Seit Anfang vorigen Jahres ist Green IT in aller Munde. Zwar beschäftigen sich viele CIOs inzwischen mit Teilbereichen von Green IT, sie sind aber noch weit davon entfernt, die volle Verantwortung für die Umweltverträglichkeit ihrer IT zu übernehmen. So werden zwar Konsolidierungs- und Virtualisierungsprojekte durchgeführt, und teilweise wird auch über innovative Möglichkeiten zur Klimatisierung von Rechenzentren nachgedacht. Aber die tatsächlich anfallenden Energiekosten ihrer IT-Infrastruktur kennen die wenigsten, andere Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz wie Abwärmenutzung oder alternative Kühlkonzepte werden allzu selten ins Kalkül gezogen.
Die Schuld liegt nicht allein bei den CIOs: Oft haben sie nicht einmal die Chance, die volle Verantwortung für das Thema zu übernehmen, weil etwa die Kosten für Energie nicht von ihrem Budget getragen werden. Andere haben indes nicht das geringste Interesse daran, diese Kosten weiter zu hinterfragen - und verpassen damit die Gelegenheit, den positiven Wertbeitrag der Aktivitäten für das gesamte Unternehmen für ihre Abteilung zu reklamieren. Aus Sicht der Experton Group sollte ein CIO unbedingt diese Verantwortung anstreben und sich damit zum Vorreiter der Green IT im Unternehmen machen.
Unabhängig davon, ob die Energiekosten aus dem IT-Budget bezahlt werden oder nicht, muss jeder CIO und Rechenzentrumsleiter wissen, welche Kosten er in diesem Bereich verursacht. Das ist die unabdingbare Voraussetzung für eine sinnvolle Optimierung der Rechenzentren. Eine aktuelle Studie der Experton Group hat ergeben, dass nahezu alle IT- und RZ-Leiter durchaus ein gutes "Gefühl" für den Energiebedarf ihrer Infrastrukturen haben, gleichwohl aber 90 Prozent der IT-Verantwortlichen keine konkreten Zahlen zum Energieverbrauch nennen können.
Um sich als Green CIO zu positionieren und damit auch die eigene Position im Unternehmen zu stärken, schlägt die Experton Group folgende Schritte vor:
-
CIOs müssen die Verantwortung für alle Umweltbelange der IT übernehmen. Dazu gehören die Energiekosten ebenso wie eine umfassende Umweltpolitik für die Beschaffung, den Betrieb und die Entsorgung von IT-Hardware.
-
CIOs müssen die Möglichkeiten von Konsolidierung, Virtualisierung und System-Management nutzen, um die vorhandene IT-Hardware einerseits optimal auszulasten und andererseits Betriebskonzepte zu entwickeln, die es auch erlauben, ein zelne Komponenten abzuschalten, wenn diese zur Aufrechterhaltung der angeforderten IT-Leistung nicht benötigt werden.
-
CIOs sollten innovative Lösungen im Bereich Kühltechnik und Nutzung der Abwärme aufgreifen. Nicht jede Klimaanlage ist notwendig, manchmal reicht auch ein Grundwasserbrunnen oder ein Fluss! In manchen Städten kann man die Abwärme auch an die Fernwärmeversorgung verkaufen.
-
CIOs müssen den Status quo und die schrittweisen Verbesserungen aktiv in ihrem Unternehmen kommunizieren. Es macht keinen Sinn, darauf zu hoffen, dass die Energiekosten beliebig lange weiter vom Gebäude-Management getragen werden, also sollte man sich diesbezüglich auch nicht verstecken. Eine klare Kommunikation schafft Vertrauen, und Verbesserungen, die nach drei bis sechs Monaten kommuniziert werden, stärken das Image der IT insgesamt.
Wolfgang Schwab ist Senior Advisor bei der Experton Group.