Es ist ja nicht so, dass online überhaupt kein Geld fließt. Laut Jupiter MMXI flossen in Europa letztes Jahr gut 250 Millionen Euro in die Kassen der Content-Provider. Die lieferten dafür jedoch zu 70 Prozent Erotik. Deren Verkaufserfolge sind seit langem bekannt, sie bilden aber lediglich eine, wenn auch die größte, der Nischen, von denen Prognos annimmt, dass sich in ihnen ein Markt für Web-Inhalte entwickelt.
Wohlgemerkt: Nischenmärkte. Die große Öffentlichkeit ist mit kostenpflichtigen Online-Inhalten nicht zu erreichen, und das wird auch so bleiben. Wenn schon Kirchs Pay-TV sich trotz viel höherer technischer Qualität der Bilder nicht rechnet, wie soll dann das Pay-Web eine Chance haben?
Das Internet ist von Leuten aufgebaut worden, die kommunizieren wollen. Dazu kamen dann Altruisten und Idealisten, für die das Weltnetz ein Geschenk war, weil sie ihre Interessen darin mit einer breiten Öffentlichkeit teilen konnten. Viele von denen sind kreativ genug und technisch ausreichend bewandert, um hochwertige Inhalte in konsumierbarer Form online zu präsentieren. Geld nehmen sie dafür nicht. Gratisinhalte im Internet haben sich auf diese Weise zum Kulturgut entwickelt.
Kommunikation und Information auf kommerziellen Websites brechen diese Kultur nicht auf. Sie werden akzeptiert und wirken verkaufsunterstützend, mehr nicht. Das ist zwar nicht logisch, denn Online-Inhalte sind aktueller als gedruckte, genauso aktuell wie gefunkte, und schlechter als beide müssen sie auch nicht sein. Aber das Internet ist in der Wahrnehmung und Gewöhnung seiner Nutzer zuerst ein Kommunikationskanal. Dafür zahlen sie, in Form von Flatrates oder Zugangstarifen, aber nicht für die Inhalte selbst. Unsere Prognose: Die gegenwärtige Paid-Content-Welle wird bald wieder verebben.
Und ob sie dann wirklich hochschlägt, wenn die Web-Inhalte auf mobile Endgeräte umziehen, ist auch noch nicht bewiesen. Jupiter sagt zwar: ja. Aber welche Inhalte dadurch einen Geldwert darstellen sollen, dass sie per Handy empfangen werden können, darüber darf noch spekuliert werden. Handy-Logos und Klingeltöne allein können es wohl kaum sein. Letzten Endes ist auch für Mobiltelefonierer die Kommunikation das Wichtigste.