 Führungskräfte, wie Vorstandschef Sundar Pichai in einem Rundschreiben an die Belegschaft erklärte. Mit der E-Mail, die von verschiedenen US-Medien im Internet veröffentlicht wurde, reagierte der Manager auf einen Bericht der "New York Times".

Der Artikel lässt den Online-Giganten sehr schlecht aussehen: So schreibt die Zeitung unter Berufung auf zwei Insider, Google habe beim Abgang von Andy Rubin - dem Kopf hinter dem Android-Betriebssystem für Smartphones - im Jahr 2014 ein dunkles Kapitel verschwiegen. Angeblich wurde Rubin von einer Mitarbeiterin, mit der er eine außereheliche Beziehung gehabt haben soll, beschuldigt, sie 2013 in einem Hotelzimmer zum Oralsex gezwungen zu haben.

So sieht Transparenz bei Google aus

Google habe von den Vorwürfen erfahren, Rubin aber dennoch bei seinem Abgang in den höchsten Tönen gelobt und ihm ein Abschiedspaket von 90 Millionen Dollar mitgegeben, heißt es in dem Bericht. Ein Sprecher von Rubin bestritt die Vorwürfe und sagte, dieser habe das Unternehmen auf eigenes Betreiben verlassen.

Laut "New York Times" hat Google im vergangenen Jahrzehnt auch noch über zwei weitere Führungskräfte, die der sexuellen Belästigung beschuldigt wurden, schützend die Hand gehalten. Die Zeitung stützt sich auf Firmen- und Gerichtsdokumente sowie auf Gespräche mit über drei Dutzend Mitarbeitern. Google versicherte, entschieden auf Vorwürfe wegen Fehlverhaltens zu reagieren. Pichai schrieb in seiner Mail, es habe bei keiner der 48 Entlassungen Abfindungen gegeben.

Der Skandal kam zeitgleich mit den jüngsten Quartalszahlen auf. Diese zeigen, dass es geschäftlich rund läuft. So konnte Googles Mutterkonzern Alphabet den Gewinn im Sommerquartal dank hoher Werbeeinnahmen und niedrigerer Steuern kräftig erhöhen.

Sexismus-Vorwürfe im Silicon Valley nicht neu

In den drei Monaten bis Ende September kletterte der Überschuss im Jahresvergleich von 6,7 Milliarden auf 9,2 Milliarden Dollar (8,1 Mrd Euro), wie Google am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Die Erlöse stiegen um 21 Prozent auf 33,7 Milliarden Dollar. An der Wall Street war jedoch mit mehr gerechnet worden - die Aktie fiel nachbörslich zunächst um über drei Prozent.

Alphabets Quartalsbilanz profitierte erneut vom boomenden Geschäft mit Internet-Anzeigen, das ein rund 20-prozentiges Erlösplus erzielte und mit knapp 29 Milliarden Dollar den Großteil der Einnahmen beisteuerte. In den restlichen Sparten nahm der Umsatz um 43 Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar zu.

"Unser Geschäft bleibt weltweit stark in Form", kommentierte Finanzchefin Ruth Porat die Zahlen. Zudem spielte dem Konzern die Steuersenkung der US-Regierung in die Karten. Die effektive Steuerquote ging von 16 auf lediglich 9 Prozent zurück.

Immer wieder kommt es im von Männern dominierten Silicon Valley zu Sexismus-Vorwürfen. Der geringe Anteil und die Diskriminierung von Frauen im Arbeitsleben sind ein wiederkehrendes Thema. Zuletzt hatte der Fahrdienst-Vermittler Uber bekanntgegeben, mehreren hundert Angestellten Entschädigungen wegen sexueller Belästigung zu zahlen. (dpa/rs)