Fast zeitgleich mit der Übernahme des Handy-Herstellers Motorola hat Suchmaschinenbetreiber Google mit Zagat eine weitere zukunftsträchtige Investition getätigt. Zagat zählt seit über 30 Jahren zu einem der international renommiertesten Restaurantratgeber, zunächst in Buchform und dann auch im Internet. Die Führer decken auch die Gastronomie in deutschen Großstädten ab.
Das Unternehmen gilt als Autorität bei Restaurantempfehlungen, und ein integrierter Brand wie dieser könnte die Attraktivität bei Googles bestehenden lokalen Suchangeboten steigern. Dies ist nötig, um sich gegen eine wachsende Konkurrenz auf diesem Sektor zu behaupten: Regional oder lokal ausgerichtete E-Commerce-Seiten wie Groupon haben in den letzten Jahren viele Besucher im Internet angezogen. Mit ihren Adressen, Karten, Preisvergleichen, Sonderangeboten oder Coupons sind sie immer populärer geworden. Googles Versuch, den neuen Konkurrenten Groupon zu übernehmen, war letztes Jahr gescheitert.
Google kann nun zumindest seine Suchmaschine, seine Anwendungen wie Maps oder die Apps bei Android-Smartphones mit den Inhalten von Zagat kombinieren. Damit wird der Konzern zudem in die Lage versetzt, seine ganze Marktmacht und Reichweite beim Publikum gegen konkurrierende Restaurantführer wie Yelp, OpenTable oder regionale Spezialisten auszuspielen.
Für Marissa Mayer, Vice President of Local, Maps and Location Services bei Google, reicht es heute nicht mehr, den Leuten nur geographische Informationen über Restaurants, Bars, Hotels oder Nachtclubs anzubieten: "Es geht auch darum, ihnen einen Eindruck von dem Ort zu vermitteln. Einen Eindruck von dem, was sie dort erwartet." Die kurzen Berichte und Bewertungen von Zagat seien hier eine große Hilfe.
Der Kauf ist auch eine Reaktion auf die rasche Verbreitung von Smartphones und die steigenden Benutzerzahlen von Facebook und anderen Social Media. Über das iPhone oder andere Geräte will man sich mal eben schnell informieren über das nächst gelegene gute Restaurant oder einen Ort, an dem "etwas los ist". Laut Google eröffnen sich gerade im lokalen Bereich neue Geschäftschancen, und da will man den Anschluss nicht verpassen.
Mehr Content statt nur Suchfunktionen
Die Akquisitionen von Motorola und Zagat unterstreichen diesen Anspruch, wie der Analyst Brian Pitz von UBS betont. Google brauche auch deshalb mehr eigenen "Content", um sich gegen die Vorwürfe zu wehren, man kopiere lediglich Informationen und Kommentare von anderen Restaurantseiten wie der ebenfalls in Deutschland aktiven Yelp.
Diese Praktiken haben in den USA bereits die Aufmerksamkeit staatlicher Institutionen wie der Federal Trade Commission erregt. Offenbar ist man dabei, eine groß angelegte Antitrust-Untersuchung gegen Google einzuleiten. Der Gigant Google versucht nun, sich durch neue Akquisitionen, die ihn noch größer machen, aus der Schlinge zu ziehen.