Smartphones sind dufte, nur das ständige Aufladenmüssen nervt. Vor allem, weil es in dieser Form vermeidbar bis überflüssig ist, wie Forscher aus den USA herausfanden. Demnach sind drei Viertel des Energieverbrauchs überhaupt nicht den aktiv genutzten Kernfunktionen geschuldet, sondern Aktivitäten, die im Hintergrund ablaufen. Verursacher sind vor allem Anzeigen, die heruntergeladen werden, oder Informationen über den Nutzer und seinen Aufenthaltsort, die zu Werbe- und Marketingzwecken gesendet werden.
„Es stellt sich heraus, dass freie Apps in Wahrheit gar nicht kostenlos sind, weil sie die versteckten Kosten einer reduzierten Batterielebensdauer beinhalten“, erläutert Y. Charlie Hu, Professor für Elektroingenieurswissenschaften an der Purdue University. 65 bis 75 Prozent der durch kostenfreie Apps verbrauchten Energie seien durch werbliche Funktionen bedingt.
Beim frei downloadbaren Spiel Angry Birds etwa werde tatsächlich nur ein Viertel der Energie fürs Zocken selbst benötigt. Hu führt den Großteil des Energieverbrauchs auf die Lokalisierung der User zurück, die zielgruppengerechte Werbung ermöglichen soll.
Mit seinen Mitarbeitern Abhinav Pathak und Ming Zhang präsentierte Hu kürzlich nicht nur ein Forschungspapier zum Problem, sondern zugleich ein Tool namens „Eprof“ zur Analyse der Ursachen des Energieverbrauchs von Smartphones.
„Es ist das allererste Tool dieser Art, das überhaupt für moderne Smartphones entwickelt wurde“, erklärt Pathak. In den vergangenen fünf Jahren seien etwa eine Million Apps geschrieben worden. „Aber bis jetzt gab es keinen systematischen Weg für die Entwickler, den Energiekonsum der einzelnen Komponenten abzulesen.“
Verbindungen unnötig lang gehalten
Mit Hilfe dieses Tools verifizierten die Forscher eine Kombination aus ineffiziente Programmen und regelrechten „Energy Bugs“ in der Software, die die Verschleuderung von Strom bewirken. Beispielsweise gibt es Free Apps, bei denen das Abschalten der Internetverbindung nicht wie geplant stattfindet.
Besonders ineffizient sind nach Einschätzung der Experten von der Purdue Universität neben kostenlosen Apps vor allem aus dem Spiele-Segment auch Apps, die Gadgets wie Kamera, GPS oder Kompass miteinbeziehen. Ein auffälliges Ärgernis sind so genannte Tails, durch die Werbeeinblendungen sieben Sekunden länger als nötig die Netzwerkverbindung halten.
Alles in allem beobachtet Hu, dass Smartphones mehr als frühere Technologien Energie auch dann verbrauchen, wenn sie eigentlich gar nicht benutzt werden. Immer häufiger höre er Beschwerden, dass der Akku bereits nach wenigen Stunden leer sei, obwohl das doch nur alle 24 Stunden der Fall sein solle. Sein Ziel sei es jetzt, einen „Energy Debugger“ zu entwickeln, der automatisch für eine möglichst optimale Energienutzung sorge, so der Professor.